Zuspruch von Gefühlen


Die maskierte Dame, drückte die Hand ihrer Begleitung und wandte den Blick auf ihn. „Du hast mich stehen lassen.“ Kein Vorwurf, mehr eine Feststellung. „Du hattest deine Zofe bei dir.“ Für einen Moment war der Blick des Mannes stur geradeaus gerichtet, ehe die blauen Augen in die Winkel rutschten und er über seinen Maskenrand zu ihr hinübersah. „Ich verstehe.“ Die Frau mit der schwarzen Maske drehte sich dem Herrn zu und neigte den Kopf. „Hast du dich an seiner Anwesenheit gestört? Oder waren es meine Worte?“ fragte sie belustigt. Nun wandte sich auch der Mann herum um das Wort direkt an sie zu richten. „Ich hatte vergessen, dass es mir unmöglich. Du hattest also völlig recht. Ich kann es nicht. Ich bin auch nicht nett. Niemals. Es war mir egal.“ Der Blick lag auf ihm, sie starrte ihn für den Moment lediglich an, kein Wort – keine Reaktion. Zumindest keine die er Dank der Maske sehen konnte. Das Aufseufzen zerbrach den Moment, zerbrach die Stille zwischen ihnen. „Ein letzter Tanz. Mir ist die Feierlaune vergangen.“ Damit wandte sie den Blick bereits auf die Tanzfläche ab. Statt einer Antwort oder des geforderten Tanzes, packte der Mann sie am Handgelenk. Entzog sie der Feier, hinaus in den gute besuchten Garten. Er steuerte eine der entlegensten Ecken an. „Nein.“ Die Antwort des Mannes kam verspätet, da hatten sie bereits die meisten Besucher des Maskenballs hinter sich gelassen. „Nein?“ Die Frau mit dem weißen Haar, spottete ihm seine Antwort entgegen. Im nächsten Augenblick wirbelte er sie aber so herum, dass sie mit dem Rücken gegen die Steinmauer aufkam und die Belustigung aus ihren versteckten Gesichtszügen wich. Es war nicht all zu fest, aber bestimmt packten seine Finger um ihren Arm. Der Mann zischte ihr seine Worte entgegen nachdem er sich mit der freien Hand seiner Maske entledigt hatte: „Denn warum willst du mit mir tanzen? Mit einem Mann, dem du jegliche Gefühle versagst? Glaubst du wirklich, dass da nichts ist?!“ Ein Zucken durchfuhr den Leib der jungen Frau, ob es der unsanften Behandlung oder seinen Worten galt, blieb fraglich. Die Hand die frei war, riss die eigene Maske vom Gesicht und sie funkelte ihm entgegen: „Nur weil ich dir keinerlei Gefühle zuspreche, heißt das nicht, dass ich ein verdammter Klotz bin.“ Sie versuchte ihren Arm aus seinem eisernen Griff zu zerren. „Aber ich habe Gefühle!“ Er hatte sie mit all seiner Kraft gegen die Mauerecke gestemmt, wurde nicht lauter, jedoch wirkte er in diesem Moment bedrohlicher. Selbst die Atmung des Mannes wog schwer als sie in ihrem Gesicht aufkam. Er ließ sie erst wieder los als er die Worte hinaus gepfeffert hatte, ein Knurren sollte sogar folgen. Gerade noch war sie bereit sich seiner Wut, seinem Feuer zu stellen und dem Mann die Stirn zu bieten als er sich plötzlich von ihr abgewandt hatte und die Maske mit einem unschönen Geräusch am Boden aufkam. Er hatte sie weggeworfen, mit all der Wut die in ihm war, die sie selbst geschürt hatte. Mit Sicherheit hatten sich Teile vom Ungesicht der ausdruckslosen Maske gelöst. Sie derweil, ruckte von der Mauer weg und holte tief Luft als er sich bereits ein paar Schritte gen Ausgang bewegt hatte. „Geh bitte nicht.“ Es war eine leise Bitte, doch sie hielt ihn tatsächlich vom Gehen ab. Sie konnte sehen, dass er die Hand gen Stirn hob und aufatmete als er stehen blieb. Es fühlte sich für die Frau mit dem weißen Haar an wie eine Ewigkeit als er sich wieder zu ihr umdrehte und sie anblickte. Sie verlor sich in seinen blauen Augen und kaum hatte er die linke Hand nach ihr ausgestreckt, überwand sie die kurze Distanz zwischen ihnen. Tonlos, nur mit den Lippen geformt, schenkte sie ihm ein „Es tut mir leid.“ Der Unmaskierte zog sie zu sich, schob eine Hand in ihr weißes Haar und beugte sich hinab. Ein Kuss, mitten auf der Straße, öffentlich. An einem Ball und ohne Masken. Nur noch die Perücken verschleierten die Wirklichkeit. Dieser eine Kuss war nicht fordernd, war nicht wild wie sie es bereits von ihm kannte. Es war nur seine stumme Leidenschaft auf ihren Lippen. Ihre Finger verketteten sich ineinander, fanden Halt. Stirn an Stirn standen sie voreinander und sie lauschte seinem schweren Atem, fühlte seine freie Hand auf ihrem Gesicht, ihren Lippen.


Kommentare 4

  • Schön geschrieben. Dadurch, dass das ganze Augenmerk tatsächlich allein auf zwei Protagonisten gelegt wird, die auch gegenteiligen Geschlechts sind, kam trotz jeglicher Streichung von Namen u. ä. keine Verwirrung beim Lesen auf. Die Szene löste in mir recht intensive Emotionen aus. Eine innere Anspannung, als wäre ich der Maskierte mit all seinem Ärger und Frust und dieser gewissen... Hilflosigkeit zum Ende hin?


    Das hat mir besonders gut gefallen: "Dieser eine Kuss war nicht fordernd, war nicht wild, wie sie es bereits von ihm kannte. Es war nur seine stumme Leidenschaft auf ihren Lippen."

  • Diese Hockeymasken gehören aber auch echt zu den schönsten skins.

  • Wer wohl nur diese Zofe war, ja wer wohl *g*