OOC: ggf. einwenig "creepy" .. deswegen im Spoiler!
Wie viele Abende hatte sie an diesem fremden Grab zugebracht? Den Verstorbenen der hier an diesem Ort seine letzte Ruhe gefunden hat, kannte Marlene nicht. Wusste nichts über die Hinterbliebenen und auch nichts vom Erbe des Mannes deren Namen man auf dem verwitterten Stein schon lange nicht mehr lesbar war. Ihre nassen Locken klebten an ihrem Gesicht, umrahmten den blassen Ton ihrer Haut während der wache Blick ihrer Citrine an dem Haus hinter dem Friedhof hang. Die behandschuhten Hände griffen fester um den geschlossenen Schirm. Sie war gefangen in ihren eigenen Gedanken und so bemerkte sie nicht einmal, dass die Wolken längst gebrochen waren und der Himmel über ihr weinte. Als das letzte Licht in dem anmutend wirkenden Anwesen erlosch, schloss auch sie die Augen.
Die erleuchtete Eingangshalle, das Herzstück Wengenholms wirkte in dieser Nacht erstaunlich einladend. Es war ein geräumiges, weitläufiges, aber kaltes Herz, das mehrere Etagen nach oben durchbrach und Galerien und Balkone hoch droben in Schwindel erregender Höhe erkennen ließ. Das schwummrige Licht kam von Kerzen auf Kandelabern und Kronleuchtern, die lange Wachs-Tropfnasen trugen und den weiten Raum kaum auszuleuchten vermochten, weshalb die Atmosphäre eine gewissen Note Zwielichtigkeit trug. Wieder hatte sie einen freien Blick von der Eingangshalle in den Salon, wo das Kaminfeuer als hellster Punkt in die Düsternis flackerte, wie das Licht am Ende des Tunnels, kurz bevor man sich in die Arme Grenth' begab. Aus einem unerfindlichen Grund steuerten ihre Füße sie in den Salon. Ein Blick zurück und der Wind der ihre Schritte vorantrieb, verriet ihr, dass die massive Holztür zu dem Anwesen offen war. Ein Sturm wütete über den Hof und selbst die Grablichter auf dem Totenacker konnte man nur schemenhaft erkennen. Ihre nackten Füße hinterließen nasse Fußspuren auf dem kalten Steinboden. „Warum habe ich ...?“ In Gedanken konnte sie sich die Frage warum sie keine Schuhe trug nicht stellen, denn der Blick wanderte über ihre Beine und ihren eigenen Körper hinauf. Das schwarze Spitzenkleidchen, ein Nachthemd, klebte an ihr wie eine zweite Haut. Bis zu den Knochen war sie durchnässt und so erschien das Feuer im Salon noch ein Stückchen einladender als zuvor. Wie eine Motte wurde sie von dem flackernden Licht angezogen. Gerade als sie ihre kalten Finger nach der Wärme ausstrecken wollte, vernahm sie das Schluchzen aus einer der entlegensten Ecken des Hauses. Sie zuckte zusammen, wandte sich jedoch nach der Quelle um.
„Sophia?“ Ihre eigene Stimme schwirrte durch den Raum. Sie hat die Blondine nur an ihrer zierlichen Figur erkennen können. Das Haar unter einem Hut und einem dunklen Netz bedeckt. Ein verfremdetes Bild, denn Sophia trug ein schwarzes Kleid und wirkte wie der Tod selbst als Marlene sich ihr näherte. „Warum? Warum hast du mir das angetan?“ fragte sie durch ihr Schluchzen hindurch. „Was meinst du damit?“ Ihre Stimme zitterte nicht weniger als die Hand von Sophia als sie unmittelbar vor ihr stehen blieb. „Sophi..“ Der Name blieb unausgesprochen, denn die Baronin hob ihren Kopf und vor Entsetzen über das Bild welches sich Marlene bot, verlor die Komtess einen erstickten Schrei aus ihrer Kehle. Die Lippen zu einem schmalen Strich verzogen und die Wangenknochen eingefallen – von den Bernsteinen keine Spur, schwarze Löcher stierten Marlene an. „Warum hast du mir das angetan?!“ Marlene kämpfte gegen ihre Übelkeit an und stieß beim rückwärtsgehen ein Tablet mit einer schweren Kristallflasche von einem Tischchen um. Beinahe sofort trug der Salon die schwere Note von Cognac, der Duft war betörend. Erst als Sophia sich aufrichtete und Marlene folgen wollte, drehte sich die Komtess um und rannte wieder hinaus in die Eingangshalle.
