Geschäftspartner

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Die Tür war bereits schwungvoll ins Schloss gefallen, ehe die junge Frau sich in den alten, bequemen Ledersessel mit den schäbig-abgeliebten Polstern fallen ließ. Die langen Beine schwang sie über die linke Armlehne und richtete den Blick auf ihren Gegenüber, jenen Mann der auf der anderen Seite des Schreibtisches saß.


„Ihr habt mir nicht gesagt, dass es so ablaufen würde.“, brachte sie unter leisem Schnauben hervor. „Und dass dieser andere Kerl die ganze Zeit dabei sein würde habe ich ebenso wenig gewusst.“


Der Vorwurf stand in der Luft zwischen ihnen, unbeschönt, wie es so oft ihre Art war. Es war ihr stets gleich, ob die Kleider des Anderen aus Seide oder aus Sackleinen genäht waren – außerhalb ihrer Domäne sprach sie direkt. Ein prüfender Blick fiel über das hübsche, lange Gewand unter dessen leichtem Rock sich die locker abgelegten Beine abzeichneten. Bislang hatte sie es geschafft, es nicht zu beschmutzen, auch wenn sie durch die abendlichen Straßen hierher gehastet war. Geguckt hatten sie, die dummen Waschweiber, die mit den schweren Körben unter dem Arm nach Hause geschlichen waren, zurück in die Mittelmäßigkeit oder Unterschicht aus der sie selbst sich so mühevoll hervorgehangelt hatte. „Zu welchem Preis?“, dachte sie und blinzelte den Gedanken schnell hinfort.


Der Mann erhob sich mit einer Sicherheit in der Bewegung, die den Angehörigen seines Standes bereits in die Wiege gelegt wurde. Sie war sich sicher: Er hatte nicht beobachtet und nachgeahmt, bis er es gelernt hatte, sich so zu bewegen. Anders als sie. Ruhig breitete er die Arme seitlich aus, als er bedacht und ruhig mit ihr sprach.


„Das wäre nicht das erste Mal, meine Liebe. Bislang hat es noch immer funktioniert. Derlei Möglichkeiten haben wir bereits zur Genüge besprochen.“


Er erklärte sich nicht, er stellte fest. Und er entschuldigte sich niemals, sondern zeigte Möglichkeiten auf, es besser zu machen. Seitlich schob er den rechten Oberschenkel auf die Tischplatte, nahm somit eine halb sitzende, halb angelehnte Position ein. Leise hörbar strich der schwere Stoff seines Mantels über das Holz. Lächelnd verschränkte er die Arme vor der Brust und erwartete Ihre Reaktion.


„Was soll ich Eurer Meinung nach tun? Die Leibwache verführen?“, ein abwertendes Schnauben folgte auf die harsch geäußerten Worte. Ein Blinzeln. Sie zwang sich zur Ruhe.


Er lachte leise. Seine Stimme war angenehm wenn man die Augen schloss und sein Gesicht nicht sehen musste, während er sprach. Und wenn sie ehrlich war, so kannte sie die Antwort bereits.


„Du weißt was ich von dir fordere. Du kannst es für mich erfüllen – und du wirst es. Das wissen wir Beide.“


Seine Stimme füllte den Raum, auch wenn er nicht laut sprach. Er war stets präsent – ob er nun in einem ruhigen Kämmerlein oder in einer Halle sprach. Sie unterdrückte den stechenden Impuls, ihm eine giftige Antwort entgegen zu schleudern und schluckte den Ärger herunter. Ein weiteres, diesmal resigniertes Schnauben folgte, begleitet vom feinen Rascheln des Kleides das in Bewegung geriet als sie ihre Beine von der Lehne nahm und sich aufrichtete.


„Das wird Euch mehr kosten. Das wisst Ihr.“, sprach sie als sie sich bereits jener Tür näherte, durch die sie nur wenige Augenblicke zuvor hereingerauscht war. Sie spürte seinen Blick, sein Lächeln im Nacken, als sie die Klinke herunterdrückte und den Raum verließ.

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