Stimmen im Kopf

Stimmen im Kopf


„Töte sie.“ Alles andere wurde nebensächlich, während ich mit dem Bogen auf sie zielte.
„Sie hat dir schon einmal alles weg genommen!“ Der Pfeil zitterte, als mir der Schmerz von den gebrochenen Rippen in den Brustkorb schoss. Die ganzen Worte die gesprochen wurden vergessen und der Pfeil zischte von der Sehne, gerade als der Mann ankam, um mein Ziel aus dem Weg zu stoßen. Das brachte mich so aus dem Konzept, dass der Pfeil das Ziel verfehlte und ein Knurren stieg in meiner Kehle auf.
Mein Ziel stand einfach ruhig vor mir, sprach mit einer Seelenruhe auf mich ein, dass ich nur noch wütender wurde. „Tu es. Aber doch nicht hier. Die Anderen sollen doch nicht mitbekommen, wie du zur Mörderin wirst. Tu es, töte mich.“ Ihre Worte waren fast die Gleichen, wie die der Stimme in meinem Kopf. Ich hatte die Erlaubnis, ich durfte schießen, also legte ich einen neuen Pfeil an und knurrte nur noch lauter, als der Schmerz mir fast das Bewusstsein raubte. Ein Dolch wäre besser gewesen, aber ich wollte meine Schicht auf der Mauer antreten, als sie mich abfing und der Bogen war nun mal schon in meinen Händen.
„Sie taucht hier auf und drängt sich in deine Familie. Wie lange hast du gebraucht, um einen Lehrer zu finden, der dir mehr bei bringt? Wie lange hat es gedauert, bis jemand von dieser Familie dir genug Vertrauen schenkte, um dich mehr zu lehren? Und sie taucht auf, klimpert mit ihren adligen Wimpern und schon hat sie jemanden um den Finger gewickelt!“ Ich zielte erneut, doch der Mann stellte sich zwischen mich und mein Ziel. „Siehst du...es beginnt von Neuem. Er schützt sie, stellt sich vor sie...du bist alleine Sienna. Tu es! Töte sie, wenn es sein muss Beide!“
'Schützt er sie wirklich? Oder will er mich vor Schmerz bewahren? Schaut er jetzt nicht immer weg, wenn es um das Gespräch am Feuer geht?'
„Du bist eine Last für ihn. Er möchte dir nicht weiter zuhören, deswegen schaut er immer weg. Es interessiert niemanden, wie es dir geht.“
Ich kam nicht dazu meine eigenen Gedanken zu ende zu denken, die Stimme drängte immer weiter in mein Bewusstsein und irgendwas in mir wollte dieser Stimme zuhören. Sie schien mich zu verstehen, zu wissen was in mir vorging und meine Wut wurde immer weiter angefacht.
Gerade als ich schießen wollte, ging ein Ruck durch meinen Bogen und so verfehlte der Pfeil erneut. Er prallte nutzlos an der Barackenmauer ab, als die Charr den Bogen packte und wieder wurde ich davon abgehalten, jemanden zu töten.
„Töte sie! Und dann schließt du dich mir an...du wirst nie wieder alleine sein.“ Wieder diese verlockende Stimme.
Ich wollte schreien, wollte ihnen meinen Schmerz entgegenschleudern, aber alles was meine Lippen verließ war ein animalisches Knurren. Gefangen in den Armen der Charr bekam ich nichts mehr mit, außer den Lauten, die wohl zu mir gehörten. Mein Versuch mich zu wehren brachte mir nichts ein, außer dem Schmerz in meinem Brustkorb.
Bis ich eine Berührung an der Schulter fühlte... Mein Kopf ruckte zu dem Mann, der sich gerade noch vor mein Ziel stellte. Ich blinzelte...'Kenne ich dich? Was passiert hier? Was mache ich hier?' Das waren meine eigenen Gedanken und ich war unglaublich froh, sie wieder zu hören und ich öffnete den Mund. „Ich...“ Das was ich sagen wollte, blieb ungesagt, denn alles um mich herum wurde schwarz, als ich das Bewusstsein verlor...

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