Lia's Eleven!

Eine leise Melodie vor sich her summend, saß die rothaarige Menschin auf dem Mauernvorsprung neben einer knapp zwei Meter großen, massiven Eichenholztür. Der heitere Ton schallt kaum hörbar an den Wänden, dem Boden und der Decke ab...alles bestehend aus tristem, in den Berg geschlagenem Fels an welchem eine feine, schwarze Rußschicht anhaftet welche ihren Ursprung wohl in der vor sich hin flackernden Fackel-Beleuchtung hat.
Zwar beleuchten die in aller zwei Metern an die Wand angebrachten Fackeln den langen, dunklen Gang an dessem Ende die Frau gerade sitzt nur mittelmäßig...doch war es hier schon immer Trist und Öde. Ob nun mit Asura-Beleuchtung oder ohne.
Wenigstens brachte die Warme Farbe des Feuers, die hier und dort streuenden Funken, der Geruch nach verbranntem Öl und Leinen, sowie das feine Knistern der Flammen ein wenig Athmosphäre herein...ansonsten hätte sie sich wohl zu Tode gelangweilt, hier in diesem sonst totenstillem Eingangstunnel...der Architekt gehörte wirklich erschossen.

Ihre grünen Augen wanderten langsam hin und her, betrachtete die rußgeschwärzten Wände, versuchten eine Ordnung im Chaos der orangenen Fackelflamme zu finden...nun fing sie auchnoch an die Beine hin und her baumeln zu lassen...ihr war wirklich sterbenslangweilig...doch blieb ihr nichts anderes übrig als zu warten. Während ihr Blick so umher huschte, erfasste sie einen Staubfleck auf der sonst so vollkommen tadellosen, schwarz-rot gefärbten Lederrüstung welche sie trug...ein Ding der Unmöglichkeit! Sofort stieß sie sich von dem Mauernvorpsrung ab, mit dumpfen Klopfen berührten die stahlgekappten Stiefel wieder festen Grund und eilig wurde sich abgeklopft. Der Schmutzfleck dort am rechtem Hosenbein tunlichst entfernt....ja, das hatte man ihr eingetrichtert. Tadelloses Erscheinungsbild!....auch wenn man sich in einem verdrecktem Gang, mitten im Nirgendwo in einem einsamen Berg befindet....und sich wahrscheinlich niemand im Umkreis von einigen Kilometern befindet. Aber Regeln sind Regeln.

Während sie so ein wenig nach vorn gebeugt da stand, gesellte sich zu den regelmäßigen Klopfgeräuschen ihrerseits, der gesummten Melodie und dem Fackelprasseln etwas Neues...erst nur andeutungsweise...dann jedoch von Sekunde zu Sekunde ein wenig deutlicher...es kam näher!...wurde klarer...ihr Kopf hob sich an um den dunklen, schlecht beleuchteten Gang entlang zu blicken...und...ja. Es waren Schritte. Genauer gesagt die Schritte zweier Personen welche sich im Laufschritt den Gang entlangbewegten, auf sie zukommend..."Tacktacktacktacktack"- schlugen die Lederstiefel der beiden immerwieder auf den Fels auf.
Die Mundwinkel der Frau hoben sich, ebenso wie es ihr Oberkörper wieder tat... -das Hosenbein war wieder sauber- ...als sie die Gestalten aus dem Zwielicht näher eilen sah.
Rechts die Sylvari mit den roten Kopfblättern....die Spitzen davon glühten in sattem Blutrot auf und ab -war wohl aufgeregt, der Blattling-, umhüllt von der selben schwarz-roten Lederrüstung welche sie selbst gerade trug. Knapp hinter dem Baumwesen folgte ein Mensch, der die Sylvari um fast anderthalb Köpfe überragte und aussah als könne er zwei Doljak's mit dem kleinem Finger heben.

Der kahl rasierte Mann hatte ebenso wie die beiden Frauen eione in schwarz getünchte Lederrüstung an...die roten Akzente daran schimmerten im Schein der Fackeln und hoben sich im orangenem Licht recht gut ab. Im Gegensatz zu der Sylvari welche -scheinbar- keinerlei Waffen trug, hatte der Mann ein doch recht großes Gewehr über den Rücken geschnallt sowie einen Patronengurt über Brust und Taile gezogen. Der Lauf der Waffe ragte über die rechte Schulter des Mannes hin nach oben. Das Ding war gut und gerne seine anderthalb Meter lang und knallte bei jedem hastigem Schritt gegen das Schulterblatt des Hühnen.