„Warum hast du mir das angetan?!“ Die schrille Stimme der Baronin folgte ihr bis hinaus in das Gewitter welches vor der Eingangstür des Hauses tobte. Der Kies bohrte sich schmerzhaft durch die Fußsohlen von Marlene als diese zu dem schweren Eisentor rannte. Der Regen prasste unablässlich auf sie und nahm ihr die Sicht. Erst als ihre klammen Finger um zwei Eisenstangen griffen, bemerkte sie, dass das Tor geschlossen war. Sie hörte wieder das Schluchzen, wandte den Kopf zu dem Haus hinter ihr und erschauderte als sie den Geist der Baronin sah. Noch immer mit den ausdruckslosen Löchern die einst ihre schönen Augen waren. „Bleib fort von mir!“ Marlene versuchte den grollenden Donner mit ihrer hysterischen Stimme zu übertrumpfen. Mit dem Rücken an das Eisentor gedrückt, hob sie die Hände nun schützend vor ihren Körper. Der Blick schwiff über den Platz, hin zum Totenacker und einer offenen Gruft. „Bei den Göttern…“ fluchte sie und doch rannte sie in diese Richtung. Ihre Füße versanken in der nassen Erde um die Gräber. Etwas griff nach dem Saum ihres Nachthemdes und sie spürte eisige Kälte an ihrer Wade als sie stürzte. Nur knapp verfehlte ihr Kopf einen der Grabsteine. Kein Blick zurück, die aufgerissenen Augen auf das steinerne Gebäude vor sich gerichtet, kroch sie endlich hinein und mit letzter Kraft drängte sie ihren Körper gegen die steinerne Tür zur Gruft und blickte ein letztes Mal in das verunstaltete Gesicht von Sophia als sich der uralte Stein zwischen sie schob.
Treppenstufe für Treppenstufe stieg sie rückwärts die Ruhestätte hinab und starrte wie gebannt auf den Eingang zur Gruft. Doch es geschah nichts, nichts dergleichen – nur eine erdrückende Stille schwirrte nun um sie herum. Es war ihr eigener unregelmäßiger Atem der die Ruhe der Toten in dieser Gruft störte und dann ein weiterer spitzer Schrei aus als der Krampf in ihrer Hand begann. Sie zog die bebende Hand hoch und blickte erschreckt auf die leuchtende Rune darin. Spottend strahlte sie ihr wieder entgegen.
„Ich habe dich erwartet.“ Die Stimme ließ ihr Herz stehen bleiben. „Schön, dass du endlich zu mir gekommen bist.“ Bevor sie reagieren konnte, legte sich eine Hand auf ihre Schulter, drehte sie gewaltsam herum. „Willkommen zurück Marlene.“ Ihre Citrine hoben sich zu seinen schwarzen Augen, ein süffisantes Lächeln spielte um seine Mundwinkel und erst als er seine Hand an ihren Hals hob, bemerkte sie, dass auch seine Hand leuchtete. „Wo sind wir das letzte Mal stehen geblieben Teuerste?“ Der Griff um ihren Hals schmerzte und sie verzog das Gesicht. „Lass ab von mir Aedan!“ wetterte sie gegen sein Lachen an und versuchte sich ihm zu entziehen.
