Die Schrift ist ein wenig schief.
71. Zephyr 1329 NE
Ich habe den Tag darauf verwandt, mich mit Implikationen und der Frage auseinanderzusetzen, inwiefern sie eine Missachtung der Regeln einer anständigen Kommunikation darstellen. Mir ist fast unbegreiflich, dass Griesbert diesen Aspekt nahezu vollkommen außer Acht gelassen hat.
Meine Arbeit wurde unterbrochen durch Caius' Cousin Dariyon, den ich unten traf. Er brachte eine Frau namens Malakasha mit ins Haus, die er seine Assistentin nannte. Ich möchte lieber nicht wissen, wobei sie ihm assistiert. Ich erfuhr, dass er malt. Er war aber noch nicht bereit, ein Bild von sich zu zeigen. Er erwähnte seine Assistentin schon mehrmals abgebildet zu haben, oder möglicherweise hat sie es auch gesagt; sie gab generell nicht viel von sich und ich konnte, bis ich beiden von dem Chiromantenskandal auf der Feier erzählte, bei der ich neulich mit Mutter war, nicht viel Charakter an ihr feststellen. Vielleicht besteht eine Verkettung zwischen den Modellen, die er wählt, der Art seiner Kunst und der Tatsache seiner Unbereitschaft, diese ansehen zu lassen.
Er stellte überhaupt ein mannigfaltiges Repertoire an Frechheiten zur Schau, die er durch Charme und Witz zu überzuckern versucht, aber ich durchschaue ihn!
Trotzdem möchte ich ihn nicht zum Feind haben, denn abgesehen davon, dass Mutter erröten und mich wegsperren würde, wüsste sie, welche Art von Umgang ich in diesem Haus pflege, zeigte er sich sehr hilfsbereit. Als ich ihn nach den Büchern der Rurikhalle fragte, bot er mir an, sich für mich zu erkundigen. Das ist mehr Freundlichkeit, als ich erwartet hatte.
Ein schiefer Strich zieht sich über einen Teil des Papiers, der sich nicht wieder löschen ließ.
Ich habe außerdem erschreckende Informationen über Gwennis von Weißenstein erfahren. Die von Caius erwähnte Veranstaltung, im Zuge derer er eine Bürgerliche für einen Abend erstanden hat, diente auch Gwennis als Bühne für eine sehr fragwürdige Tat. Dariyon verriet mir, dass auch sie sich verkauft hat und langsam fürchte ich, ich beginne zu verstehen, was er meinte, als er sagte, Gwennis habe in der Stadt eingeschlagen 'wie eine Granate'. Eine Implikation, die mir am Abend seines Ausspruchs noch unvorstellbar vorkam. Ich bemühe mich, sie für das Wissen nicht zu verurteilen, nur kann ich mir nicht erklären, welcher üble Wink sie bewogen haben könnte, so einen Schritt zu gehen, sich selbst zu verdingen. Angeblich gab es einen Kampf zwischen dem Graf Hohenheim und einem Mitglied der reichen Kaufmannsfamilie. Ich bin mir sicher, Toula hätte eine angenehme Besänftigung oder wenigstens einen unterhaltsamen Spruch zu dieser Sache zu sagen, aber sie ist nicht hier und ich muss mich selbst auf andere Gedanken bringen.
Es ist spät. Den morgigen Tag werde ich meinen Studien widmen. Ich werde mich in meinem Zimmer einschließen, um nicht Gefahr zu laufen, wieder auf Wissen zu stoßen, das mich vom Wesentlichen ablenkt.