Heimatberichte II

Werter Kollege Laurent,


der heutige Tag brachte leider keine Wendung mit sich, auch wenn wir einen gut geplanten Ausfall durchführten. Das Lager im Westen, welches wir Angriffen fanden wir verlassen vor – lediglich ein Bauer blieb zurück um uns zu beschäftigen. Sie kaufen sich Zeit und wir verschwenden Ressourcen mit sinnlosen Zusammenstößen, auch wenn wir eine gefährliche Kreatur vernichten konnten.
Die Lagersituation hat sich allerdings etwas geändert: Kriegsmeister Spitzklaue gab nach seinem eher ungünstigen Debüt bei einem Angriff der Mordrem in unsere spärliche Befestigung den Posten ab. Der Mehrheitsentscheid legte dann die Wahl zum Oberkommandierenden auf mich.


Es ist einfacher einen Sack Flöhe zu hüten, bedenkt man welche teilweise hausgemachten Probleme sich in der Zeit ohne Regeln aufgetan haben. Probleme, die nun wichtige Zeit rauben, da die Besatzung mittlerweile zum Teil dazu übergegangen ist, die lasche Führung auszunutzen und faul und träge zu werden, oder sie sich gegenseitig bekämpfen.


Genauso erschreckt mich die mangelnde Loyalität dem Pakt selbst gegenüber. Ich weiß, dass nicht jeder damit einverstanden ist, dass ich führe, weil ich dem Orden angehöre. Aber das offensichtliche Misstrauen an unsere Fraktion hindert sie daran, aktiv zu sehen, dass ich es bin, die die Ordnung wieder herstellt. Ordnung, die meiner Meinung nach mit strikter Disziplin einher zu gehen hat, an der es bei manchen schlichtweg mangelt. Im Zuge dessen sah ich es für notwendig eigentlich bekannte Lagerregeln aufzuschreiben und sie so den Leuten noch einmal ins Gedächtnis zu rufen.


Im Grunde genommen ist es peinlich, wie wir uns Verhalten – als wären wir Stümper, die noch niemals auf einem Feldzug waren und die Worte Loyalität, Disziplin und Zusammenhalt erst frisch erlernen müssen. Es ist fast schon tragisch, dass die Anwesenden des Ordens ihren Kollegen der anderen Fraktionen mehr Vertrauen als umgekehrt.


Wieder einmal muss ich an dieser Stelle den Eingeweihten Flintstone loben. Wir triezen ihn regelrecht, stellen ihn vor Aufgaben, die am besten gestern bereits hätten erledigt worden sein sollen und er erfüllt sie, wenngleich man manches Mal sehen kann, dass er mit den Zeitangaben nicht zufrieden ist. Sein Fleiß und sein Engagement sollte nicht unbelohnt bleiben, da er sich auch selbstständig Aufgaben sucht, um zu helfen wo er kann.


gez. Lichtbringerin Mathyra


Auch nach dem zweiten Lesen der Nachricht schaffte sie es nicht irgend etwas zu beschönigen, oder sachlicher zu formulieren. Sie fragte sich ernsthaft, was der ein oder andere auf der Mission überhaupt verloren hatte. Viele kannten den Begriff 'Gehorsam' nur vom Hörensagen, hatten aber offensichtlich keinerlei Verbindung dazu. Einige waren auch nicht in der Lage klar formulierte Befehle überhaupt durchzuführen, was wiederrum die Frage eröffnete, ob sie vielleicht eine andere Sprache sprach, oder der Aufmerksamkeitsbogen bei manch einem geringer war, als bei einem toten Tier. Eventuell wollte man aber den ein oder anderen einfach aussortieren und hatte deshalb diese Personen losgeschickt um einen Feind zu besiegen. Der Pakt war wahrlich verzweifelt.


