Gerüchte und aktuelles Geschehen

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    Etwas freundlicher war es einen Tag zuvor, dem 56. Steckling gewesen, als man das Oberhaupt der Familie - deutlich weniger fein als am Morgen darauf - im Rurik-Viertel unterwegs gesehen hatte. Wo genau der Mann so früh hergekommen war, ließ sich im Nachgang nicht mehr zweifelsfrei aufklären, auch wenn er offensichtlich einen Termin wahrgenommen hatte.

    Die gut Informierten wussten eigenen Aussagen nach dafür aber umso sicherer, auf wen er im Anschluss an diese Verabredung getroffen war: Lara Santari. Und er hatte sie nach Hause begleitet.

    Ach, mochte da mancher ausrufen. Interessant. Hatte man von der Frau während der Abwesenheit der Geschwister immerhin auch nicht mehr viel gehört. Vielleicht waren ihre Seidenraupenfelder während der Zerstörerübergriffe in Mitleidenschaft gezogen worden und sie brauchte Geld? Lagen die nicht nördlich von Löwenstein? Alte Bekannte halfen da doch sicher gerne aus. Oder waren es eher die Bekannten selbst, die sie wieder einmal in Götterfels hatten auftreten lassen?

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    Am 59. Steckling begleitete Jasper Caldwell die Tulpen-Komtess, die derzeit zu Gast in seinem Haus war. Er eskortierte sie zum Magiertreff in Löwenstein, an der Veranstaltung selbst allerdings nicht teilnehmend, da er einen anderen Termin zu haben schien. Nach dem Vortrag, dem Rebecca Cameron mit viel Interesse zuhörte, holte der Mann sie wieder von dort ab und nutzte die Gelegenheit, einige Bekanntschaften aufzufrischen und sich etwas näher vor Ort über den Treff zu informieren. Es heißt, wieder in Götterfels angelangt hätte die empfindsame Cameron trotz der noch einmal angestiegenen Temperaturen in der Nacht so gefröstelt, dass sie sich wie eine Raupe in seinen Umhang gewickelt hätte. Sie wurde doch nicht etwa krank? Hatte der Graf sie nicht sogar ab Höhe Schrein stützen müssen?

    Vielleicht lag es an Erschöpfung, dass man das Oberhaupt der Caldwells am darauffolgenden Tag lediglich mit seiner jüngeren Schwester Rowenna zusammen in der Stadt unterwegs sah. Geburtstag hatte die junge Dame zwar nicht, trotzdem führte ihr ältester Bruder sie zum Essen aus. Möglicherweise gab es ja dennoch etwas zu feiern? Dafür sprach, dass am Nachmittag des 61. Stecklings Sophia Gilani zu Besuch kam, und sie brachte eine recht große Schachtel mit. Groß genug, um ein Präsent zu enthalten jedenfalls.

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    Spät am Abend des 63. Stecklings wurde Vale Caldwell gemeinsam mit seinem nicht ganz gescheiten Hund zwischen den Häusern der götterfelser Marktviertel gesehen. Kein Ort, an dem sich der Stellvertreter eines Grafen um diese Stunde herumtreiben sollte... Noch weniger aber sollten das junge Damen tun, deren Blut sich adeliger Abstammung erfreute.

    Es war ein nicht ganz alltägliches Bild, als sich diese zwei ungleichen Vertreter der krytanischen Adelskaste zwischen Gesocks und zerfahrenen Dunghaufen begegneten. Offensichtlich miteinander bekannt, schien es dem Caldwell ein Bedürfnis zu sein die Frau im braun-roten Gewand zur Hauptstraße zurück zu geleiten und dabei ihre Sicherheit zu garantieren. Einige glauben die Komtess Cameron unter den farbintensiven Stoffen. Andere munkeln es könnte genauso gut die Komtess Gilani gewesen sein. Am Ende war es aber vielleicht gar keine von beiden, sondern schlicht eine Hübschlerin, die der Mann eingesackt hatte. Der Weg des Paares jedenfalls verlor sich rasch, sobald sie das lauschige Viertel hinter sich gelassen hatten.

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    Geschwister Forbes/Die Brücke

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    Am Abend des 65. Stecklings schien der gesamte Caldwell-Haushalt auf den Beinen zu sein. Genauer gesagt: auf dem Jahrmarkt. Geschwister, Gäste, Angestellte, unter ihnen auch Celia Caldwell, die offenbar tatsächlich eine Weile in der Stadt zu bleiben plante und sich im Kreis ihrer Lieben endlich einmal wieder der Öffentlichkeit präsentierte.

    Die Gruppe schien sich ausnehmend gut zu amüsieren. Besucher des Marktes behaupteten später, sie hätten selbst den Grafen laut lachen hören, was sonst nicht unbedingt seine Art war. Vale Caldwell sah man hauptsächlich mit Zuckerwatte, Gebäck und Krapfen in den Händen. Wer dem Mann allerdings unterstellen wollte, er hätte sich lediglich den Wanst vollgeschlagen, tat ihm Unrecht, kümmerte er sich den ganzen Abend über darum, die Damen mit diesen Aufmerksamkeiten zu verwöhnen.

    Eine neugierige Rowenna Caldwell konsultierte sogar eine Wahrsagerin. Allerdings schienen ihr die Prophezeihungen der Frau nicht besonders zuzusagen. Rebecca Cameron punktete an der Wurfbude. Die arme Kiana Denar war wohl selbst während eines Ausflugs wie diesem nicht von ihren Pflichten befreit. Wie sie der Familie zwei Arme voll Rahmfladen organisierte, sah dafür sehr gekonnt aus für eine so zarte Person.

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    Am frühen Morgen des 66. Stecklings sah man Jasper Caldwell in Begleitung seines Bruders zum Anwesen von Levi Iorga eilen. Die Männer tauschten nur wenige Worte an der grünen Tür miteinander aus, dann trat das Brückenoberhaupt zu ihnen nach draußen, während Fredo Borlotti in die eine, Carlo in die andere Richtung loslief. Es dauerte ungefähr anderthalb Stunden, bis sich etwa ein Dutzend Männer mit Bergungsgerät vor zwei Karren versammelt hatte und auf diese aufstieg. Ein Wächter aus der Kulikov-Garde soll ebenfalls darunter gewesen sein.

    Unter der Führung des Grafen, der von seinem Stellvertreter und dem Leibgardisten des Hauses flankiert wurde, brach der Trupp in Richtung Löwenstein auf, von wo aus man in die Gendarran-Felder weiterzog. Wohin es im Anschluss ging, ist nicht ganz gesichert, allerdings schienen die Männer nur wenig Proviant mitzuführen.

    Am Nachmittag desselben Tages wurde einer der Wägen erneut in Löwenstein gesehen. Auf ihm befanden sich neben einigen Begleitern zwei Verletzte. Einer von ihnen saß aufrecht und wirkte vor allem schmutzig, ausgezehrt und dehydriert, der andere war bewusstlos und wurde größtenteils von einer schützenden Decke verborgen, auch wenn manche Zeugen schwören, sie hätten gesehen, dass ihm ein Gliedmaß fehle. Es handelte sich aber um keinen der Caldwells. Der Karren rollte ohne Umwege gen Lazarett.

    Die beiden Brüder trafen erst am Abend wieder in der Stadt ein, passierten sie allerdings lediglich auf dem Weg nach Götterfels. Vale Caldwell, der zuvor auf seinem eigenen Reittier unterwegs gewesen war, harrte nun mit geschientem Bein auf der Ladefläche des zweiten Wagens aus. Auch Kiando Daouda, der bei ihm hockte, wirkte angeschlagen. Neben ihnen lag ein weiterer Mann, den einige als Laurence Galdur erkannt haben wollen, einen langjährigen Freund des Familenoberhauptes. Furchtbar soll er ausgesehen haben, mit verfilzten Haaren, dreckig und abgemagert. Ihn nahm man mit nach Götterfels.

    Jasper Caldwell leitete den Rest des Trupps zurück in die krytanische Hauptstadt, wo man sich voneinander trennte. Vale Caldwell wurde allerdings genauso wenig wie Laurence Galdur in ein Spital dort gebracht, sondern zum götterfelser Sitz der Familie. Einige Anwohner sagen, in der Nacht sei noch ein Heilkundiger der Melandru ins Haus gekommen. Ob dem wirklich der Fall gewesen war, blieb bis auf Weiteres hinter verschlossenen Türen verborgen.

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    Am frühen Abend des 67. Stecklings empfingen die Grafen Caldwell allem Anschein nach eine nur allzu bekannte Besucherin. Die asurische Gardistin der Löwengarde Ashoka Tahno beehrte die Familie für einige Stunden mit ihrer Anwesenheit. Als gute Freundin von Rowenna Caldwell längst keine Namenlose mehr im Dunstkreis der Caldwells, wurde die Asura fröhlich wie stets bereits an der Eingangstüre in Empfang genommen. Erst viele Stunden später, Mitternacht war längst vergangen, verabschiedete die Gardistin sich wieder und wurde von einem in zivile Kleidung gehüllten Wächter Kiando in die Nacht verabschiedet.

    Es war der Morgen des 68. Stecklings, nur wenige Stunden später, als ein Heiler in den Farben Melandrus das Stadthaus im Ossaviertel aufsuchte. Ob nun Vale Caldwell oder aber Laurence Galdur, die man beide seid ihrer jüngsten Rückkehr in die Stadt nicht mehr gesehen hatte, zu seinen Patienten gehörten, blieb offen. Ebenso blieb fraglich was ein recht lädiert aussehender aber aufrecht gehender Levi Iorga von den Caldwells wollte. Sein Besuch überschnitt sich mit dem des Geweihten, währte aber deutlich kürzer.

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    Geschwister Forbes/Die Brücke

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    Bei grauem Regenwetter kam am Vormittag des 69. Stecklings die Komtess Lara Santari zum Anwesen der Caldwell-Geschwister. Eskortiert von ihrem Leibwächter brachte sie zwei leuchtend orangefarbene Blumensträuße mit und blieb bis zum späteren Nachmittag. Bekannte vermuteten, dass sie den Verletzten im Haushalt einen Krankenbesuch abstattete.

    Am Abend machte Jasper Caldwell sich in Begleitung der Gräfin Kulikov, Tore Andalfson und Tyrus Dornenbringer zum Eulenspiegel auf. Die Gruppe wurde dort von der Baroness Chevalier und Elliot Cassian in Empfang genommen, ehe sich noch einige weitere Mitglieder der Künstlertruppe vor Ort zusammenfanden. Wenig später drangen sanfte Violinen- und Pianoklänge aus dem umgebauten Theater. Erst kurz vor Mitternacht brach man zurück in heimatliche Gefilde auf, wobei der Norn und der Sylvari in Richtung der löwensteiner Portale zogen.

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    Vergleichsweise ruhig ging es in den vergangenen Tagen am Caldwell-Anwesen zu. Man sah und hörte zwar einiges von den Bewohnern, doch diese schienen sich hauptsächlich um sich selbst zu kümmern. Nicht unbedingt verwunderlich, bedachte man die Tatsache, dass Vale Caldwell unlängst verletzt worden war und die Familie außerdem einen Gast zu pflegen hatte.

    Eine Besucherin fand sich dennoch am Stadthaus der Geschwister ein: Sophia Gilani, die etwas vorbei brachte, das wohl für den jüngeren der beiden Caldwell-Männer bestimmt war, die sich derzeit in Götterfels aufhielten.

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    Erst sah und hörte man eine ganze Weile nichts von den Geschwistern. Am Vormittag des 79. Stecklings trat das Familienoberhaupt der Caldwells gleich in einer ganzen Gruppe bunt gemischter Volksangehöriger auf. Gemeinsam mit einem Charr, einem Sylvari und einem auffallend gut gelaunten Norn besuchte der Mann den Eulenspiegel, wobei die Gruppe das umfunktionierte Theater nicht betrat, sondern vor allem der Großkatze einige Erklärungen dazu zu liefern schien.

    Tyrus Dornenbringer und Tore Andalfson hatte man schon einmal mit dem Caldwell zusammen am Eulenspiegel gesehen. Eine nahe Händlerin berichtete, Charr und Sylvari seien in einen recht unterhaltsamen Disput geraten, was das Thema "Musik" anging. Von Violinenklängen und Pianogeklimper wollte Erstgenannter jedenfalls nichts wissen, was den Blauborkigen ziemlich aufzuregen schien. Er gab erst Ruhe, als der Charr ihm androhte, ihn selbst zu Instrumentenholz zu verarbeiten, wenn er nicht aufhörte, ihm auf den Schweif zu fallen.

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    Am Vormittag des 82. Stecklings brachen die Caldwells zu einem Ausflug in das Tal der Königin auf. Während der versehrte Vale Caldwell mit einem geschienten und verbundenen Bein in einer offenen Kutsche Platz nahm, schien ein Großteil der ihn begleitenden Damen sich für Pferd und Sattel zu entscheiden. Die Laune der Beteiligten wirkte gut, es wurde gelacht und geschwatzt und als die Gesellschaft die großen Stadttore schließlich passierte, waren die Wangen der Frauen längst rotfleckig vor Heiterkeit. Ganz offenbar zog es die Caldwells in Richtung der Obsthaine, der Wiesen und Felder und der Flussauen hinaus. Erst viele Stunden später kehrte die Truppe dann schließlich in die Stadt zurück. Vale Caldwell, so scherzten einige, sei kaum mehr zu sehen gewesen, war seine Kutsche doch angeblich über und über mit verschiedenen Zweigen, Gräsern, Hagebuttenästen und dergleichen beladen worden.

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    Geschwister Forbes/Die Brücke

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    Am Morgen des 83. Stecklings schlenderte Lara Santari am Arm von Jasper Caldwell über den Wochenmarkt im Ossa-Viertel. Die Frau schien einiges zu besorgen zu haben. So viel, dass sie ihren Leibwächter zwischenzeitlich schon einmal allein zurück zu ihrem Anwesen im Rurikviertel sandte, um die zahlreichen Einkäufe dorthin zu bringen, sich stattdessen auf den Schutz des krytanischen Aristokraten verlassend. Oder wollte die löwensteiner Seidenhändlerin schlicht mit dem Mann allein sein? Vielleicht hatten sie einfach einen geschäftlichen Termin. Gemeinsam kehrten sie in der Wunderlampe ein, um dort auf einem der Balkone ein zweites Frühstück einzunehmen und ein langes Gespräch zu führen, das mit einer Vereinbarung abzuschließen schien.

    Am Abend desselben Tages traf die Familie sich zu einem Essen mit Ashoka Tahno. Wobei Nachbarn sich fragten, was da auf den Tisch kam bei all den Vogelbeerzweigen, Haselnussreisigen, Hagebutten, Stroh...? und was sonst noch von den Mägden des Hauses hereingholt wurde, bevor die Asura eintraf. Die Sache erklärte sich erst in den Folgetagen, als vor allem Rowenna Caldwell begann, das Anwesen und dessen Außenanlagen umzudekorieren. In jedem Fenster hing ein anderer Herbstkranz. Nicht alle von ganz kundiger Hand entworfen und gefertigt, wie es aussah, aber das störte die Jüngste in der Familie wohl nicht. Einen besonders "gelungenen" Kranz hatte sich der Hund gesichtert. Zumindest trug der Harathi-Setter der Caldwells ein Gebilde herum, das wie ein Beißring aus zu fest umwickelten Gräsern aussah.

    Wie erst spät bekannt wurde, musste es irgendwann innerhalb der Woche zu einem Zwischenfall während eines Ausflugs der älteren Schwester, Celia Caldwell, gekommen sein. Gerüchte besagten, sie sei mit einem Freund in der Stadt unterwegs gewesen (andere sprachen schlicht von ihrem Leibwächter), als eine Gruppe Übergriffiger sie attackiert hätte. In der Nähe eines der Marktviertel sollte sich das Ganze ereignet haben. Details wurden nicht bekannt, auch wenn manche Einwohner glaubten, nun auch die Schüsse zuordnen zu können, die aus der Gegend zu hören gewesen waren. Tatsächlich musste Kiando Daouda bei irgendetwas verletzt worden sein, denn er wies eine Kopfwunde auf, die sicherlich nicht von einem Zusammenstoß mit einem Küchenregal stammte.

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    War es eine Weile ruhig um die Familie Caldwell gewesen, schienen sich die Ereignisse und Übergriffe auf Familienmitglieder und Angestellte des Haushaltes in den letzten Tagen plötzlich zu häufen. Nachdem erst am Nachmittag des 87. Stecklings zwei Seraphensoldaten vorgelassen wurden, die man offensichtlich bereits erwartet hatte, passierte es in der Nacht auf den 88. Steckling, dass gleich vier gepanzerte und bewaffnete Ministeriale erneut an die Pforte des Stadtanwesens der Grafen aus den Hinterlanden klopften und Einlass verlangten. Obgleich die Gardisten ohne große Gesten und auffälliges Gehabe agierten, mochte ihr Erscheinen vor Ort nicht ganz unbemerkt geblieben sein. Es waren drei Männer und eine Frau, die einen Mann in Handschellen abführten, der nicht zu dem eigentlichen Haushalt der Caldwells gehörte, aber oft in Verbindung mit ihm gebracht wurde: Bruno Pears, seines Zeichens Leibwächter der Gräfin Kulikov, wirkte alles andere als aufgeklärt, als er sich zwischen den Soldaten wiederfand.

    Unter den wachsamen Blicken von Vale Caldwell, der noch immer auf eine Beinschiene und Krücken angewiesen war, zogen die fünf wieder ab. Der Caldwell hielt eine weinende und schrecklich aufgelöst wirkende Frau in seinem Arm, die manch einer als die gutmütige und tantige Köchin Mrs. Hemmel zu identifizieren wusste.

    Einige der Fenster des Hauses Caldwell blieben die ganze Nacht über erleuchtet. Immer wieder kamen und gingen Männer, die Jändis McWillis oder Gardist Kiando Ptah Lketinga Daouda waren.

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    Geschwister Forbes/Die Brücke

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    In der Nacht des 88. Stecklings wurde eine schwer verwundete Frau in das Spital des Salma-Viertels gebracht. Am frühen Morgen des Folgetages wollen Anwohner Jasper Caldwell gesehen haben, der die Klinik in Richtung der Ministerialwache und des Seraphenhauptquartiers verließ. Von letzterem aus wurde gegen Mittag ein Mann mit einem Wagen fort gebracht, den man ebenfalls in ärztliche Behandlung überantwortete. Gemeinsam mit Rechtsanwalt Yurij Iorga zusammen begleitete der Graf einen zweiten Mann aus einem Büro der Ministerialwache hinaus, der im Anschluss daran im Anwesen von Ewelina Magdalena Kulikov verschwand und es nicht wieder verließ.

    Gerüchte begannen die Runde zu machen, die davon sprachen, dass ein Leichnam von eben jenem Stadtsitz fort gebracht worden sei, noch in der Nacht. Zwei Festnahmen unter den Angestellten sollte es ebenfalls gegeben haben. Spekulationen über einen Anschlag auf die Gräfin schienen sich zu verdichten. Dass ausgerechnet die Caldwell-Familie, enge Vertraute der von Eichenweiler, in irgendeiner Weise in die Sache verwickelt sein sollte: besorgniserregend. Aber vielleicht auch nur die nächste, logische Konsequenz. Bei allem, was man in der letzten Zeit gehört hatte, schienen ihre Mitglieder Schwierigkeiten für die, die ihnen nahe standen, regelrecht anzuziehen.

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    Seit den Vorfällen vom Wochenende herrschte ein ständiges Kommen und Gehen am Caldwell-Anwesen. Blumen trafen ein, Bekannte der Familie drückten ihre Anteilnahme aus, während ihre Mitglieder immer wieder auf Wegen innerhalb der Stadt oder der Falkenfeste gesehen wurden. Lediglich Vale Caldwell konnte seinem Bruder und seinen Schwestern aufgrund seiner erst kürzlich zurückliegenden Beinverletzung in diesem Fall nicht die gewohnte Unterstützung bieten: er war noch immer auf die Zuhilfenahme von Krücken angewiesen und agierte deshalb vornehmlich vom Stadtsitz der Geschwister aus.

    Obwohl es viel zu erledigen gab, schien die Lage als solche sich im Großen und Ganzen allmählich wieder etwas zu beruhigen. In jedem Fall suchten keine weiteren Ordnungskräfte das Haus auf und auch am Anwesen der Gräfin von Eichenweiler hielt man sich bedeckt, auch wenn es Gemunkel gab, der Hauskaplan der Frau werde vermisst. Das war allerdings gar nicht so ungewöhnlich, hielten Nachbarn dagegen: als Geweihter der Melandru "verschwand" Vasil Baranova öfter einmal für ein paar Tage irgendwo im Königintal, meist am Kloster von Eldvin wieder auftauchend. Die Sorge hielt sich also für den Augenblick noch in Grenzen.

