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Spät am Abend im Übergang zur Nacht war es, eine sehr gut versteckte kleine Höhle mitten im Dickicht des Dschungels noch bewohnt und dadurch belebt. Beinahe schon lautlos trank Chester - auf einem Stein sitzend - von ihrer Kaffeetasse und hob dabei den Blick aus den Augenwinkeln an, um sich so etwas umzusehen. Zuerst sah sie natürlich zum Eingang hinüber und wägte unverhoffte Gäste ab, bevor sich ihr Augenmerk doch auf die beiden legte wegen welchen sie überhaupt hier war. Nur mit jeweils einer zerschlissenen größeren Decke vom Boden getrennt lagen dort sowohl der verkrüppelte Ausbilder der Zaishen, als auch der Mesmer Cornerstone. Beides Gesichter die sie nur zu gut und schon sehr lange kannte, weitaus länger als mancheiner sein Kind bei sich leben lässt und widerum andere überhaupt eine Beziehung, vielleicht sogar einer Ehe nachgingen. Viele Jahrzehnte kannte sie die beiden schon und kam noch immer nicht über ihren Zustand hinweg in welchem sie sich befanden ohne Aussicht auf Besserung. Den Alten hatte es mal wieder in einem Schlagaustausch übelster Sorte erwischt und war seither nicht mehr erwacht, zielte man doch nur zu präzise auf Schläfen sowie die ohnehin lädierte Schädelseite, welche sie deswegen von außen mit Metall stützen und klammern musste. Um den anderen stand es - Dank des nebenliegenden Zaishen - in keinster Weise besser, lag er doch schon seit fast zwei Monaten einfach nur brach; unfähig sich längere Zeit auf den Beinen zu halten. Es schmerzte sie insgeheim sehr die beiden so sehen zu müssen, stand man doch bisher alles irgendwie gemeinsam durch, egal wie sehr man sich mal in der Wolle hatte. Der unangenehme Mief in der Höhle war ihr mehr als egal, denn sie bekümmerte mehr das Wissen, dass es um die medizinischen Vorräte allmählich wirklich sehr schlecht stand. Die Wände die sie so näher betrachtete waren leer, immerhin hatte sich Chester nicht die Mühe gemacht irgendwelche Regale anzubringen - weder in jener Nacht, noch in den ganzen vielen Nächten davor in welchen sie dort Schutz und Unterschlupf suchte. Kaum hörbar traten rasche, leise Schritte in die Höhle hinein und so schnell konnte man kaum sehen, hob die Ärztin ihre Flinte vom Boden an und richtete den Lauf schlagartig zum Höhleneingang aus, sah jedoch auf den Boden. Dort flitzte ein kleines Flughörnchen über den Boden und warf ihr aus dunklen Augen einen neugierigen Blick hinauf, woraufhin sich die ehemalige Piratin durchatmend entspannte, die Schusswaffe neben sich an die Wand anlehnte und zu den nächsten eintretenden Schritten sah. "Hey, Jace."
Ein schlanker und sehr alter Mann trat ein, das Haar schon längst weiß und der farblich passende Bart etwas struppelig, jedoch fernab von verwildet. Gekleidet war er in feste Leinen, gestützt von Gürtungen und Lederflicken, während am Rücken ein geteiltes Scharfschützengewehr eingehängt war. Zuerst schmunzelte er sie nur an, die Mundwinkel sehr steil angehoben weswegen die Augen von nur noch mehr Falten eingeschlossen waren. Die Brille saß ihm mal nicht auf dem leicht hügeligen Nasenrücken, sondern saß mit abgespreiztem Bügel in der Halsöffnung des Hemdes. Schließlich nickte er ihr zu. "Guten Abend, Manisa.." Sie konnte ihm die schlechten Nachrichten bereits ansehen, da er mit dem auffolgenden Einatmen für den nächsten Satz den Blick kurz von ihr abwandte, das Lächeln verlor und auch noch unter seine Weste griff. "Du, es.." "Gib einfach her.", brummte sie in seine Worte hinein und streckte die Hand vorwärts. Der Schütze hielt kurz inne und sah verwundert mit einem sachten Stirnrunzeln zu ihr, nickte allerdings ergeben und ging die letzten Meter noch heran. Schließlich zog er mehrere eingerollte Papiere hervor die ob des engen Trageraums schon ziemlich eingedellt und zerknittert waren, bevor er ihr ebendiese überreichte. Die Ärztin stellte die Kaffeetasse auf den Boden runter und nahm die Zettel entgegen, rollte sie auf und begann dann zu lesen. Zeit ließ sie sich nicht dabei, sie flog eher darüber und dennoch verengte sie die Augen stark. "Mhm..", entkam es ihr zuerst und sie sah einmal zu ihm rüber. "Irgendwelche Gerüchte?" Jace leckte sich kurz über die Lippen und überlegte einen Moment, bevor er zu reden begann. "Also.. soweit ich es mitbekommen habe, war er wohl bei der Grillfete von Stych und da kam es wohl zum Wortgefecht zwischen Dronon und Marktur-" "Schwachsinn.", feixte Chester dazwischen ohne aufzusehen, woraufhin der Schütze nur nickte und weiter sprach. ".. zwischen den beiden jedenfalls und irgendwie kam es wohl dazu, dass er von einem Heckenschützen umgemäht wurde." "Warst du das?", fragte sie prompt und hob den Blick doch einmal zu ihm an, wodurch sie sehen konnte wie vehement er den Kopf schüttelte. "Was? Nein! Schau dir den neuesten Schrieb an.. glaub mir, dann wäre es keine Vermutung." Die Ärztin kam den Worten nach und laß auch den nächsten Zettel, auf welchem einige kleine Bilder von Profilen zu sehen waren. "Ja klar.", meinte sie dann sehr trocken. "Ich habe plötzlich was damit zu tun, schon Recht.. wer von denen kannte deinen Namen?" Wieder sah sie auf und er blähte die Wangen. "Von allen dort MIT Vorname? Nur Dronon." Die Frau nickte einmal schroff ab und schlug die Papiere gerade auf, wie sonst eine Zeitung. "Dann lebt er noch.", war ihre Antwort darauf und schon sah sie wieder zurück, um weiter zu lesen.
