Der lange Holzweg erinnerte Shen an ein poröses Fossil. Das Rückgrat einer uralten Schlange, die in grauer Vorzeit den Sumpf ihre Heimat genannt hatte, sich zwischen den zahllosen verworrenen Wurzeln der Weiden und Gewächse umher wandte und erst Schuppe, dann Haut, dann Fleisch an deren Dornen verlor. Die feine Schicht Raureif, die den Steg bedeckte, ließ die knarzenden Planken wie bleiche Knochen wirken, die im Licht der Sonne glitzerten. Jeder Schritt ihrer metallbesetzten Stiefel ließ sich eine knappe Viertelmeile ausmachen, nicht bloß durch das Brechen des Eises oder Stöhnen Holzes, auch durch die feinen Wellen, die ihr Schreiten auf die stille Wasseroberfläche übertrug. