Brennende Gedanken

Brennende Gedanken


„Interessierst du dich für irgendwas davon? Ich spreche dich gerade darauf an, weil ich nicht weiß, was bei dir gerade vorgeht... Ich bekomme nur deine Gleichgültigkeit mit.. Das einzige, was man dir im besten Fall momentan ansieht, sind Erschöpfung und Gleichgültigkeit...“ Lange hatte ich über seine Worte nachgedacht und als er erneut vor mir stand, brach alles aus mir heraus. „Ich werde kalt...“ Mit Tränen in den Augen sah ich ihn an und in diesem Moment war meine sorgsam aufgesetzte Maske der Gleichgültigkeit verschwunden. Der Mantel, der sich um meine Schultern legte, konnte die Kälte in mir aber nicht vertreiben und er zog mich in das Vorratslager an ein Feuer und nahm sich die Zeit, um mit mir zu sprechen. Die Augen dieses Mannes sahen alles, so war mein Gefühl. Er war aufmerksam und kümmerte sich um jedes einzelne Mitglied der Gruppe und so auch um mich. Es tat gut, mir alles von der Seele zu reden und im Laufe des Gesprächs bin ich einfach eingeschlafen. Meine Mundwinkel hoben sich, als ich daran dachte, dass ich nicht im Vorratslager aufgewacht bin, sondern auf meinem Lager im Schlafsaal und ich hatte das erste Mal seit Tagen durchgeschlafen, ohne Träume.


Der Tag gestern fing eigentlich gut an, nachdem ich mich ausgeruht fühlte. Im Gemeinschaftsraum sprach ich mit der Norn, die ich irgendwie als Anführerin der Norngruppe sah und ihrem Mann. Sie war stark und riss nicht nur große Sprüche. Das erste Mal seit Tagen lächelte ich, als meine Jagdfähigkeiten gelobt wurden und das von den Meistern der Jagd, den Norn. Später schloss ich mich dann einigen Leuten an, die diese magische Barriere untersuchen wollten und der Fußmarsch verlief ohne Zwischenfälle, doch das änderte sich schlagartig, als wir in Sichtweite der Barriere kamen. Pfeile flogen auf uns zu sobald wir den Hügel erklommen hatten. Ich hatte Glück, dass ich im Schutz unserer gepanzerten Charrdame stand, die auch gleich ihr Schild hochhielt. Ich schoss die Pfeile aus ihrer Deckung, während sie mich schützte. Die anderen beiden Frauen und der einzige Mann dieses Ausflugs, kümmerten sich in dieser Zeit um ihre eigenen Probleme. Es waren wieder diese grünlich leuchtenden Gestalten, die wie Wachsame aussahen.


Ein fast animalisches Knurren drang aus meiner Kehle, als der Bogenschütze zu weit entfernt stand, als das ich etwas ausrichten konnte und so trippelte ich aus der Deckung des lebenden Schutzwalls und überwand einige Meter, um gezielter zu schießen, während die restliche Gruppe noch mit dem feindlichen Nahkämpfer zu tun hatte. Der Pfeil zischte von meiner Sehne auf den Bogenschützen zu und er traf ihn am Arm, doch es schien ihm nichts auszumachen und so zog ich einen weiteren Pfeil...ich wollte es zumindest, aber er verhedderte sich in meinem Köcher und so bot ich ein gutes Ziel ab, während ich an dem feststeckenden Pfeil riss. Der Feuerball der weißhaarigen Menschenfrau kam aus dem nichts und traf den Bogen des Schützen und sie rettete mir wohl das Leben, den der feindliche Pfeil wurde abgelenkt und flog einige Meter an mir vorbei. Ich sah wie die Frau auf den Bogenschützen zu rannte und ihre Hand hob, um dem Feind einen neuen Zauber entgegen zu schleudern, doch die Rückhand traf die Weißhaarige und sie landete im Schnee.


Es war zu gefährlich, dem grünlich leuchtenden Norn weiter Pfeile entgegen zu schicken, da ich sonst ein Mitglied dieser Reise treffen könnte und so zog ich meinen Dolch und rannte auf den Feind zu. Der gezauberte Blitz der am Boden Liegenden und mein Dolch trafen den Bogenschützen fast gleichzeitig und ich wurde von den Füßen gerissen, als der Zauber über den Dolch auf mich übersprang.


Ich bekam nicht mehr wirklich mit, wie wir den Weg zurück geschafft hatten, aber wir hatten es geschafft und das Lazarett platze fast, als sich so viele Leute um uns scharrten, um dem Bericht zu lauschen. Ich wies die Heiler ab, da es mir gut ging und die Anderen es nötiger hatten, verarztet zu werden. Der Schmerz stach erst in meine Hand, als ich leise gemurmelte Worte vernahm und ich meine Hand zur Faust ballte. Meine Füße trugen mich aus dem Lazarett. Lange blieb ich aber nicht alleine, da mein Vorgesetzter kam. Ein weiteres Gespräch...


„Sei nicht so hart zu dir selbst und zu der Gruppe...“
'War ich das? Wurde ich nicht von den Anderen so hart verurteilt?' Ich verwarf den Gedanken, sobald er mir in den Kopf schoss, denn ich wollte keinen Streit. „Ich werde weiterhin hart an mir arbeiten und ich werde weiterhin hart zu den Leuten sein, die meinen Respekt verloren haben. Dennoch gebe ich ihnen die Möglichkeit sich den Respekt wieder zu verdienen.“ Die Worte, die ich stattdessen sagte wurden ruhig hervor gebracht und auch akzeptiert. Das Gespräch war kurz und es lief gut. Der Tag endete also auch gut...wir hatten erreicht, wofür wir aufgebrochen waren und kamen alle wieder. Die wenigen Streifwunden der Anderen würden verheilen, genauso wie meine verbrannte Hand, die ich mir später doch verbinden ließ.


'Schau dir doch die Blicke der Anderen an. Wurde dir nicht gesagt, du redest zu viel? Du bist eine Last und hältst die Gruppe nur auf! Und was will die Gruppe mit einer Bogenschützin mit nur einer Hand?' Ein hämisches Gelächter, dann stach der Dolch zu und ich schreckte aus dem Schlaf. Kerzengerade und Schweiß gebadet sah's ich in meinem Bett und schaute mich panisch um. Der Traum kam zurück, doch schon wieder war er anders. Nie wurden irgendwelche Worte in meinen Dolch-Träumen gesprochen und jetzt das.
Leise wimmerte ich und presste die verbundene Hand an meine Brust, als der Schmerz in mein noch schlaftrunkenes Bewusstsein stach. Schnell schlüpfte ich in meine Stiefel und in meinen Mantel, packte meinen Rucksack mit der gesunden Hand und huschte aus dem Schlafsaal nach draußen, hinauf auf die Mauer. Ich hatte keinen Wachdienst, trotzdem hielt mich niemand auf, als meine Schritte mich zu einem geschützten Platz an der Mauer führten. Mein Rücken rutschte an der Mauer entlang, als ich mich langsam hinsetzte, der Rucksack fand seinen Platz zwischen meinen Beinen und ich zog die mitgebrachte Maske aus ihm hervor. Der Schmerz pochte von meiner Hand in meinen Kopf und ich schloss für einen Moment die Augen und holte tief Luft.
„Ich bin keine Belastung für die Gruppe. Meine Arbeit hier ist genauso wichtig, wie die jedes Anderen.“ murmelte ich leise vor mich hin und strich vorsichtig mit einem Finger der gesunden Hand über die Maske, aber der Traum ließ mich nicht los und so ging mein Blick auf die bandagierte Hand und meine Stirn legte sich in Falten. Ich würde die nächsten Tage nutzlos sein, da ich mit der Hand meine Bogensehne nicht spannen konnte.


'Was ist, wenn wieder ein Erkundungs-Ausflug ansteht? Wird mir befohlen in der Feste zu bleiben?Welche Aufgaben kann ich gerade übernehmen, um nützlich zu sein? Wie lange wird es brauchen, bis die Hand verheilt ist? Wird sie heilen?' Meine Gedanken überschlugen sich, als mir immer mehr Fragen in den Kopf schossen und mein Atem kam stoßweise, als Bilder von amputierten Händen vor meinem Auge aufblitzen. 'Und was will die Gruppe mit einer Bogenschützin mit nur einer Hand?' Ich umklammerte die wunderschöne Maske mit meiner gesunden Hand, drückte sie an meine Brust, während ich mich näher an die Mauer presste. „Was würdest du sagen, wenn ich zurück kehre mit nur einer Hand?“ Leise kam die Frage über meine Lippen und ich versuchte mir vorzustellen, was er sagen würde. Der Gedanke an ihn, seine Stimme und seine Augen, beruhigten mich und so döste ich auf der Mauer ein...

Kommentare 5

  • Uff... es ist so anders, wenn man die Geschichten mal aus anderer Perspektive ließt XD schön geschrieben! Gefällt mir gut!

    • Dankeschön^^
      Ich hoffe May hat ihre Schokolade noch. Das sie Sienna bruzzeln durfte, kostet!

    • Eheheh.. XD "durfte"
      Ja, da springen Funken über! Sogar ganz sichtbar!

  • Ich lese deine Geschichten hier schon von Anfang an. Sie gefallen mir wirklich sehr, zu sehen wie sich Sienna weiter entwickelt, welche Gedanken und Gefühle sie hat finde ich spannend.