Briefe von der Front II - Samuel Pershing

Hallo liebe Mama, Hallo lieber Papa,


ich habe mich über euren letzten Brief gefreut und ich bin erleichtert das es euch gut geht. Ich habe mir geschworen euch mehr zu schreiben, aber meine Zeit lässt es kaum zu. Die Hoffnung bleibt das der Krieg bald endet und ich euch endlich wiedersehen kann. 6 Monate ist es nun her, da zog es mich von unserem Bauernhof nach Götterfels, doch für mich wirkt es im Moment als wären nur wenige Tage vergangen. Euch und die anderen im Dorf wiederzusehen, wird mir eine Freude sein und mir am Ende zeigen, für wenn ich gekämpft habe und wofür meine Kameraden und Freunde gestorben sind.


Gestern hat es einen Soldaten erwischt, ich kannte ihn kaum, aber er war immer sehr nett zu mir und hatte mich sogar mal aufgeheitert als ich Traurig war. Sein Name war , Nein, sein Name ist James Growl und ich werde ihn nie vergessen, genauso wenig wie die anderen. Wenn ich darüber nachdenke das er sterben musste, vielleicht wäre auch ich es gewesen der an seiner statt den Tod gefunden hätte, doch stattdessen fertige ich Inventurlisten an und muss zusehen wie andere gute Männer und Frauen ihr Leben lassen, nur weil einige Leute auf eine Person hören die eine andere Meinung hat als die Königin und zu Gewalt aufruft. Es ist deprimierend zu sehen wie die Menschen sich selbst in Zeiten noch gegenseitig töten können, während wir alle an der Klippe zur Ausrottung stehen.


Immer wieder muss ich an die Toten denken, jene die neben mir standen, aber auch jene die ich töten musste. Auch das kleine Mädchen was ich nicht retten konnte und in meinen Armen verblutete, quält mich in meinen Gedanken. Ich wurde Seraph um Leute zu schützen, doch nun merke ich eigentlich wie Machtlos ich bin, das ich einige Dinge nicht aufhalten kann und sie akzeptieren muss, auch wenn ich es nicht möchte. Jetzt wo ich die Zeilen lese, merke ich wie deprimierend sind klingen, aber es ist nicht alles schlecht.


Ich habe neue Freunde gefunden und auch wenn Feldwebel Hadrick mich anbrüllt und schlägt, weiß ich das er es am Ende gut meint und er will das ich ein Soldat werde, der seinen Dienst ordentlich verrichtet und ich werde weiterhin versuchen ihn nicht noch mehr zu enttäuschen. Wenn er stirbt, wüsste ich niemanden mehr, der mir mit einer solchen Ernsthaftigkeit etwas beibringen konnte. Er ist wie der Dwaynapriester unseres Dorfes, nur strenger. Doch wenn ich ihm das sage, würde er mich wohl mit seinen Unterhosen erwürgen, also lass ich es lieber. Allgemein wirkt er so als würde er nur wenig reden wollen, als würde er Angst haben jemanden an sich zu lassen und deswegen stößt er alle fort. Manchmal beobachte ich ihn und es macht mich traurig ihn so allein zu sehen. Er wirkt so verlassen, doch keiner merkt es. Warum nicht? Sie sehen nur den Mann den er spielt, nicht der, der er in Wirklichkeit ist. Vielleicht werde ich es ja schaffen irgendwann mit ihm darüber zu sprechen, ohne das er mir eine langt. Zumindest erinnern mich seine Schläge immer an Papa, auch wenn er ein wenig Fraulich zuhaut, vielleicht einfach weil er mir nicht wirklich weh tun will.


Aber auch die Gefreite Finch, Abigail, ist mir sehr ans Herz gewachsen. Ich verstehe nun ein wenig mehr von ihr und weiß endlich wie ich mit ihr reden kann. Sie ist mir wie immer eine Stütze und ich fühle mich wohl bei ihr, als wäre sie ein zu Hause für mich wo ich weiß das ich mit meinen Fragen immer gut aufgehoben bin. Sie tut viel für mich und ist dabei sehr aufopferungsvoll, selbst wenn ich ihr immer wieder sage das sie auch an sich denken soll, aber ich denke sie begreift es nicht. Es ist fast schon so als würde sie Buße für etwas aus ihrer Vergangenheit tun und in mir sieht sie die Gelegenheit alles wieder gut zu machen. Zumindest dachte ich am Anfang das ich nur ein Mittel zum Zweck für sie bin, aber nun erkenne ich das es mehr ist, das sie eine Freundin ist. Und auch wenn ich weiß das sie es ernst meint, habe ich immer noch das Gefühl das sie leidet. Nicht zuletzt da nun ihr Bruder verschwunden ist und keiner weiß was der weiße, was die Leute, diese Personen, sie mit ihm vorhaben. Ich merke wie schlecht es ihr damit geht und ich kann es nachvollziehen. Auch ich habe meine Schwester noch nicht aufgegeben, doch diese Ungewissheit frisst einen innerlich auf, auch wenn sie es äußerlich nicht zeigt, weiß ich was für ein Kampf in ihrem inneren stattfinden muss. Ich hoffe ich kann ihr so gut helfen wie sie mir geholfen hat und das ich mal eine Stütze für sie sein darf.


Auch Evelyn, einer Soldatin unserer Kompanie geht es gut, auch wenn sie in meiner Gegenwart merkwürdig ist und mir dauernd von jemanden erzählt mit dem sie sich treffen will, auch wenn dieser nichts von ihrer Schwärmerei weiß. Es ist merkwürdig, sie sagt mir immer wieder wie sie in den Mann verschossen ist und gibt mir dann einen Kuss auf die Wange ehe sie dann einfach schnell abhaut ohne das ich noch was sagen kann. Abigail meinte einmal das die Soldatin mich damit meint, aber das wäre Dumm, dann würde sie es mir doch einfach sagen und nicht so kompliziert machen. Ich hoffe einfach für Evelyn, das sie jemanden findet der sie Glücklich macht, denn sie hat es verdient.


Auch ein Priester kam zu mir. Sie nennen ihn alle das rote Biest, aber auf mich macht er einen doch sehr ruhigen und freundlichen Eindruck, selbst als ich ihn im Feld zwei mal getroffen habe und ich dachte das er dafür sorgt das ich deswegen irgendwie bestraft werde, hat er nur einfach normal mit mir gesprochen und mir Mut zureden wollen. Ich finde Priester Dronon ist jemand, zu dem man ebenso hinauf schauen kann, wie zu Abigail. Auch wenn er manchmal sehr wütend und direkt ist, empfinde ich es nicht als schlimm, immerhin sagt er einfach nur was er denkt. Wenn jeder Mensch das tun würde, dann würde es wohl auch weniger Probleme auf der Welt geben. Vielleicht mögen sie ihn deswegen teilweise nicht, weil er einfach nur das ausspricht was er denkt und die Menschen haben einfach nur Angst genauso ehrlich zu sein.


Ich hätte euch noch so viel zu schreiben, aber die Zeit rinnt wieder einmal fort und ich muss mich wieder an mein Tagwerk begeben. Ich freue mich schon mit Abigail zu euch zu kommen. Ihr wird es bestimmt gut tun einmal das Land und euch zu sehen, vielleicht findet sie etwas mehr Frieden wenn sie euch sieht.


Passt auf euch auf und grüßt bitte unsere Nachbarn von mir, vor allem Margot. Ich vermisse ihren Erdbeerkuchen den sie uns im Sommer gemacht hat. Immer wenn ich daran denke, kommen mir noch viele andere schön Erinnerungen.


In ewiger Liebe.


Euer Samuel

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