Auch er war sichtlich verschwitzt...sein Gesicht knallrot gefärbt, konnte sie schon von hier seine sich überschlagende Atmung hören. Dafür fiel ihr ein -eigentlich wirklich passender- Spruch ein, den sie den beiden nun liebend gern' entgegenwerfen würde...er war aber meistens weniger für Humor empfänglich....die Sylvari dafür allerdings umso mehr. Das Problem daran war nur, das sie derlei Dinge ohnehin nie wirklich verstand...seltsamer Baumling.

Mit vier donnernden Schritten stoppten die beiden schließlich vor ihr, just in dem Moment als ihr Gedankengang beendet war und ihr doch noch ein leises Lachen entlockte.

Den Versuch war es eigentlich schon wert....kurz wartete sie, bis die beiden ihr auch wirklich ihre Aufmerksamkeit schenkten und nichtmehr damit beschäftigt waren ihren Atem wieder unter Kontrolle zu bringen...ein paar Sekunden des Schweigens vergingen so, während sie mit amüsiertem Gesichtsausdruck die beiden keuchenden Gestalten vor sich betrachtete.

Schließlich sprach sie in halbernster Tonlage:

"Seid ihr beide so am Keuchen, weil ihr noch von der gemeinsamen Nacht erschöpft seid?...
...oder hat's nur so lange gedauert, das ihr herrennen musstet um nicht völlig zu spät zu kommen?"

Die Antwort kam so, wie es die Frau erwartet hatte. Schnaufend hielt ihr der Glatzkopf in einer unflätigen Geste den Mittelfinger entgegen, die Raue und vom Rennen sichtlich erschöpfte Stimme warf ihr ein trockenes: "Leck mich, Mai." zu.

Sie schmunzelte.

"Kommt schon, ihr wisst das man ihn nicht warten lassen sollte."

Damit wandt' sie sich auchschon herum, die massive Holztür vor sich mit der rechten Hand aufstoßend. Sylvari und Mensch folgten ihr ohne zu zögern, betraten nach ihr die große Kammer welche hinter der Tür lag.

Der Raum war erleuchtet vom Schein des prasselndem Kaminfeuers am gegenüberliegendem Ende.
Während leises Quietschen der Holztür durch den Raum hallte, welche gerade von der Sylvari zugezogen wurde begab sich die Frau bereits in die Mitte der Kammer. Knarzende Holzdielen welche den steinerenen Boden hier überzogen begleitete jeden Schritt.

Schwarzpulver, abgestandene Luft und der Geruch des Feuers erfüllten den mit Holz ausgekleideten Raum, an der linksseitigen Wand hingen einige Portrait-Bilder von wahrscheinlich längst verstorbenen Menschen deren in Farbe gefangene Blicke den Raum heimsuchten...es schauderte sie jedes Mal bei dem Anblick dieser Gestalten. Doch nur flüchtig blieb ihr Blick auf den Bildern hängen. Ihre Aufmerksamkeit widmete sich der Person neben dem Kamin während die drei sich in Reih und Glied vor dem mit Büchern, Karten und Pergamenten vollbepacktem Tisch in der Mitte des Raumes aufstellten.

Die Haltung der drei straffte sich, man schlug sich mit der rechten Faust an die eigene, linke Brust.

"Zweite Gruppe meldet sich zum Dienst, Sir." die Stimme der Frau verlor ihren Witz.

Ebenso wie die Haltung härter wurde, wurde es auch die Stimme. Ernst und Respekt vor dem Gegenüber war zu hören.

Die Gestalt neben dem Kamin begann sich sogleich der Gruppe zuzudrehen...man hätte fast meinen können das der Mann dort den Norn zugehörig war. Zwei Schritte trat der Hühne näher, das harte, kantige Gesicht mit unnachgiebig trockener Mimik, vernarbter Wange, dunklen Augen und wohl schon mehrfach gebrochener Nase passte hervorragend zu dem bulligem Körperbau des Menschen.

Eine weit geschnittene Lederrüstung verhüllte den Körper zwar gänzlich, doch war es offensichtlich das der mit kurz geschorenem, schwarzem Haar versehene Mann den Körperbau eines mit Testosteron vollgepumpten Ochsen hatte. Die zwei Meter-Marke knackte er ohne Probleme, ebenso war es ein Wunder das der breite Kerl überhaupt durch die Tür passte. Die massiven Schultern waren von drei gezackten Rangabzeichen versehen, das polierte Metall reflektierte kurz den Schein des Feuers während der Man sich den dreien näherte, die Frau anstarrend.

Kurz vor ihr hielt er inne, lies den eiskalten Blick kurz über die drei Anwesenden schweifen, ehe sie wieder fixiert wurde...eine dunkle, basslastige Stimme entkam seiner Kehle:

"Ihr seid zu spät, Leutnant."

