Wir sind ein Teil davon.

„Lucas, wach auf!“ Die drängende Stimme seiner Schwester weckt den Schlafenden.
Kurz hat er die Hoffnung das sie ihm mitteilen will, das Besuch für ihn da ist, sie zerschlägt sich allerdings. Er setzt sich daraufhin an die Bettkante, wischt sich mit beiden Händen durch das Gesicht und in die Haare hinein, nur um kurz darauf einen Schluck zu trinken und sie dann anzusehen. Seine Augen verengen sich, er nickt langsam. „Du bist aufgewühlt...“ eröffnet er und sie nickt eifrig.


„Das bin ich, das war ein schrecklich verrückter Tag! Und was ist das mit dieser Familie?! Den Iorgas? Sind dass alles Kriminelle?“ Die Luft hält sie kurz darauf an, dann aber platzt es aus ihr heraus was sie in den vergangenen Tagen nebenbei erfahren hat und was sie nun am Abend und später in der Nacht dann auch noch zu hören bekommen hat. Er kann nicht anders, als sich erneut über das Gesicht zu wischen mit der rechten Hand und sich dann zu erheben.


An den Schultern packt er seine Schwester, dreht sie, setzt sie auf das Bett und geht vor ihr in die Hocke, wobei er mit einem Griff an ihrem Kinn dafür sorgt das sie nicht wegschaut.


„Diese Familie, Sophie, ist unsere Familie. Wir sind ein Teil davon.“ Beginnt er trotz der viel zu späten Stunde ernst und wach, sein Griff an ihrem Kinn lockert sich nicht und sie sieht entsprechend alarmiert aus, während sie lauscht. „Du wirst niemals, niemals mehr jemand anderem als mir von deinen Bedenken berichten, nicht einmal Mutter. Sie mögen es nicht, wenn man über sie spricht und ich bin nicht gewillt das du es auf die harte Tour lernen musst. Hast du das verstanden, Sophie?“ Als sie zögert, engt er die Augen. „HAST du es verstanden, Schwesterherz?“ Als sie dann nickt, wähnt er sich zufrieden und lässt die Hand sinken, ihre Hand drückt er versöhnlich.


„Es ist egal, was sie sind, Sophie. Wichtig ist, was sie für uns sind. Du weißt was ich für Helena empfinde, was mir Adya bedeutet und Leon, Lynn. Nimm dir die Zeit das auch zu empfinden, nimm dir Zeit sie ebenfalls zu lieben.“ Einen Handkuss bringt er an als sie neuerlich nickt, dann lächelt er etwas, sogar verschmitzt. „Du bist schrecklich angetrunken.“


Sophie seufzt ein wenig, sie schließt die Augen und nebst seinen Worten, rauschen die Bilder des Abends vor ihrem geistigen Auge ab. „Ich wollte für die Ratsherrin Rawson arbeiten, aber sie meldet sich nicht zurück. Wenn ich jetzt Adrian schreibe, Lynn wird mir ewig deswegen in den Ohren liegen.“ Murmelt sie. „Und die plaudert sowieso alles aus, ALLES was ich ihr anvertraue.“ Und als sie die Augen öffnet, sieht und hört sie das er leise lacht. „Lynn wird immer alles an Helena weitertragen, wenn es für sie von Belang ist. Sie mag deine Freundin sein, für Helena arbeitet Lynn aber. Und Adya gehört damit rein.“ Dann schmeißt er sich aufs Bett und zieht sie mit zurück.


„Es kann gut sein das dein Nachname dafür sorgt, dass sie nicht antwortet. Warte noch ein oder zwei Tage, dann richte Adya einen Gruß von mir aus und bring deine Bewerbung dorthin.“ Einen Kuss an ihre Schläfe bringt er, dann darf sie sich schwesterlich ankuscheln. „Seit Vater nicht mehr unter uns ist, habe ich mir vorgenommen dir mehr Freiräume zu gewähren, ob Arbeiten für den Ratsherren dazu gehören soll, weiß ich nicht. Er ist ein Schürzenjäger, Sophie und ich möchte nicht das er dein Herz bricht.“ Er wartet eine Reaktion ab, es kommt aber keine. „Sophie? Hast du das verstanden?“ Als er dann das Kinn etwas zur Brust neigt, kann er sehen das sie schläft.


Statt seiner, schläft sie jetzt und er hängt seinen Gedanken nach. Teils beruhigt ihn was sie erzählt hat, teils beunruhigt es ihn und dass SIE jetzt nicht hier ist, macht es nicht unbedingt besser.

Kommentare 3

  • Was ist denn gestern passiert, dass sie diesen Eindruck bekam? Liebe Geschwisterles.

  • Als ob sie jetzt damit so unrecht hätte, Leni... :p


    Mir gefällt die Geschichte auch, Sophies Empörung ist wunderhübsch. Ich mag sie sehr sehr gern, deine Kleine.

  • Haha, ich geb dir gleich Schürzenjäger. Eine sehr schöne Geschichte, das Lesen hat mir Spaß gemacht und ich fühle mich geehrt über die Dinge, die du über die Familie schreibst. Das Ende mit dem einschlafen ist ganz schön lieb :)