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    Zumindest nach außen hin kehrte langsam wieder der Alltag in dem Anwesen im Ossa-Viertel ein. Am 3. Koloss begleitete Jasper Caldwell die Komtess Santari zu... ja, was eigentlich? Es schien ein wichtiger Termin zu sein angesichts des Aktenstapels, den erst sie selbst, dann er für die Aristokratin durch das Rurik-Viertel trug. Später hörte man laute Stimmen aus dem Stadthaus der Frau. Es wirkte, als sei bei einem stattfindenden Gespräch eine recht heftige Diskussion ausgebrochen. Nachbarn berichten, ein Scheppern gehört zu haben, als seien die Unterlagenstapel quer durch die Zimmer geflogen.

    Geselliger ging es wohl am Tag darauf zu, als die Geschwister mit Freunden und Familie zusammen kamen, um das Mabon-Fest zu begehen. Am Vormittag brachte das Oberhaupt der Sippe am Melandru-Schrein ein Opfer zu Ehren der Göttin dar. Am Abend genoss man ihre Gaben im engen Kreis, gemeinsam mit dem langsam genesenden Baron Galdur, der Komtess Cameron und Ashoka Tahno, die als Überraschungsgast für Rowenna Caldwell viel Freude verbreitete. Für eine größere Zusammenkunft war die Zeit noch nicht wieder reif.

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    Am 8. Koloss sah man Celia und Jasper Caldwell trotz des anfangs recht durchwachsenen Wetters gemeinsam in der Stadt. Sie waren unterwegs zu einem großen Anwesen am Rand des Rurik-Viertels, an der Grenze zum Salma. Wie sich herausstellte, beherbergt das Gebäude derzeit eine Kunstausstellung, die die Geschwister sich ansahen.

    Manchem mochte noch bekannt sein, dass die ältere der beiden Caldwell-Schwestern sich sehr für die Malerei interessierte. Möglich, dass sie sich etwas Inspiration hatte holen wollen. Vielleicht war es aber auch eine Idee ihres Bruders gewesen, um der Frau eine Freude zu machen.

    Zwei Tage später traf ein Bote ein, der sich von genau jener Ausstellung aus auf den Weg ins Ossa-Viertel gemacht hatte. Er trug ein Paket vor sich her, das sehr sorgsam eingeschlagen worden war, um es vor der Witterung zu schützen. Eines der Hausmädchen nahm es entgegen, bevor der Mann sich wieder verabschiedete.

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    Am 10. Koloss suchte Jasper Caldwell die Königlichen Archive auf. Er traf sich dort mit Archivarin Hanna Optasia. Offenbar handelte es sich um eine offizielle Angelegenheit, denn das Familienoberhaupt brachte einge Dokumente zu dem Termin mit und nahm auch einen Stapel an Unterlagen wieder mit zurück zum Stadtanwesen.

    Der 12. Koloss stand ganz im Zeichen familiärer Unternehmungen. Zunächst sah man den Grafen gemeinsam mit der Gräfin von Eichenweiler im Königintal. Begleitet wurden die beiden von Peter Blacksmith. Man ritt in Richtung der Vogtei Beetletun und kehrte erst gegen Abend nach Götterfels zurück. Dort traf sich die Familie mit einigen Gästen zu einem literarischen Abend, bei dem jeder aus der Runde eine Kurzgeschichte, ein Gedicht oder seine Lieblingspassage aus einem Roman zum Besten gab, um den Rest der Anwesenden zu unterhalten.

    Vielleicht war während dieses Abends etwas vorgefallen, dass Celia Caldwell am Morgen des 13. Koloss beinahe noch vor der Dämmerung das Haus verließ. Sie wurde den gesamten Tag über nicht mehr gesehen. Auch nicht, als es bereits wieder dämmerte. Schließlich brachen Vale Caldwell und Kiando Daouda auf, um die junge Frau zu suchen. Dankenswerter Weise konnte sie am Mittag des Folgetages wohlbehalten vom Hof von Pavel Iorga abgeholt und heim gebracht werden.

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    Seit einer ganzen Weile schon betete die Komtess Cameron jeden Abend im Schrein der Götter inmitten der Palastgärten. Am 17. Koloss wurde sie dabei von einem Unbekannten beobachtet. Der Mann behielt sie Augenzeugen zu Folge so lange im Blick, bis ein anderer - den Schreinwachen scheinbar wohl vertrauter - Besucher des Heiligtums sie hinaus begleitete. Um wen es sich dabei handelte, wollten die Gardisten allerdings nicht Preis geben.

