1. Traum - 2

Die Ritualistin umarmte mich, ihr geisterhafter Koerper fuehlte sich seltsam warm an.
"Wenn du meine Blume bist, so nenne ich dich Malik - so sollte mein Sohn immer heisen. Nimm diesen an und dir wird mein Erbe zuteil. Gedenke meiner und ich werde in Frieden sterben."


Malik - ich hatte bisher keinen Namen. man sagt, der Traum vergebe die Namen - der Traum ist es auch, der einem die Wylde Jagd erteilt. Ist dies meine wylde Jagd?
Das Erbe einer Ritualistin anzutretten - einer Menschenfrau, die den ewigen Frieden suchte.
"Malik" wiederholte ich langsam.
"Doch, guter Geist, an wen soll ich mich erinnern. Wie ist dein Name."


Sie strich mit der Hand ueber mein Gesicht, wie eine gefuehlte warme Sommerbriese.
"Das Auge des Nordens wird dir den Weg weisen." hauchte sie mit einem dankbaren Laecheln, das sich in meine Erinnerungen unausloeschlich brannte. Ihre Gestalt verfloss im Nebel des Traumes.
Ich strich mir ueber die Fingerkuppen und versuchte diese wunderbare Waerme des Geistes noch einmal zu fassen, ehe sie entgueltig verfolgen war.


Ich sah mich unsicher um, der Traum war seltsam leer, nachdem die Menschenfrau gegangen war. In der Ferne erklang ein schwerer Gong.
instinktiv folgte ich den Weg. Aus einem Puls heraus fing ich an zu laufen, zu rennen. immer schneller, weiter.
Der Nebel lichtete sich vor mir und gab den steilen Abgrund preis. Mein Herz blieb stehen vor Schreck, doch der Traum rief..
"Spring!"


Ich sprang.
Ich schrie auf im Sturz, es schien zu einem ewigen Fall in das nichts zu werden. ich spuerte wie mein Koerper ergriffen wurde, mich formte. als ich durch die naechste Wolke stiess, war ich ein Vogel.
Ich breitete meine Schwingen instinktiv aus, der Ruf eines Falken ging mir vorraus. Der endlose weise Schlund oeffnete sich vor mir. Er gab eine kleine Insel im Azurblauen Wasser frei, unberuehrt bar jeden Schreckens.
Gebaeude aus Filigranen Holz und Stein trohnten auf den Bergen, saftiges Gruen in Taelern mit malerischen Doerfern.
Ich sah Menschen im Gebet, der Gong einer grossen Bronzescheibe als Instrument eines goettlichen Rythmus. ich umkreiste mehrmals das Gebaeude mit der bronzenen Scheibe und den betenden Menschen.
"Ein Kloster" fluesterte mir der Traum.
Es gehoerte zu den Laenderreien von Cantha.
Ich beobachtete die Menschen eine Weile und hob meine Schwingen. war das ein Teil meiner Aufgabe, Cantha zu besuchen?
Der Traum fluesterte mir, das diese Welt sich verschlossen hatte, lange vor dem Erwachen der Erstgeborenen. Stammte die Ritualistin von hier?


ich flog weiter, der Wind gab die Richtung vor - ich wollte sehen wie weit der Wind und der Traum mich tragen wollten.
Unter mir endloses Wasser, soweit das Auge reichte. dennoch trieb es mich nur weiter in die Ferne.
ich sah die Sonne 2x am Horizont verschwinden. ich spuerte, wie ich am Ende war - irrte ich mich?
War der Wind nur eine Laune von Mir selbst, nicht vom Traum?
Mir war klar, das meine Kraefte nicht reichen wuerden zurueck zu fliegen.


"Sieh"


Ich richtete Augen nach vorn, ich sah tatsaechlich Land.
Ich mobilisierte alle Kraefte in meiner Vogelgestallt um es zu erreichen.
Land! Land! Land!


Was ich vor mir sah, hatte nichts mit der gruenen Insel gemein.
Es war eine Insel in verschieden Ocker- und Gruenfarben. Der Wind fegte heis ueber die grossen Steinmonumente. Die Menschen, braungebrand und meist von kraeftiger oder zaeher Gestalt, wirkten offenherzig und lebenslustig. Sie lachten viel, trotz der Haerte des heisen Landes. Ich beobachte sie lange in einem ihrer Staedte.


"Kamar" fluesterte mir der Traum.
"Ist es meine Aufgabe, das all zu sehen?" fragte ich. der Traum gab mir eine alte Gestalt zurueck, waehrend ich auf einem Steingemaeuer sass.
Der Traum antwortete mir nicht.


Eines fragte ich mich ... Waren dies Bilder der Zukunft, oder der Vergangenheit, die der Traum mir zeigte.
ich wollte es selbst herausfinden..