Werter Kollege Laurent,
es ist nicht das erste Mal, dass ich bei einer Unternehmung des Paktes mit dabei bin wie ihr wisst, doch bereits von Anfang an komme ich nicht umhin gewisse Missstände zu bemerken. Meine Beschwerden bezüglich der Erstbesprechung kennt ihr, leider muss ich nun dazu noch anfügen, dass mehr Zivilisten mitgenommen wurden, die kurz vor der Anreise eintrafen. Unweigerlich stellen sich mir also mehrere Fragen: Wenn noch Platz für mindestens zwei Charr und deren Gepäck war, wieso durften wir nur eine so strikt definierte Menge mitnehmen? Für mich absolut unverständlich, es sei denn man hat von vorne herein damit gerechnet mehr Personal ‚einzusammeln‘, was nicht sonderlich für diese Unternehmung sprechen würde. Zweitens: Mir wurde gesagt, dass das Areal selbst für erfahrene Kämpfer nicht einfach ist - was also sollen simple Abenteurer an Bord? Ich weiß selbst, dass der Pakt öfters mit Personal arbeitet, dass nicht einer der drei Fraktionen angehört, aber ich stelle es dieses Mal deutlich in Frage auf solche Ressourcen zurück zu greifen. Spätestens seit gestern Abend bin ich mir sicher, dass wir uns Schwachstellen nicht leisten können, ja, ich gehe sogar so weit zu behaupten, jeder Zivilist stellt auf diesem Terrain eindeutig eine Gefahrenquelle dar. Für weitere Unternehmungen sollten wir dringend allgemein uns besser absprechen.
Die Abreise, sowie der anfängliche Flug gestaltete sich dennoch als relativ geordnet, trotz des Ärgernisses. Leider kam es auf einem unserer Begleitschiffe nach dem Eintritt in den Dschungel zu Angriffen verursacht durch entweder Meuterei, oder Sylvari die dem Ruf erlagen – mein Tipp gilt letzterem. Es handelte sich dabei um die ‚Roter Fürst‘ auf dem unter Captain Focke, der Orden transportiert wurde. Durch einen nahezu gleichzeitigen folgenden Wyvernangriff wurde das Luftschiff so stark beschädigt, dass es schlussendlich zerbarst. Ich kann aktuell nicht sagen wer überlebt hat, werde dem aber nachgehen.
Auch unser Schiff wurde von den Biestern attackiert, konnte sich aber durch einen großen Teil der Besatzung verteidigen, sodass wir – wenn auch knapp – den Sieg davon tragen konnten. Verluste unsererseits sind nicht zu verzeichnen.
Vorerst gibt es nichts weiter zu berichten, auch wenn ich durchaus glaube, dass die Ereignisse hier noch unangenehme Wendungen nehmen. Als Randnotiz habe ich anzumerken, dass der Eingeweihte Flintstone zumindest gute Arbeit liefert. Ich traue ihm zwar nur bedingt, aber er macht was ich sage und gibt sich fleissig.
Möge Grenth euch mit Klarheit segnen
Lichtbringerin Mathyra
Nachdem sie den Brief geschrieben hatte, las sie ihn noch einmal sorgsam durch und faltete ihn alsdann zusammen, um ihn in ein entsprechendes Kuvert zu verfrachten. Heute fiel es ihr in der Tat schwer einen simplen und eher sachlichen Bericht zu schreiben. Ein Umstand, der weniger den teilweise unmöglichen Mitreisenden, sondern eher dem Verlust des anderen Luftschiffes geschuldet war. Mara, ihre Cousine hatte sich dort befunden, sowie einige geschätzte Kollegen und bis dato hatte sie keine Ahnung, wer alles durch gekommen war. Hoffnung gab es zumindest, konnte man doch nach dem Unglück beobachten, wie einige Personen mit Gleitern entkamen. Dennoch: Schwerlich nur würde sie vergessen können, dass sie nichts hatte tun können, ja in dem Augenblick gar verdammt war stupide zuzusehen. So drängte sich die Frage auf, ob all das, was sie definierte – alles was sie je gelernt hatte – überhaupt realen Nutzen mit sich brachte, wenn sie nicht einmal im Stande war denen zu helfen, die ihr am Herzen lagen.
Es war frustrierend und deprimierend zuzusehen, wie die eigenen Mannen gegeneinander kämpften und wieder einmal verfluchte sie innerlich die Sylvari und den Altdrachen, doch auch sich selbst zu einem kleinen Teil. Ja, sie gab sich durchaus eine gewisse Schuld an all dem, auch wenn sie wusste, dass sie sehr vermutlich nicht viel an der Situation zum positiven verändert hätte. Der Absturz war leider vorprogrammiert bei der Doppelbelastung des internen und externen Kampfes. Rein theoretisch befanden sich außerdem einige fähige Leute an Bord, die offensichtlich ebenso nichts an dem Umstand hatten ändern können. Dennoch zog die Gerüchtlerin eine Lehre daraus: Das Training musste härter werden, fordernder, vielleicht war es sogar nötig innerhalb des Ordens trotz ihrer bereits fertigen Ausbildung einen anderen Meister zu konsultieren.
Das Geräusch von aufflatternden Vögeln aus den Bäumen im näheren Umkreis zog die Lichtbringerin aus den doch eher düsteren aber umso entschlosseneren Gedanken. Einem Impuls folgend hielt sie mitten in der Bewegung inne und lauschte angestrengt, was sich als nicht unbedingt sinnvoll erwies in einem Lager, in dem ständig irgendwer ein Geräusch verursachte. Unzufrieden murrend machte sie sich daran die Nachricht zu versiegeln und musste dabei unwillkürlich an den ‚Unfall‘ des mitreisenden Kriegspriesters denken. Gut, an sich hatte die ganze Reise bisher diese Beschreibung für den Roten zutreffen können, wenn man die wirklich peinliche Kotzerei an Bord bedachte. In gewisser Weise fühlte es sich gut an, auch so einen Mann in die Knie gehen zu sehen und ihn gleichzeitig in eine zeitweise vorhandene Abhängigkeit, durch die Bonbons die sie mit sich trug, zu führen.
Kurz bevor das Unglück auf der ‚Roter Fürst‘ begann, machte der Priester bereits eifrige Bekanntschaft mit der Fauna der Umgebung. Ein hübscher, bunter Vogel auf Kuschelkurs mit dem roten Riesen – für beide nicht sonderlich gewinnbringend. Wo der Piepmatz Federn lassen musste, war es Blut, mit dem der Kleriker diese Begegnung bezahlte. Sehr spaßig. Bei Gelegenheit würde sie Ken davon berichten. Sie wusste noch nicht, wie bald diese kommen würde ….