Um des Tanzes Willen?

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Von einem Moment auf den anderen begannen Klänge sich an meine Haut zu schmiegen, durchfluteten mich und umgarnten mein Blut in den Adern und den Fasern meiner Muskeln. Langsam und betörend suchten sie sich den Weg direkt zu meinem Herzen und bestimmten den Takt. Ich schloss die Augen und versuchte mich schon nicht mehr daran zu hindern, den ganzen Körper treiben zu lassen. Meine Füße verloren sich im ersten Takt des Liedes und jeder Muskel sehnte sich, eins mit der Melodie zu werden.


Die Tonfolge änderte sich, Klänge wechselten sprunghaft und brachten mein gleichmäßig schlagendes Herzpochen aus dem Gleichgewicht. Die Lungen gierten nach der Atmosphäre, die von einem Takt auf den anderen schneller und bunter geworden war. Die Melodie trug und umgarnte mich nicht sondern, trieb mich an. Meine Gedanken wurden stürmisch hinfort gerissen mit dem Strudel aus Farben, zu dem die Menschen wurden.


Innerlich summte ich zwanglos zu den Melodien, die Musik verschonte keine Faser meines Körpers. Meine Füße berührten im richtigen Moment einer seltsamen Harmonie das Parkettsauf auf der Bühne. Mein Körper wirbelte Lebhaft als wäre ich selbst die ganzen Noten auf den Linien im Notensystem und das kleine Orchester brachte sie in unhaltbare Bewegungen und Schwingungen. Gebärde an Gebärde schloss ineinander wie Klang und Klang, bis ein Lied aus Bewegungen entstand. Genauso schön und atemberauben wie die Melodie der Instrumente.


Schwarze, hohe Schuhe, einst elegant doch nun abgetragen verfolgten unsichtbare Muster auf dem Parkett der Bühne. Lederne Sohlen drehten sich auf dem Boden, verließen ihn, bis ich die Bilder von den Geräuschen nicht mehr unterscheiden konnte. Sichere Schritte, geplant und jede Sekunde neu in einer bekannten Bewegung. Doch ohne Ziel, ohne Vergangenheit, ein Treibenlassen ohne Denken und Wissen. Es geschah einfach so und doch nicht von selbst.


Lange Beine, geschmeichelt von einem beliebten kleinem Schwarzen über diesen Schuhen. Perfekt in diesem Takt einpasste und wirbelte. Eine Feinstrumpfhose glänzte im schwachbunten Licht der unterschiedlichen Lampen. Meine Lungen saugten die Melodie ein wie Luft, mein energiedurchströmter Körper wollte sich freimachen, so sehr zerrten die Notenfolgen an mir. Es klang noch lange nach, als die hörbaren Töne schon langsam verblassten. Begeisterung erfüllte den Saal - Stimmen und Applaus bildeten ihren ganz eigenen, unmelodisch schönen Klang.




Ich drücke mich aus und zeige mehr von mir, als ich es je in einem zwischenmenschlichen Gespräch tat und tun würde.



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Kommentare 9

  • Woa, das ist mega schön geschrieben!! <3

  • "Mein Körper wirbelte Lebhaft als wäre ich selbst die ganzen Noten auf den Linien im Notensystem und das kleine Orchester brachte sie in unhaltbare Bewegungen und Schwingungen."
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    Echt gut geschrieben <3

    • Danke! Das bedeutet mir viel, es von dir zu lesen. ❤️

    • N'aww.. da werd ich ja rot wie 'ne Erdbeere :> <3 Aber ja, du hast die Emotionen und die schier sinnliche Kraft einfach total schön rübergebracht.

    • Halloooo! Nicht so viele Komplimente. Ich weiß ja gar nicht wie ich damit umgehen soll, ooof.

  • Tanzen... ist Sex auf dem Parkett <3 So schön beschrieben.