Müde und erschöpft schleppt sich die Blaue in ihre Kapsel, verschließt den Eingang mit Ranken, Wurzeln und Farngeflecht und versinkt in eine trübe Dunkelheit. Nur wenige Stunden ist her, seit sie durch das Portal zurück in den Hain gekommen sind. Als sie vor mehreren Tagen den Hain verließ, um denjenigen zurück zu holen, der ihr mehr bedeutete als alles andere im Leben, wusste sie nicht, wie lange sie fortbleiben oder was sie erwarten würde. Aus diesem Grund hatte sie Sori, ihre junge, treue Farnhündin, im Hain zurückgelassen. Es war ihnen beiden schwergefallen, sich voneinander zu trennen. Immerhin waren sie seit Monaten unzertrennlich. Doch hielt die Zierliche das für nötig und am Ende sollte sie recht behalten, mit ihrer Vermutung. Sie wollte Sori keiner Gefahr aussetzen, auch wenn sie sich manches Mal in den letzten Tagen schmerzlich nach ihr gesehnt hatte. Doch nun ist sie wieder im Hain und kaum, dass Sori sie erblickt hatte, sprang sie übereifrig herbei und warf die Blaue fast um mit ihrer stürmischen Begrüßung. Nur mit Mühe konnte sie die junge Farnhündin bändigen, was zum einen an ihrer Erschöpfung lag und zum anderen an ihrer eigenen Freude sie wiederzusehen. Nun, etwa eine Stunde später, lässt sich Ayu bäuchlings auf ihr Mooslager fallen. Sie spürt, dass die Sonne bald aufgehen wird – eigentlich beginnt nun ihre Zeit als Morgenblüte. Doch diesmal ist sie einfach zu erschöpft.
„Nur ein paar Momente die Augen schließen…“ flüstert sie leise zu sich selbst.
So viel hatte sie erlebt…. So viel… ertragen müssen. Wie naiv sie doch war, zu glauben, nichts könnte sie noch überraschen. War sie doch wirklich davon überzeugt, sich das Schlimmste ausgemalt zu haben, um sich innerlich darauf vorzubereiten. Ein müdes Lächeln huscht über ihre Lippen. „Zavo… du überrascht mich immer wieder….“
Alleine das Geühlschaos zu bändigen, in dem Moment, als sie ihn wiedersah…. Überraschung, Erleichterung, Freude, Glück, Schock, Panik und schließlich tiefe Sorge. Sie war froh, dass es sie nicht überwältigte und vielmehr noch… dass sie es kaum nach außen trug. Zumindest nahm sie das an. Doch mischte sich Unsicherheit in ihr Handeln, wofür sie sich immer noch verfluchte. Wie sollte sie mit der Situation umgehen? Sie war unendlich froh, dass sie ihm nicht alleine gegenüberstand und ihre Geschwister mehr Mut zum Handeln fanden als sie. Und gerade als sie dachte, sich an den Umstand von Zavos Verfassung gewöhnt zu haben, wurde es noch schlimmer für sie. Zu beobachten, wieviel Zavo an Arvil liegt, was sie ihm bedeutete… war schwer zu verkraften. Es machte sie traurig und zum ersten Mal verspürte sie einen Anflug von Neid. Nur eingestehen wollte sich Ayu das nicht. Es ist doch irrational und völlig fehl am Platz. Sie versuchte es zu unterdrücken… versuchte nicht hinzuschauen, als sie so miteinander ihre Hände umschlungen hielten… versuchte es nicht an sich heran zu lassen... es einfach zu ignorieren. Dann später den stechenden Zorn als ihr dieser giftige „Bruder“ gegenüberstand, der es wagte, die Hand nach ihm auszustrecken. Es fiel ihr schwer, diesen Ärger runterzuschlucken und sich weiter auf Zavo und die Heimkehr zu konzentrieren. Doch kaum im Hain angekommen, verblasste diese Gefühl zum Glück bald wieder.
Doch nun… in ihrem weichen Mooslager… alleine in der Dunkelheit ihrer Kapsel, konnte sie nicht mehr. So viele Gefühle, im ständigen Wechsel zueinander mit stetem auf und ab kosteten sie alle Kraft. Sie braucht Zeit das zu verarbeiten. Sie braucht Zeit, um Kraft zu sammeln und die Behandlung von Zavo weiter fort zu führen.
In ein paar Stunden würde sie nach ihm sehen und dann ihr Bestes geben, um ihn wieder gesund zu bekommen. Ganz gleich wie es weitergeht – sie hielt immer zu ihm … und wird es weiterhin tun.
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