Sie schluckt kurz, ehe eine mehr oder weniger sichere Antwort folgt:

"Verzeiht, es gab Unregelmäßgkeiten bei-"

"Ruhe!" unterbrach er sie sogleich:
"Ich verlangte nicht nach Rechtfertigungen. Ihr bekommt einen Aktenvermerk."

Die Frau deutete als Antwort ein Nicken an, kaum wahrnehmbar hörte man die Sylvari, welche sich rechts neben dem Glatzkopf positioniert hatte Schmunzeln...der Hühne reagierte darauf nicht oder schien es wohl nicht zu hören.

"Ihr wisst warum ihr hier seid. Aufgrund der letzten Vorkomnisse ist es allerding nötig einige Missionsparameter abzuändern. Die Asura in der Forschungsebene haben die Anlage lokalisiert, jedoch ergaben sich einige Ungereimtheiten in den beschafften Daten."

Kaum hatte der Mann ausgesprochen, erklang die helle Stimme der Sylvari: "Wir haben alles na-"

"RUHE!" donnerte es sogleich aus der Kehle des Hühnen, der Blick ruckte zu der Roten herum...ebenso sah die Frau und der Glatzkopf kurz zu dem Pflanzenwesen, welches kurz zusammenzuckte und wieder stumm geradeaus sah. Einen Moment herrschte Stille, ehe sich der Schreihals wieder der Menschenfrau zuwandte.

"...ich werde drei voneinander getrennte Einsätze erteilen. Wem ihr die untergeordneten Aufgaben zuteilt ist euch überlassen Leutnant, ich erwarte allerdings das ihr eure Leute mit bedacht wählt. Nachwievor ist das Primärziel die Beschaffung der Unterlagen, allerdings werden wir uns dieses Mal etwas weniger zurückhalten."

Mitten im Satz ihres Vorgesetzen begann die Sylvari erneut zu sprechen: "Wir könn-Ufhz.."
Der Glatzkopg neben ihr stieß ihr mit dem Ellenbogen in die Seite und funkelte sie mahnend an.
Sie schwieg, während der Hühne weitersprach und die Unterbrechung wohl nicht zur Kenntniss nahm.

"...drei Stoßtrupp's werden für die Reinigung der Anlage sorgen, ihr werdet sie dabei begleiten. Den Part der Aufklärung und Infiltration lege ich in eure persönliche Verantwortung Leutnant. Die Sabotage wird-..." Erneut fiel die Sylvari ihm in's Wort. "Das mache ich!"

Stille.

Nach der erneuten Unterbrechung drehte sich der Hühne quälend langsam der Roten zu.
Der Glatzkopf neben ihr schluckte schwer, der Blick wurde geradeaus an die Wand gerichtet. Ebenso wandte die Frau ihren Blick nach vorn, weg von dem was nun vielleicht kommen möge.

In mäßigen Schritten näherte sich der Kerl -welcher die Sylvari um locker zwei Köpfe überragte-, die Dielen knarzten unter seinem Gewicht. Zusätzlich zum Ächzen des Holzes, hörte man leises Blätterrascheln, als sich das Kopfblattwerk der Roten langsam aufstellte, der sich nähernde Mann wurde mit einer Mischung aus Witz und Angst angesehen....er positionierte sich direkt vor ihr...sah einen Moment zu ihr hinab...sie blickte ihm entgegen....oder eher hinauf.

Es dauerte nur einen kurzen Moment ehe die rechte Pranke des Menschen in einer schnellen Bewegung schräg nach oben gezogen wurde, weit ausholend....und wieder in einer Seitlichen Kurve hinabjagte, die ausgestreckte Hand knallte flach auf die linke Gesichtsseite der Sylvari. Laut klatschte es als der Hühne ihr eine Backpfeife verpasste welche -der Größe geschuldet- fast die gesamte Gesichtshälfte bis hin zum Ohr abdeckte. Die Wucht dahinter verriet nichtnur das schallende Geräusch, der ganze Oberkörper der Sylvari ruckte kurz nach rechts, ebenso wie der Kopf ruckartig beiseite gedrückt wurde.

Noch während die Hand des Mannes wieder gesenkt wurde richtet sich die Sylvari wieder in strammer Haltung auf. Ein wenig goldenes Blut ran ihr aus der Nase, die Unterlippe schien aufgeplatzt.

Stumm wurde der Blick wieder nach vorn gerichtet, die Mimik verriert keine weitere Reaktion.
Noch eine Sekunde starrte sie der Mann an, ehe der Blick sich zur Frau hin richtete:

"Ihr solltet eure Leute besser im Griff haben, Leutnant."