Allein die Tatsache, dass es nötig war Regeln noch einmal aufzuschreiben, die eigentlich jeder aus dem FF kennen musste, war unendlich peinlich. Jene, die dachten sie hätte den Aushang wegen den Leuten gemacht, die nicht dem Pakt angehörten irrten massiv. Es war all jenen zu verdanken, die das, was sie eigentlich einmal gelernt hatten exakt bei betreten des Feindgebetes vergessen hatten. Vish ging nicht davon aus, dass irgendjemand der Betroffenen den Aushang als solches verstand.


An den Grund, der sie damals zum Orden getrieben hatte, erinnerte sie sich auch heute noch genau: Eine Mischung aus Abenteuerlust, die Möglichkeit auf eine gute Ausbildung ihrer Fähigkeiten, sowie Aufstiegschancen und Missionen, von denen man eventuell nicht mehr lebendig zurück kehren würde. Das war es, was sie vor nun schon so vielen Jahren gezogen hatte. Vish enttäuschte nicht. Sie lernte schnell und gut, etablierte sich und galt als zielstrebig. Letzteres vielleicht manches Mal in einem etwas nahezu ungesund ausgeprägten Maß. Dann kam die Zeit bei der Schattenflamme, die sie allerdings nach einer Weile auf Befehl von oben hin wieder verlassen musste, da ihre Fähigkeiten andersweitig benötigt wurden. Die Beförderung folgte nach einem kleinen Ausflug nach Orr, wo sie sich bewiesen hatte und sie endlich Offiziersrang erhielt. Mehr als nur eine Gruppe führte Vish durch unwegsames Gelände, Gefahren und Schrecken und konnte dabei eine überzeugende Bilanz erzielen: Kein einziger Toter. Vielleicht verließ sie diese Strähne hier.


Mit einem tiefen, unzufriedenen und geplagten seufzen legte sie die Botschaft beiseite und fuhr sich durch das nur teilweise wieder gereinigte Haar. Noch immer hingen kleine Brocken von Erde und irgendwelchen Pflanzenteilen darinnen fest, was den roten Haaren einen leichten, grün - bräunlichen Schimmer verlieh. 'Scheiße', fluchte sie leise vor sich hin und sah sich etwas ziellos in ihrer derzeitigen Zeltbehausung um. Für einen kleinen Moment lang ließ sie die Gedanken reisen, auf nach Hause und das erste Mal in ihrem Leben, musste sie zugeben, dass sie lieber dort wäre, als hier. Irgend etwas versetzte ihrem Herzen einen kleinen Stich und je besser sie lauschte, umso eher erkannte sie die Ursache. Mürrisch zog sie die Mundwinkel nach unten und vertrieb das jämmerliche Gut, dass sich in ihren Hirnwindungen versenken wollte. "Pfffft..", machte sie und konnte sich eines schütteln des Kopfes nicht erwehren. Keine Zeit für solchen Blödsinn. Ihre Kinder waren jetzt hier und sie war trotz allem bestrebt, jedes Einzelne wenn auch nicht unversehrt, dann zumindest lebendig, zurück in die Heimat nehmen zu können.


Die Nachricht wurde wie gehabt versiegelt und auf dem üblichen Wege gen Heimat entsendet. Als die Lichtbringerin zu späterer Stunde im einigermaßen gereinigten Zustand auf der Barrikade stand, stierte sie finster in das Dunkel des Dschungels. Wie sie das ganze Gestrüpp hier hasste. Der grüne Tod. Ja, das war es. Wieder einmal drängte sich der Gedanke auf,einfach zu gehen, denn eines wusste sie mit absoluter Sicherheit: Ihre Leute und sie würden auch ohne den Rest des Lagers überleben. Vermutlich wäre es ohne Anhängsel und die Last anderer ohnehin einfacher, aber das war offensichtlich nicht der Weg, der Grenth für sie vorgesehen hatte und mittlerweile war sie sich auch sicher, dass Gott Balthasar eine Menge Spaß hatte sie zu prüfen.

"The blade is the answer to disrespect."



Wort des Jahres 2017: "Gängeln, das"
Bedeutung: Ein Vorgang bei dem Rollenspiel erwartet wird, damit auch innerhalb des Spieles eine Reaktion erfolgen kann.

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