"Die Wahrheit hat nur eine Farbe. Die Lüge hat viele."
Name: Liv Hrafnasdottir
Alter: 37 Winter
Totemtier: Rabe
Berufung: Reisende, Legendensucherin, Gelehrte, Rabenschamanin.
[icon='fa-chevron-right',32][/icon][icon='fa-gg',32][/icon]Die Legende beginnt...[icon='fa-gg',32][/icon][icon='fa-chevron-left',32][/icon]
... in einer stürmischen Nacht hoch oben in den schneebedeckten Gipfeln der Zittergebirge.
Gunnar Hirschtöter jagte Wild an der Bitterfrost-Grenze, um den nahen Außenposten mit frischem Fleisch zu versorgen. Ein plötzlich aufziehendes Gewitter zwang ihn in einer der Eishöhlen am Fuße der Berge Unterschlupf zu suchen, bis die schneidenden Winde und wilden Blitze ihren Zorn fortgetragen hatten.
Die Schneewehen machten es nahezu unmöglich, eine geeignete Höhle zu finden, denn vor ihm war praktisch nur eine Wand aus Weiß. Und in vielen der Höhlen lebten wilde Tiere oder schlimmeres. Doch wie ein Zeichen der Geister folgte er dem Flug eines Raben, der mit ganzer Kraft durch den Sturm navigierte und ebenfalls Unterschlupf suchte. Schließlich fand er das nahezu entkräftete Tier am Eingang einer Berghöhle, deren verzweigter Eingang ausreichend Schutz versprach.
Er verkroch sich weit genug in die Höhle, um sicher vor den Witterungseinflüssen zu sein und errichtete eine kleine Lagerstätte. Er hatte nur genug Material für ein kleines Feuer, aber er vermutete dass das Unwetter genauso schnell wieder weiterzog wie es aufgezogen war. Im Schein des kleinen Lagers fiel sein Blick plötzlich auf ein paar merkwürdige Umrisse die in einer Ecke kauerten. Er nahm einen brennenden Holzscheit als Fackel und näherte sich dem, was dem Anschein nach humanoid war.
Und tatsächlich stellte er fest, dass er nicht der erste war, der Zuflucht in dieser Eishöhle gesucht hatte. Eine Nornfrau kauerte dort in der Ecke, an die eisige Wand gelehnt, die Beine angezogen und ein Bündel fest an sich drückend. Sie konnte noch nicht lange hier gewesen sein, denn die Skelk die in diesen Höhlen hausten hatten sie noch nicht angenagt. Aber sie war definitiv tot, von der eisigen Kälte erfasst und dahingerafft. Sie war für eine Reise gekleidet, doch die Kleidung war simpler Qualität. In der Nähe gab es viele kleinere Höfe, die von Feinden überrannt worden waren und die Bewohner in die Flucht trieben. Vermutlich war dies eine dieser unglücklichen Seelen.
Gunnar warf einen genaueren Blick auf das Bündel, das sie so schützend an sich drückte und der Anblick ließ auch ihm fast das Blut in den Adern gefrieren. Sie hielt ein junges Kind an sich, fast noch ein Baby. Er schloss die Augen und schickte ein Stoßgebet zu den Geistern, wollte sich von dem grausigen Anblick schon abwenden, als er eine leichte Bewegung aus den Augenwinkeln wahrnahm. Er blickte erneut zu dem Kind und stellte fest, dass es wohl noch lebte.
Durch eine glückliche Fügung - oder durch den Willen der Geister - war er genau in dem Moment in dieser Höhle angelangt, als die letzte Wärme aus dem toten Leib der Mutter dieses Kindes gewichen war. Schnell ergriff er das Bündel. Er zuckte mehrfach zusammen als die gefrorenen Glieder der Mutter knackten und knirschten, während er das Kind aus den toten Armen entnahm. Er setzte sich nahe ans Feuer und besah sich das Kind genauer.
Es hatte rabenschwarzes Haar. Ein Mädchen, vielleicht ein Jahr alt. Und nun, wieder in der Nähe von Wärme, begann es wieder sich zu bewegen.
Und schon bald darauf zu schreien.
Es war wie ein Wunder. Ein Wunder, dass dieses Kind noch lebte. Er wusste nicht, wer die Mutter war, noch wo sie herkam. Doch aufgrund der Umstände nannte er das kleine Mädchen fortan "Liv" - "Leben".
Gunnar holte seinen Trinkschlauch mit Dolyakmilch heraus, die fettige Milch würde das Kind hoffentlich sättigen und gegen die Kälte helfen. Vorsichtig begann er sie damit zu füttern, und das Mädchen war still. Stattdessen mischte sich ein neues Geräusch in die sonst stille Höhle. Das klackern von Krallen auf dem felsigen Boden.
Der Rabe hüpfte leise krächzend in Richtung des wärmenden Feuers. Gunnar sah den Raben an, Tränen schossen ihm in die Augen.
"Du warst das... du hast mich hierher geführt... du hast mich zu ihr geführt..." mit einem Nicken deutete er auf das Kind in seinen Armen. Der Rabe wippte leicht mit dem Kopf und krächzte.
"Ich erkenne meine Bürde und akzeptiere sie. Ich werde dieses Kind großziehen wie mein eigenes."
Liebevoll betrachtete Gunnar das Kind in seinen Armen. Der Rabe flatterte mit den Flügeln.
"Liv Gunnarsdottir..." überlegte er laut, was von einem erneuten Krächzen beantwortet wurde. Er sah wieder zum Raben hinüber. "Nein, du hast Recht. Diese Ehre gebührt dir... Liv Hrafnasdottir soll sie fortan heißen."
Hrafna. Ein altes, nornisches Wort für den Rabengeist.