Die Kunst der süßen Lüge~ Vergebung

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Ebonfalke, 1325~



Es regnet.
Regen, der viel zu selten auf das Land hier nieder geht und an diesem Tag dazu beiträgt, dass die Gedanken im Kopf förmlich schreien, um sich Raum zu verschaffen.
Leise prasselt der Regen gegen die Fensterscheibe als Vorbote der Abenddämmerung, die in der Ferne vom finsteren Horizont ebenfalls angekündigt wird. Mein leerer Blick verfolgt die nüchterne Regung meiner Züge in der verzerrten Spiegelung der Fensterscheibe, bis die weißen Züge nur noch einem Schemen gleichen und an Kraft verlieren. Kraft, die ohnehin kaum mehr im eigenen Blick vorhanden ist.

"du sollst doch lächeln Kind..."


Wozu? Ein einfacher Gedanke folgt den Worten, die so nahe am Ohr erklingen, dass der feine Atem dazu über die empfindliche Haut streift und die feinen Härchen dort aufrichtet. Eine so zarte, zerbrechliche Geste, die dennoch bis ins Mark reicht und es schafft, dass meine Haltung sich strafft. Nur langsam kehrt mein Blick aus der Ferne zurück, löst den dunstigen Schleier meiner Spiegelung in der Fensterscheibe, um verzweifelt die Gestalt zur Stimme darin zu finden-doch vergebens. Innerlich zerschmettert es die anfängliche Freude und Euphorie, doch äußerlich...äußerlich ist nichts. Keine Regung, nicht einmal eine Braue zuckt verräterisch. Mittlerweile sitzt die Maske so fest, dass ich mich selbst damit betrüge und mir im Spiegel damit entgegen blicke.


"du zahlst den Preis für das Blut in deinen Adern."

Tag für Tag zahle ich ihn, ja...ich weiss es. Aber leichter wird die Last deswegen noch lange nicht und nichts anderes ist es- eine Last. Erst jetzt schaffe ich es zu lächeln und finde zu diesem hohlen, sanften Zug um meine Lippen wieder, der jedem suggeriert wie schwach und zerbrechlich ich doch bin. Wie das rohe Ei im Nest der Henne.Nur das mein Nest noch von samtenen, seidenen Fesseln gesichert ist, damit ich ja nicht aus dem Stroh falle. Auch nicht mehr als eine gewahrte Lüge, die in den nächsten Jahren wahrscheinlich zur Wahrheit wird. Nur wage nehme ich wahr, wie mein Brustkorb sich unter einem ungewohnt tiefen Atemzug gegen den straff gespannten Stoff der Robe presst. Langsam wendet sich mein Haupt dem Ursprung der samtenen Stimme zu, um sie mustern zu können. Sehnsucht...es ist schlichte, einfache Sehnsucht und der Schrei der Verzweiflung die dem Blicke folgt und für einen Moment aus ihm spricht. Die Züge die mir entgegen sehen sind blass, makellos, rein...meinen nicht unähnlich, nur tausend mal sanfter und liebreizender- zu mindestens aus den Augen des Kindes, dass seine Mutter betrachtet. Sie war immer die schönste Frau für mich, die Reinste, die...Perfekteste. Heute weiß ich es besser, denn ich kenne den Preis. Ich kenne den Preis für das Lächeln, dass sie mir in diesem Augenblick schenkt.
"Wir alle haben Opfer zu bringen...auch du Aiko', mein liebes Kind."
Ich weiß....ich weiß es Mutter. Du sagst es mir jeden Tag aufs neue, auch wenn wir anderes wollen. Ich sehe den Bruch in deinem Blick Mutter...ich sehe wie du weinst hinter deinem Lächeln. Ich höre dich schreien, auch wenn du schweigst. "Hast du dich je danach gesehnt, ausbrechen zu können? Sei es nur für eine Nacht? Einen kurzen Moment?...Hast du es je in Erwägung erzogen einen Moment....nicht du sein zu müssen?" Die ersten Worte die wirklich über meine gefärbten Lippen perlen, während die Antwort ausbleibt. Meine Mutter schweigt, schenkt mir ihr warmes, sanftes Lächeln einer Mutter, die ihr Kind liebt. Das Lächeln einer Mutter, die gar nicht anders kann, außer dem Kind ein warmes, sanftes Lächeln zu schenken, denn nichts anderes will das Kind. Verfluchtes, egoistisches Kind. Ich höre mich seufzen, ehe das Lächeln meiner Mutter sich auf meinen Lippen spiegelt, während ihre Züge verblassen."Ich zahle den Preis, gewiss...jeden Tag aufs neue Mutter. So, wie du es mich lehrtest."Sehnsucht spricht aus den Worten, Sehnsucht geboren aus unendlicher Liebe eines Kindes zu seiner Mutter. Irgendwo darunter im Schatten dessen, ruht der kleine, stille Hass, als die Züge von ihr immer mehr verblassen und meinem Geist verdeutlichen, dass es nichts weiter als eine Illusion war. Ein Trugbild, dem eigenen Wunsch und der Sehnsucht entsprungen. Mein Körper fühlt sich dumpf an, fern und die Bewegung meiner Hand nehme ich einzig aus den Augenwinkeln wahr. Ich lege die Hand an die durchscheinende Wange meiner Mutter, die mir so unendlich warm und zärtlich entgegen blickt. Gar vergebend könnte man meinen, für den Frevel den ich diesem Moment begehe, wo ich ihr Bilde einzig für mich geformt habe.


"Ich vergebe dir mein Kind...ich vergebe dir."
Nein Mutter...du würdest mir nie vergeben, so sehr ich es mir auch wünschte. Niemals, denn nicht mal ich vergebe mir. Aber es tut gut diese sanfte Lüge zu hören, auch wenn sie nur meinem kranken Geist entspringt. Eine selbst erschaffene, wunderschöne Lüge, die in diesem Moment unter meinen Fingern gänzlich verschwindet und nichts außer leerer, kalter, trister Luft zurück lässt, durch die meine Finger greifen und sich zur Faust geballt, am Ende senken.
Alles hat seinen Preis...vor allem die Dinge, die nicht in Gold und Geschmeide aufzuwiegen sind. Ich werde ihn zahlen Mutter, so wie einst mit Worten versprochen und mit Blut besiegelt.Für die Ehre des Clans...~

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