In einer trägen Geste hob Yero den Kopf und streckte das finstere Konterfei dem rieselnden Einfall tanzender Schneeflocken entgegen. Von malerischer Schönheit gepinselt, bedeckten sie nicht nur das weite Land der Zittergipfel unter einem Tuch weißer Pracht, sondern hafteten gleichermaßen im schillernden Glanz auf Rüstung, sowie dem zu Zöpfchen geflochtenen Farn des Sylvari. Der schmeichelnde Ruf der Natur fiel einem Sammelsurium, offenbar wahllos gewählter Wortfetzen zum Opfer, welches schlussendlich auch dazu gereichte, Chatine per Schulterblick in Richtung der lärmverursachende Quelle blicken zu lassen.
Wirre Umstände führten den ehemaligen Meuchelmörder an den stolzen Fuß der Abtei Durmand, zusammen mit einer bunten Horde zäher Söldner, deren liebste Beschäftigung es schien, grund- sowie endlose Debatten zu führen. Affektiert zuckte ein Mundwinkel, während Yero die jüngste Diskussion über Dolyaks im Ansatz mitverfolgte. Vertrauen gehörte zu den erlesenen Dingen, welche der Sylvari mit höchster Sorgfalt verteilte, nun aber war es an ihm selbst~, eben jene Kostbarkeit zu gewinnen. Die Ignoranz und Feindseligkeit mit welcher man ihm seit der ersten Stunde begegnete, blieb keineswegs vergessen, ebenso wenig der marode Keller, der ihm über den Zeitraum einer gesamten Woche als Behausung aufgedrängt wurde.
Das gemeinsame Ziel jedoch relativierte eventuelle, rachsüchtige Emotionen und stellte sie unter dem Banner einer möglichen Zukunft, die nur als geschlossene Einheit, Bestand haben konnte. Als Individuen, von Arroganz, Rassismus oder weiteren charakterlichen Schwächen gespickt, wäre jeder dem Tod geweiht, denn die giftige Schlange hatte unlängst ihre Witterung aufgenommen und forderte Köpfe auf einem silbernen Tablett, inklusive seinen eigenen. Die Fähigkeit im Rudel zu tanzen, musste sich Chatine, als stiller Streiter des einsamen, heimtückischen Mordes erst aneignen. Im Gegenzug stellten seine düsteren, persönlichen Allüren die Nervenstränge der jungen Allianz gleichermaßen auf eine offensichtliche Geduldsprobe, wie es nun mal üblich war, wenn man Seelen verschiedenen Couleurs in ein gemeinsames Korsett schnürte.
Ein letzter Seitenblick galt der Frau an seiner Flanke, dem Feuerfuchs, welcher sich binnen kürzester Zeit von seinem primären Todfeind zur wertvollsten Verbündeten gemausert hatte. Yero genoss die ruhigen Momente, an jenen ein Blick ausreichte um Verständnis zu generieren, so auch in der flüchtigen Sekunde, als das stechende Silber ihrer Iriden wie eine eisige Sonne in sein Antlitz funkelte. Der Sylvari versäumte es bisher Scarlett ob ihrer Intervention zu danken, die sein Dasein aus dem endlosen Schatten zerrte in welchem er bisher unwissentlich wandelte, jedoch wusste Chatine ebenso, dass sie nichts auf jene profane Art der Floskeln gab.
Der saloppe Wink des charismatischen Hauptmanns generierte ein tonloses Nicken. Der Startschuss für die erste gemeinsame Söldneraufgabe, die den Sylvari an vorderster Front vorsah. Der Beginn einer fragilen Symbiose, an dessen Faden ihr aller Überleben geknüpft war.
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