Götterfels
Eine Stadt, die einen Sylvari krank machte, wenn er nicht bereit war sich anzupassen - zu Stein zu werden. Meterhohe Wände, Häuser mit festen Mauern, so wenig Natur das es auf den eigenen Körper zu drücken schien. Und doch fand man hier Geschwister an jeder Ecke. Kichern, leises Lachen und Emphatie die von Zufriedenheit sprach - wenn man denn mal jemanden erwischte der sich nicht verschloss... selbst zu Stein wurde... wie diese Stadt.
An keinem Ort Tyrias fand man mehr Lautlose als hinter diesen Stadtmauern.
Und doch war dieser Ort hier anders. Ranken wanden sich an den Wänden des Zimmers hinauf. Weiches, frisches Moos bedeckte den Boden und ließ rote Zehen wackeln. Ein Gefühl von Wald. Von Heimat. Von Sicherheit. Trügerischer Sicherheit, denn man wusste doch genau wo man sich befindet. Warum hatte man sich bereit erklärt hierher zu kommen, oder eher HIER zu bleiben. Waren es noch immer die selben Gründe die einen einst in die Stadt gelockt hatten. Der nachtschwarze Blick schob sich an den Ranken vorbei gen Fenster, welches nur halb von ihnen verborgen wurde. Fahles Licht strich so ins Zimmer, doch die Helligkeit von draußen war gar nicht notwendig. Das Zimmer war wirklich wie im Caledon-Wald. Eine kleine Oase mit Lichtpunkten an den Ranken, die jedem Sylvari das Gefühl gaben daheim zu sein.
Doch nicht nur die Stadt war es, die einen Sylvari krank machte. Es waren mehr die Gedanken, die sich in den eigenen Kopf pflanzten. Menschliche Gedanken. Überall sah man Geschwister mit viel zu vielen menschlichen Zügen. Geschwister die lieber metallische Kleidung trugen, um es den Menschen leichter zu machen in ihrer Nähe zu sein, weil sie das Blattwerk irritierte. Zavo schnaufte aus. Finger ballten sich zu Fäusten, als Wut in ihm aufstieg - der Rote vorher nicht kannte. Ihm hatte es nie etwas ausgemacht welche Kleidung ein Geschwister bevorzugte. Er kannte Ayu.. in Blatt und Stoff. Es war ihm nie falsch vorgekommen. Doch hier, in dieser Stadt, schien ihm so vieles falsch. So vieles schien ihn zu stressen. So viel....
... und dann gab es dort diesen winzigen Punkt der ihn noch mehr stresste als alles, was er zuvor gekannt hatte. Zierlich, zerbrechlich - tödlich.
Man lehrte einen Träumer Vorsicht im Umgang mit Unbekannten, das Gefahr von sich abstrahlte wie die Sonne ihr Licht. Doch das tat er nicht. Nichts an ihm schien irgendwie gefährlich zu sein und genau das war es, welches den Reiz entstehen ließ zu lernen, mehr zu erfahren wie Dinge sein können.. die eigentlich gar nicht sein dürften.
Im Hain gab es nur gut und böse. Es gab keinen Mittelweg. Dachtest du in den falschen Bahnen wurdest du von den Schösslingen abgeschottet, sie waren zu anfällig. Erst mit den Ventaris Regeln im Kopf, den Richtlinien nach denen man sein Leben aufzubauen hatte, wurden sie in die Welt entlassen.
Den Rücken gegen die Rankenwand gelehnt, war es der Blick der nachtschwarzen Augen, der sich an die Decke heftete. Leise schmatzend lag der Pflanzenbogen neben ihm. Wäre es ein leichtes gewesen ihn einfach zu töten. Eigentlich war das doch seine Pflicht? Wäre das nicht eine gute Tat die ihn dem Hain wieder näher bringen würde? Würden die Geschwister nicht stolz auf ihn sein, das man nicht gezögert hatte? Das man bereit war Leben zu nehmen um die Leben im Hain zu schützen, die eben ganz klar in Gefahr waren. War es nicht - gut?
Das rote Haupt wurde geschüttelt, als Zweifel wuchsen und sich ausbreiteten in einem Körper der nicht wusste wo sein Platz ist -
- bis es an der Tür klopfte.