Die Möwen zogen kreischend ihre Kreise
über dem kleinen doch recht belebten Hafen von Garrenhoff. Zwei
Kisten waren dabei - gezogen auf einem kleinen Wagen von einem
Ochsen. Vier Tage war sie gereist. Permanent der Marsch über die
schlecht ausgebauten, Feldwegartigen Pfade der südlichen Regionen
Krytas. Von Götterfels nach Garrenhoff. An den Feldern des
Königinnentals entlang hin nach Tonteich. Über die Schlachtfelder
von Kessex. Der Schnee schien sich hier nicht sonderlich durchsetzen
zu können. Meilen entfernt vom so stolzen Kern des Reiches. Statt
der weißen Pracht war alles durchnässt. Der Karren hatte Mühe
gehabt sich über die Wege zu bewegen und fuhr sich in unregelmäßigen
Abständen immer mal wieder fest. Doch schließlich kam man dort an.
Und so dauert es nicht mehr lange bis die Kisten auf das bereits
wartende kleine Frachtschiff geladen wurden. Nicht annähernd so
groß wie die Transporter des Paktes war das Schiff des
Kapitäns, der sie und die Fracht sicher nach Löwenstein bringen
sollten.
Er sah seetüchtig aus. Nicht der Kahn.
Vielmehr der alte kräftige Mann der dieses Schiff zu kommandieren
hatte. Einen Bart trug er, voller als das Deckhaar und er hatte fast
die Farbe der Giescht, der so oft um den Bug der Schiffe schäumte.
Die Zähne jedoch leicht gelblich wirkend stand er mit einem breiten
Grinsen auf dem Achterdeck des Frachters. Er schaute hinaus. Hinaus
auf das Meer hin zu den südlichen Inseln die nur gerade so am
Horizont zu sehen waren. Die Seemänner verstauten die Ware.
Schon brüllte der Mann seine Befehle.
Die junge Brünette hatte sich schon einige Blicke der Mannschaft
eingefangen. Eine Frau. Eine einzelne Frau auf einem Schiff voller
Seeleute. Doch stand sie nur gelassen da. Ihre Arme hatte sie leicht
verschränkt und so lehnte sie mit den Unterarmen an der Reeling. Die
kühle Brise des Windes spielte mit ihrem Haar und wehte der jungen
Frau immer wieder ein paar Strähnen vor die strahlend blauen Augen.
Ein zufriedenes Lächeln umspielt die noch immer leicht aufgeplatzten
Lippen.
Die Taue wurden gelöst und die
Seebären begannen die Segel zu setzen. Der starke Wind des Meeres
verfing sich in den Leinen und begann das Schiff langsam aber sicher
in Bewegung zu setzen, vorbei an den steilen Hängen der verborgen
liegenden Bucht. Hinaus ins offene Meer. Hin Richtung Südosten. Es
dauerte nicht lang da wurde das Schiff auch schon von dem Sog der
Strömung erfasst und so beschleunigte sich die Fahrt des schnellen
und kleinen Zweimasters noch etwas mehr. Die offene See. Noch nie war
sie hier und so wirkte in ihrem Blick die Faszination mit. Die
Freiheit auf dem Meer. Der Wind in den Haaren und der salzige
Geschmack der Seeluft auf der Zunge. Nach der anfänglichen Hektik
hat sich auf dem Schiff die Ruhe eingependelt. Das Wetter war gut.
Das Schiff machte Fahrt. Es schien ruhig zu werden.
Der erste Tag auf See war fast
geschafft und zum Abend hin flaute der Wind etwas ab, sodass der
Schoner ruhig vor sich hin glitt. Das Rauschen der Wellen war zu
hören die gegen den Bug des Schiffes prassten und es für einen
Moment zu verlangsamen schienen, wenn man genau aufpasste. Die
Mannschaft saß trinkend auf dem Vorderdeck. Sie sangen und lachten
zusammen. Der Wind, die Gesellschaft, der Alkohol. Das musste die
Freiheit sein, die sie so oft genießen wollte. Nach der sie sich ihr
ganzes Leben lang gesehnt hatte, und die sie nie erreicht hatte.
Schweigend schaute sie auf das Meer hinaus. Doch noch immer das
zufriedene Lächeln auf ihren Lippen.