Einige Zeit ging so dahin und Jace blieb einfach nur schweigend stehen. Das Flughörnchen machte sich indes daran an dessen rechtem Bein hinauf zu klettern, bevor es selbst unter der Weste verschwand. "Weitere Gerüchte?", hinterfragte Chester irgendwann und zog das erste Fahndungsplakat wieder hervor, dieses noch einmal überlesend. "Ehm.. er ist wohl im Lazarett verblutet-" "Schwachsinn." "- und Stunden später hat man seine Leiche dann von einer Decke verhüllt mit dieser anderen Priesterin nach Götterfels-" "Vollkommener Hirnschiss, das macht alles keinen Sinn." Der Mann biss sich auf die Unterlippe und schwieg solange, bis sie leger mit der linken Hand in seine Richtung fuchtelte. "Erzähl weiter." "Hm.. in Ordnung.", murmelte der Schütze etwas betreten und warf einen Seitenblick zu den beiden Invaliden, bevor er weiter sprach. "Es kam jetzt kürzlich wohl noch dazu, dass man bei der Hochstraße einige Fuhren voller Holz gesichtet-" "Kannst aufhören.", sprach die Ärztin dann und erhob sich, rollte dabei die Papiere zusammen und reichte sie zurück, der Blick äußerst nüchtern auf den Mann gerichtet. "Das ist die abgrundtief dümmste Falle von der ich jemals mitbekommen habe und ich bin froh, dass sowohl der Ghul momentan nicht ansprechbar ist und auch Marktur schon längst nicht mehr zugegen. Alleine diese Anmaßungen einen Tod vorzutäuschen und das auch noch von einem sogenannten Priester-" "Ehh..", meldete sich Jace dann vorsichtig zu Wort und grinste ihr sehr zaghaft entgegen. "Ich wollte nach dem Zeug an der Hochstraße noch erwähnen, dass es wohl ein Gespräch mit einem.. Priester des Grenth gab und.. das."
Lange Zeit schwieg Chester darauf und schnalzte dann mit der Zunge. "Blasphemie und Lügen, herrlich. Sowas bin ich nicht einmal von Piraten gewohnt." Damit schnappte sie sich ihr Gewehr und ging geradewegs auf Thrymaer zu. Der Schütze weitete die Augen und eilte ihr nach, stellte sich ihr dreist in den Weg was sie auch zum innehalten bewegte. Ihre Blicke kreuzten sich. "Was hast du vor, Manisa?", hinterfragte er und sie schnaubte harsch aus. "Etwas, das ich schon längst hätte machen sollen.. wenn ein so derartig stolzer und verlogener Idiot wie Dronon seine Lakaien dazu anordnet um einen solchen Scheiß auf die Reihe zu bringen für eine mehr als offensichtliche Falle, dabei auch noch in seinem Amt als sogenannter Priester bestätigt wird und diesen beibehält, ohne, dass auch nur einmal einer auf die Idee kommt ihn WIRKLICH umzubringen.. dann ist dieses gesamte Königreich einfach nur verloren. Er zieht jetzt sogar schon die Löwengarde hinein, die sich damit eigentlich gar nicht befassen müsste." Der weißhaarige Mann zog die Brauen etwas zusammen und lehnte sich zurück, mehr als offensichtlich überfordert mit der Situation. Sie gab ihm zwar durchaus den Raum zu atmen, jedoch sprach sie ungehindert weiter. "Der Kerl ist mehr Anhänger von Menzies als ich es selbst von einem Andril jemals hätte in Erwägung ziehen können.", schnaufte sie dann aus. "Das hat nichts mehr mit einem Soldaten gemein. Das ist ein verzogenes Kind das alles tut, um Recht zu behalten. Selbst die eigenen Werte und Tugenden über Bord schmeißen, die er die ganze Zeit predigt. Bigott ist es, scheinheilig und sich dann auch noch.. wie war das? Er ist eine Ikone? Dass die Götterstatuen bei seiner bloßen Anwesenheit nicht zu kotzen anfangen ist mir echt ein Rätsel." Nicht einmal hob sie die Stimme lauter an als dazu nötig, dass er sie verstehen konnte und das benötigte nicht viel - immerhin standen sie nur einen halben Meter voneinander entfernt. Dennoch wurde jedes einzelne Wort aggressiv gezischt und zeugte in bester Weise davon, dass die Frau nicht einfach nur schlecht gelaunt war. Leicht zuckte der Blick des Mannes hin und her, eindeutig verunsichert. "Und was.. jetzt?" "Ganz einfach.", meinte sie. "Hol einen der Norn und dann hauen wir ab. In einer Umgebung in welcher solche Leute das Sagen haben, gibt es keinen Schutz und noch weniger Verstand."
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