„Je mehr du dich dagegen wehrst umso gefährlicher wird es für dich.“ Ein Wimpernschlag war es nur und es war nicht mehr seine Hand um ihren Hals, sondern ein Strick aus rauem Hanf und ihre Zehen berührten kaum den klapprigen Stuhl unter ihren Füßen. „Aedan!“ Ihre Stimme war heiser und blanke Panik jagte durch ihren Körper. Er stand vor ihr und griff an ihre Hüfte um sich selbst hoch zu ziehen. Für einen Moment strangulierte er sie dadurch. „Wir hätten das viel früher machen sollen…“ raunte er ihr ans Gesicht als er mit ihr zusammen auf dem Stuhl stand und seine Hände hinter sie griffen, ein zweiter Strick den er sich nun selbst um den Hals legte. „Du wirst sehen... Man fühlt sich lebendiger danach.“ Kaum hatte er sich in die gleiche Lage gebracht, beugte er sich soweit es der Strick es nun zu ließ zu ihren Lippen hinab. „Erlaubst du…?“ hauchte er ihr entgegen und kaum roch sie den Cognac, schrie die Komtess heiser auf. „Niemals!“ Der Stuhl unter ihrer beider Füßen ruckte zur Seite und die Schwerkraft riss die beiden Körper der Adeligen herunter.
Schweißgebadet wachte Marlene auf und starrte in die Dunkelheit in dem Gästezimmer des ehemaligen Berlînghan Anwesens.
Kommentare 24
Llarrian
Moah. Wie gut, dass es hellichter Tag ist. Gruselwuselgut!
Vaas
Da kribbelt einem durchaus die Gänsehaut hoch
Minna Autor
Ich hatte gute Vorbilder! :3 Schließlich sind Eure Geschichten immer so schön creepy.. Danke dafür!
Alessa Di Saverio
Wow!
Minna Autor
Verzeihe mir die Verunstaltung im Traum.. > . <
Alessa Di Saverio
Lustig, dass auch Sophia mal Angst und Schrecken verbreiten kann xD
Motte
Das tut sie regelmäßig wenn Aedan seine Kreditkarten-Abrechnung sieht! : D
Alessa Di Saverio
Das ist eine völlig haltlose Unterstellung! Die ist Möbel und Kleider und das bisschen Schmuck und Tand können nicht so viel gekostet haben!
Ovy
Die Lippen schmal, die Augen leer, die Baronin hat es....schwer.
Rion
Albträume sind im Mietpreis nicht mitinbegriffen. Bitte extra zahlen.
Minna Autor
Ich mach morgen dafür Frühstück! Also.. ich lasse machen.. Aber der Wille war da! ♥
Rion
Pfannkuchen mit etwas frischer Schattenkirsch-Marmelade aus dem Ainsworth-Anwesen. Dazu frisch gepresster Orangensaft und etwas von der Aedan-Suppe. @Motte hat ja sicher nichts dagegen, jetzt wo Aedan wieder da ist. Und meinen Ehemann kannst du dann auch gleich mitbringen.
Minna Autor
"Und meinen Ehemann kannst du dann auch gleich UMbringen." Habe ich ungelogen gelesen und machte schon Pläne wie die Lovidicus den Fürsten EILIGST aus der Stadt schafft. xD
Motte
... das habe ich auch gelesen. xDD Oh man, was stimmt da nicht in unseren Köpfen?
Rion
Alles? Also.. ich meine... wir malen Bilder mit abgetrennten Körperteilen und schreiben solche Storys. Wir sollten einen elitären Adelskreis gründen für gestörte und von Mordgelüsten geplagte Adligen.. irgendwas wie... wie... mir fällt nichts ein.
Motte
Woa!
Dieser Albtraum ist echt verdammt creepy. Ich finde es großartig geschrieben! Tolle Grusel-Atmosphäre von Anfang bis Ende.
Rion
Würdest du bitte meine Hausgäste nicht umbringen. Auch nicht im Traum D: <schickt Aedan weiter Splitter von der Treppe>
Minna Autor
Genau! Nicht umbringen und so! xD - Dankeschön.. So viele Wochen ohne Creepy-RP - da hat sich einiges angestaut!
Nia!
Wow! Sehr mitreißend geschrieben. Ich bin gefühlt mit ihr gerannt!
Minna Autor
Ich auch.. beim Schreiben. Hab mich selbst ein wenig gegruselt.^^'