"Verzeiht, Sir."

"Hrmn." ein dumpfes Schnaufen entfuhr ihm. Die Position vor der Sylvari behielt er bei, blickte und sprach jedoch zur Menschenfrau.

"...den Part der letztlichen Sabotage werdet ihr einem eurer Leute übertragen. Die Art und Weise ist mit wie erwähnt gleich. Ich vertraue in dieser Hinsicht auf euer Urteilsvermögen. Für etwaige Fehler werdet ihr und eure Gruppe allerdings persönlich geradestehen. Die Pläne liegen auf dem Tisch."

Flüchtig deutete er auf einige Mappen am Rand des Tisches, sogleich trat sie einen Schritt vor und griff danach. Ihre Position wieder einnehmend, deutete sie einen kurzen Salut an.

"Verstanden, Sir."

Der Blick des Mannes wanderte erneut zur Sylvari...sie starrte einfach weiter nach vorn, die Blattspitzen glammen in sattem blut rot auf und ab, das katzenartig aufgestellte Blattwerk wollte sich wohl nicht so recht regen...das feine Rinnsal an goldenem Blut welches ihr von der Nase her ausgehend über Lippe und Kinn ran störte sie scheinbar nicht weiter. Als von ihr keine Reaktion folgte, wandte er sich schließlich ab.

"Ihr könnt wegtreten."

"Sir." ein knappes Nicken, ehe sich die Frau abwandte und zur Tür marschierte. Der Glatzkopf machte sich daran ihr zu folgen, ebenso die Sylvari. Während die Hand bereits die Türklinge berührtem, die kurze Einweisung quasi überstanden war hörte sie die Sylvari einen Meter hinter sich leise zu sich selbst murmeln:

"....Penner..."

"MOMENT!" donnerte es erneut durch den ganzen Raum. Schritte näherten sich von hinten, während die Frau in ihrer Bewegung einfror. Die Hand ruhte auf der Türklinke, ächzend quittierten die Dielen den näher Kommenden Hühnen.

....halt' doch nur ein einziges Mal deinen Rand....noch während die Frau diesen Satz im Kopf durchgang, dabei die Türklinge betrachtete hörte sie hinter sich einen dumpfen Schlag, etwas weiches viel zu Boden.

"Aufstehen, Soldat!" blaffte der Hühne durch den Raum...die Frau wandte den Blick nicht von der Türklinke ab, vernahm nur die schlauchenden Bewegungen eines sich erhebenden Körper's, kurz darauf ein leises Ächzen...gefolgt von Röcheln...dann herrschte wieder Stille.

"...Leutnant, wenn ihr das nächste Mal hier erscheint, erwarte ich das ihr eure Leute im Griff habt oder ich werde Disziplinarmaßnahmen verhängen. Verstanden?"

Ein stummes Seufzen entkam ihr, die Türklinge wurde losgelassen ehe sie sich umdrah.
Nur flüchtig wanderte der Blick über die Sylvari welche einige Zentimeter über der Luft hing.
Der Hühne hatte sie mit der rechten Hand an der Kehle gepackt und empor gezogen, hielt sie so fest ihre Beine baumelten einige Zentimeter über dem Boden. Das sie keine Luft bekam war den geweiteten Augen und der zupackenden Hand leicht zu entnehmen.

"....jawohl, Sir."

"Weggetreten." Er lies die Sylvari los, welche auf dem Boden aufkam, in die Knie ging und keuchend nach Luft schnappte. Der Hühne wandte sich ohne ein weiteres Wort ab und stapfte zum Kamin. Während die Frau sich mit leichtem Kopfschütteln abwandte und die Tür öffnete, half der Glatzkopf der mitgenommenen Sylvari auf, stütze sie und half ihr mit nach draußen.

Stumm verließen sie -weitaus langsamer als zuvor- den Raum und machten sich daran die Steigung des langen Tunnels hinter sich zu lassen.

"...na dass kann ja lustig werden." murmelte sie zu sich selbst, am Ende des Ganges sah man den Schein der aufgehenden Morgensonne.

"Ho!"
"Lauen Abend. Wie kann ich helfen?"
"Hab' gehört bei dir gibt's Arbeit?"
"Wirklich? Von wem?"
*zuckt mit den Schultern* "Von Irgendwem."
"Verstehe...nunja, was könnt ihr mit denn so an Fähigkeiten anbieten?"
"Ich kann freihändig Stricken."
"Ihr seid dabei. Ich hätte folgende Einsätze im Angebot:"

Und schon gehts los!