Sind wir wirklich Verräter?

Das rote Blattwerk raschelte leise, als Glyzavo aus dem Portal trat und sich erstmal schüttelte.
Zurück im Hain. Zurück in Sicherheit. Vorerst. Vor sich seine Geschwister. Ihre Emphatie schlug ihm entgegen. Angst. Traurigkeit. Verzweiflung. Wut. Unverständnis.
Alles traf den Roten ungefiltert und selbst wuchs die Wut, über die Worte des Balthasar Priester in der eigenen Brust. Die Finger schloßen sich fest um die Griffe der Klingen. Für einen kurzen Moment dachte er die Kontrolle zu verlieren. Vor dem geistigen Auge hatte man es schon gesehen.


Schritte. Eilige Schritte aus den Reihen der Geschwister hinaus, während man die Klingen von den Halterungen an der Hüfte zog.
Auf den Priester losgestürmt. Die Blicke der Menschen auf sich. Angst in den Augen und auch die Bestätigung der Worte, die der Priester da sprach - Sylvari waren gefährlich. Seraphen die ihre Klingen zogen und versuchten einen Wall zu bilden, vor dem gepanzerten Roten und doch war es ein Sprung, der den pflanzlichen Hühnen über sie hinweg hob. Schwungvoll der Hieb der Klinge, die den Kopf des Priesters von den Schultern trennen sollte - doch bevor man auch nur einen ganzen Schritt machen konnte, war es der Arm der kleinen Nachtblüte, die ihn dort hielt wo Zavo immernoch stand. In den eigenen Reihen, als Beschützer, als Hüter seines Volkes.


Und nun stand er hier, im Hain und sah seinen Geschwistern nach, die in die Laube ströhmten um darüber zu sprechen was man eben gehört hatte. Doch Zavo schlug einen anderen Weg ein. Schritte den Zirkel hinab, in die unterere Ebene des Hains, war es ein kleines Bündel welches nach Zinderhang gebracht werden sollte. Man musste die Lager verstärken, man musste die Sylvari in den Außenposten schützen und sogleich informieren, über die Worte die zum Niederbrennen der Sylvari riefen.
"Verräter sollen unter Balthasars Zorn vernichtet werden" Dronons Worte, auch wenn nicht mehr in der gleichen Reihenfolge, wie wirklich gesprochen, halten in den Ohren des roten Sylvaris nach. Doch war der Priester nicht selbst ein Verräter?! Hatte er vergessen wer in den Kessex Hügeln geholfen hatte? Wie konnt er es wagen, alle Sylvari als mutmaßliche Gefahrenquelle an den Pranger zu stellen? Wie konnte er den Gedanken haben alle Sylvari zu vernichten, sobald sie der Stimme im Kopf folgen werden? Wer gab ihm das Recht dazu an Arvil, Ayu und Phlonia zu zweifeln? Arvil... die Nachtblüte die für ihn dieses waghalsige Unterfangen unternahm und sich geopfert hätte um das Dreckslager in den Kessex Hügeln zu halten - für die Menschen. Am liebsten hätte Zavo all diese Fragen dem Priester nun entgegen gebrüllt und mit dem Griff seiner Klinge ihm jedes Wort in sein Gesicht geprügelt.
Tief war das einatmen, welches die Brust des Sylvari hob, als man sich selbst wieder zur Besinning rief. Das Volk der Sylvari würde keinen Drachen brauchen der sie ins Verderben stürzt. Es brauch nur einen Priester, der zur Angst in den eigenen Reihen aufrief, bis ein Mensch einen Fehler machte und die erste Siedlung des Volkes abbrannte. Dann müssten sie reagieren, dann müssten sie die Menschen angreifen um sich zu schützen. Dann müssten die Sylvari gegen die Menschen ziehen mit denen man doch einst Seite an Seite gekämpft hatte.
Der Priester sprach davon, ob die Sylvari ihre eigenen Leute umbringen würden, wenn sie sich zu Drachendienern wandeln... doch würden die Menschen gegen die Menschen kämpfen? Würden die Menschen zu ihren pflanzlichen Freunden stehen und die Klinge gegen ihr eigenes Volk richten? Würden die Menschen zu den Sylvari stehen, wenn es wirklich drauf ankäme?


Den Kopf schüttelnd trugen eilige Schritte den Roten aus dem Hain hinaus. Man musste nach Zinderhang und das schnell. Zu nah waren dort die Höflingslager, zu nah Wege über die die Menschen kommen konnte. Man musste die Nachricht verbreiten und das so eilig wie man nur konnte. Man durfte keine Zeit mehr verlieren...

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