Briefe von der Front - Samuel Pershing

Liebe Mama, Lieber Papa,


ich hoffe es geht euch gut und ihr seid wohl auf. Ich habe mich schon sehr lange nicht mehr bei euch gemeldet weil ich erst etwas vorzuweisen haben wollte ehe ich euch wieder unter die Augen trete. Ich war etwas mehr als 2 Monate Rekrut bei den Seraphen bis ich zum Soldaten ernannt wurde und doch fühle ich mich nicht als hätte ich etwas erreicht, nicht weil ich denke das ich mehr als ein Soldat werden könnte, oder weil ich noch mehr will, sondern einfach weil ich denke das ich es nicht verdient habe.


Ich war mitten in meiner Ausbildung als der Krieg anfing und zum Soldaten wurde ich nur ernannt weil die Armee Soldaten brauchte die für sie kämpfen darf. Bei meinem ersten Einsatz wurde ich an meiner Schulter verletzt. Ein Ritter des Mantels hatte mich an der Schulter getroffen. Nur eine Woche später wurde ich auf einer Patrouille in eine Höhle entführt und konnte nur mit Hilfe einer Gefreiten fliehen mit der ich auch sonst zusammen arbeite. Ihr Name ist Abigail Finch und ich habe ihr sehr viel zu verdanken.


Ohne sie hätte ich niemals den Mut gefunden bei den Seraphen zu bleiben. Mein Glauben an das Gerechte wurde schon früh gebrochen und ohne sie hätte ich nicht zu mir zurück gefunden und wäre nun schon wieder längst bei euch. Lebendig, unverletzt, aber nicht glücklich weil ich meiner Bestimmung nicht gefolgt bin und die Menschen im Stich gelassen hätte. Auch wenn meine Schulter vernarbt, meine Rippen gebrochen und mein Verstand angegriffen ist, weiß ich, das ich dies nicht umsonst tue. Ich wollte nie ein Held sein, will es immer noch nicht. Ich will nur helfen und ich bin glücklich nur einer von vielen zu sein, denn einer allein kann die Welt nicht verändern, aber gemeinsam werden wir es schaffen.


Auch wenn viele dafür schon ihr Leben lassen mussten, bin ich immer noch sicher das richtige zu tun. Denn wenn keiner für uns kämpft, wer bleibt dann noch? Wir können die friedlichen Bürger nicht im Stich lassen. Sie hoffen und vertrauen uns ihr Leben an und wer sind wir, sie im Angesicht der Götter im Stich zu lassen? Ich wurde Soldat um zu kämpfen und auch wenn ich nicht sterben will, auch wenn ich Angst davor habe diese Welt zu verlassen, so werde ich den Tod am Ende akzeptieren und mich Grenth anvertrauen sollte es soweit sein.


Doch bis dahin werde ich dafür sorgen am Leben zu bleiben. Ich bin nicht nur Soldat, sondern auch Adjutant und Feldwebel Vectus Hadrick. Als ich ihn am Anfang gesehen habe hat mich sein Aussehen verschreckt. Sein Gesicht ist vernarbt und ich musste daran denken was mich erwartet. Ich merke wie streng er zu mir ist, aber nicht weil er mich ärgern will, sondern weil er aus mir etwas machen will, warum auch immer, aber er hilft mir das zu werden was ich schon immer sein will, ein vollwertiger Seraph und dafür bin ich ihm dankbar, auch wenn er meinen Dank niemals annehmen würde.


Ich habe das Gefühl das viele Soldaten alles zu ernst nehmen. Gefreite Finch und Feldwebel Hadrick sind nur Zwei Beispiele. Unsere Arbeit ist schwer und auch unsere Pflicht, doch sollte man nicht vergessen das wir ebenso Menschen sind, das wir ebenso Fehler machen und das wir uns wie alle anderen vor den Göttern rechtfertigen müssen. Uns unterscheidet nichts von den Leuten die täglich ihre Pflichten tun, auch wenn es andere sein mögen. Manchmal habe ich das Gefühl das man sich selber vergisst, das man sich lieber auf etwas anderes konzentriert als auf sich selber.


Vor allem Abigail. Ihr habe ich so viel zu verdanken und manchmal glaube ich, sie weiß meine Dankbarkeit nicht zu schätzen, oder tut mich als dummen Jungen ab und dann wenn ich denke das sie mich fallen gelassen hat, kommt sie und reicht mir ihre Hand. Es ist merkwürdig mit ihr zusammen zu sein und doch denke ich manchmal das ich froh bin sie getroffen zu haben, denn ohne sie wäre ich nicht so weit gekommen. Ohne sie wäre ich schwach und wäre kein Seraph geworden.


Wenn ich irgendwann in vielen Jahren zurück blicke und mir überlege wie es war, dann will ich mir diesen Tag hier in Erinnerung rufen an dem ich euch diesen Brief schrieb und an das Denken was Abigail für mich getan hat und was sie für mich bedeutet. Sie ist meine beste Freundin, meine Kameradin und Vorgesetzte und ich werde niemals vergessen was dies für mich an Bedeutung hatte, genauso wenig wie ich euch vergesse und was ihr für mich Bedeutet.


Ich möchte das ihr Stolz auf mich seid und das ihr wisst das ich aufgrund meiner Überzeugung hier bin, nicht weil mich jemand gezwungen hat, sondern weil ich helfen will. Ich bin nur einer von vielen, ein Mensch, so unbedeutend wie ein Streichholz das von einem Windhauch ausgeblasen werden kann, doch zusammen mit den anderen Soldaten fühle ich mich wie ein Feuer was sogar einem Orkan standhalten kann.


Irgendwann werden wir uns wieder sehen, irgendwann werde ich wieder bei euch sein, als Soldat ihrer Königin, doch nicht heute und auch nicht morgen, aber irgendwann.


Bis dahin verbleibe ich mit meinen ehrlichsten Grüßen und meinen Hoffnungen das es euch gut geht und die Götter euch schützen.


In ewiger Liebe.


Euer Samuel

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