Kurze Zeit nach Sonnenaufgang des neuen Tages kann ein einfacher Bursche unter dem Stadttor ausgemacht werden, der kleine Handzettel für nur ein Kupfer das Stück verkauft. Das Papier ist schlicht, die Zeilen mit einfachsten Mitteln aufgedruckt. Die Auflage beschränkt sich auf nur fünfzig Exemplare, die sich dennoch bis Vormittags halten.
Der Singvogel
Ausgabe #001
Leitspruch der Ausgabe:
"Erfolg ist eine Treppe, keine Tür."
Das Wetter zuletzt:
"Sonniges Wetter, los Götterfels, raus in die Natur, Picknick am Waldrand, angeln am See!"
Wenn die Luft brennt
Ich werde in ein großes Büro geführt. Vor mir ein schwerer Schreibtisch, Akten, sogar ein Rüstschrank. Die Wächterin, die mich hereinbringt bedeutet mir mich zu setzen. Oberfeldwebel Freyja Verdandii vom zweiten ministerialen Wachregiment. Selbst die frechsten Lümmel lernen sicher Respekt, wenn sie dieser Frau gegenübersitzen, die das Kriegshandwerk schon in Ebonfalke gelernt hat und sich heute unserer Sicherheit verschreibt.
So werden auch die Zeugenaussagen aufgenommen. Im selben Stuhl, den ich gerade belege, in diesem Raum, in nicht ungemütlicher Atmosphäre. Normalerweise werden Zeugen jedoch eingeladen und müssen keinen Termin machen, so wie ich vom Singvogel.
Die Arbeit der Ministerialen unterscheidet sich von dem, was die Seraphen tun, so Verdandii. Nicht nur durch das Umfeld und die Personen, mit denen sie es zu tun haben. Sie erzählt mir von einem aktuellen Fall, einem vermeintlichen Überfall. Es gab Verletzte, Schüsse und zwei Aussagen, die gegeneinander stehen. Jetzt heißt es Aussagen sammeln, Zeugen auftreiben, Ermittlungsarbeit. Auf die Frage hin, ob die Arbeit auch gefährlich ist, winkt der Oberfeldwebel nur ab. Nichts, was die Ministerialen nicht für uns Bürger der Stadt in den Griff bekämen. Ein knappes Lob wird an den Leutnant ausgesprochen.
Auf die Frage hin, ob die Männer denn leichter mit der Arbeit zurechtkommen ernte ich nur einen ernsten Blick und eine deutliche Aussage: Nein, keineswegs. Im Endeffekt ist es das ganze Regiment, das an einem Strang zieht. Für uns, liebe Leser.
Und damit noch abschließend ein Dank an das Wachregiment, Oberfeldwebel Verdandii und die fleißigen Leserinnen und Leser dieser ersten Ausgabe des Singvogels,
Simon Tettel