    Am Abend des 18. Koloss besuchte die Familie den Geistertanz des Magiertreffs in Löwenstein. Gerade rechtzeitig zu einer Runde "Der Verrückte König sagt..." eintreffend, stellten sich die Hexe, der Harlekin, der schwarze Schwan und der Kürbisgeist direkt der Herausforderung. Nach verschiedenen Gesprächen gönnte die Runde sich zunächst einige Getränke und Leckereien am Buffet, ehe man sich an der eigenen Geistererschaffung versuchte. Während manche Mitglieder des Grüppchens recht erfolgreich dabei waren, bewiesen andere eher ein Talent dafür, aufdringliche Mitgäste fort zu gruseln. Am Ende gehörte man zu den Letzten, die die Party verließen.

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    Am 20. Koloss besuchte der Graf das Hauptquartier der Seraphen. Er soll sich nicht besonders lange dort aufgehalten haben, aber in einer der Zellen bei einem dort einsitzenden Gefangenen gewesen sein, den man erst kürzlich vom Schrein der Sechs aus unter heftiger Gegenwehr dorthin geschleppt hatte. Nur eine gute Stunde später sah man den Caldwell zusammen mit seinem Rechtsvertreter im Rurik-Viertel unterwegs. Tags darauf wurde ein kahl geschorener Kerl Anfang/Mitte Vierzig von den Seraphen in die Freiheit entlassen. Nähere Informationen zu dem Mann wurden nicht bekannt. Er verschwand unter den Besuchern der Königlichen Gärten.

    Am heutigen Morgen dann schien sich erneut "Ärger" anzubahnen. In Begleitung eines weiteren Soldaten wurde Korporal Degener von der Ministerialwache am Stadtanwesen der Familie vorstellig und ersuchte Einlass, der ihm selbstverständlich gewährt wurde. Auch er blieb nicht lange. Mit hochrotem Kopf und aufeinandergebissenen Zähnen stapfte er von seinem Kameraden flankiert zurück in Richtung Ring.

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    Am Abend des 25. Koloss konnte Graf Jasper Caldwell dabei beobachtet werden, wie er erneut mit den Soldaten der Ministerialwache in Kontakt trat. Der Adlige suchte die Rurikhalle auf und verließ sie erst etwa zweieinhalb Stunden später wieder. Er tat es mit einer kleinen Gruppe von Menschen, die teils in schwarz gekleidet, teils mit rotgeränderten, feuchten Augen die Halle hinter sich ließen und sich im Viertel zu zerstreuen begannen. Graf Caldwell selbst wurde von dem bereits bekannten Korporal Degener persönlich vor die Türe geleitet, wobei es sich definitiv nicht um einen Rauswurf des Blaublüters gehandelt haben konnte, wie man alleine an dem Umgang der beiden miteinander festmachen musste. Gut möglich, dass der Mann der Hinrichtung beigewohnt hatte, von der am nächsten Morgen in einem sehr überschaubaren Artikel in einer der Tageszeitungen der Hauptstadt berichtet wurde. Vier Männer, verschiedener schwerer Vergehen an der Krone angeklagt, hatten am Abend ihr Leben am Galgen lassen müssen. Unter Ausschluss der breiten Öffentlichkeit waren lediglich die durch sie Geschädigten und deren Angehörige geladen gewesen.

    Diesem eher unerfreulichen Anlass gegenüber schloss sich zum Vormittag des 26. Koloss hin ein eher unterhaltsames Treiben an. Vale Caldwell, endlich wieder ohne Krücken und Beinschiene, dafür aber mit Stock unterwegs, konnte dabei beobachtet werden, wie er drei Männer für einige Stunden mit Leitern rings um das Anwesen der Familie Caldwell zu beschäftigen wusste. Peter Blacksmith, Kiando Daouda und Bruno Pears, ihres Zeichen alles Gardisten im Haushalt Caldwell/Kulikov, kämpften mit der Installation einiger Lampen unter dem Dach des gräflichen Stadtsitzes. In Anbetracht der zurückliegenden Ereignisse und der dunkler werdenden Tage aber verwunderte das sicherlich niemanden. Ebensowenig wie der erneute Besuch von Rechtsanwalt Yurij Iorga, der sich zum frühen Nachmittag hin für ein kurzes Stelldichein die Ehre gab.

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    Geschwister Forbes/Die Brücke

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