Der feine Schall erhabenen Schuhwerks füllte die triste Einöde des Kellergewölbes mit dem Klang der Aristokratie. Lange Beine unter schlanken Fesseln nahmen die Strapazen der schmalen Treppe trotz des hautengen, auf Maß geschneiderten Kleides mühelos auf sich. Den Kopf souverän erhoben, die Haltung in stoische Arroganz gedrängt, verursachten die hochhakigen Schuhe einen monotonen Widerhall, welcher dem Schlag eines aufgeregten Herzens nicht unähnlich erschien. Sol Emerald erstrahlte in grenzenloser Grazie. Das schwarze Haar fiel ihr wie flüssiges Ebenholz über die zierlichen Schultern und umrahmte den blassen Teint für ein sureales Bildnis makelloser Perfektion. Lediglich die Mimik der Frau wirkte auf gefährliche Art und Weise teilnahmslos, denn das perfide Lächeln auf dem fantastischem Schwung ihrer Lippen konnte man schwerlich unter die Rubrik der Emotionen verbuchen.
"Lebt er denn noch?" Füllte ein zierliches Organ dem es nicht an Ausdrucksstärke mangelte, die kargen Wände jenes Kellers der einer Gruft jede Ehre erwiesen hätte. Nicht das sie dem regungslosem Etwas, inmitten eines aus schwarzem Stein gehaunenen Altars, auch nur im Ansatz ihre Beachtung zollte, so ging die schneidende Frage an den bärtigen Krieger welcher über den kauernden Körper wachte. "Er ist schwer verletzt, aber noch am Leben, Herrin." Die Betonung seiner Silben suggerierte zweifelsfrei, dass jener temporäre Zustand an dem Gebrauch medizinischer Versorgung hing und im gegenteiligen Fall mühelos ins Verderben kippen konnte. Eine Tatsache die der Kriegsveteran aus Scham, Angst und grenzenlosen Respekt nicht auszusprechen wagte.
Sol erübrigte ein tadelndes Schnalzen und gönnte dem zerschlagenem Sylvari einen rudimentären Blick. Ausreichend um zu erkennen, dass dieser aus zahlreichen Wunden blutete, erzeugt von einer vielfältigen Schaar spitzer Krallen und scharfkantiger Zähne. "Was habt ihr denn alles in seinen Käfig getrieben?" Verlangte ihr unverändertes, in Langeweile getränktes Timbre zu erfahren. "Eine Handvoll wilder, gedrillter Tiere Herrin." Erstatte der Untergebene im servilen Tonus umgehend Bericht und wagte es sogleich überaus vorsichtig eine Frage nachzuschieben. "Sollen wir ihn mit Arznei versorgen?" Die Antwort lies einige, ausdauernde Herzschläge auf sich warten. Sekunden, welche die dunkelhaarige Schönheit damit verschwendete einen langen Fingernagel über die vollen Farne ihrer Lippenbögen zu zeichnen.
"Nein." Fiel das Urteil reichlich dürftig aus. "Wenn er stirbt, hat er ohnehin keinen Wert. Er muss sich selbst heilen. Sofern der Sylvari wider erwarten überlebt, hetzt mehr und wildere Tiere in seinen Pferch." Abermals tönte der monotone Hall der hohen Absätze, dem Schlag eines Metronoms gleich, über die Stufen der Treppe, ehe das markante Scheppern einer Eisentür nicht als geisterhafte Stille hinterließ.
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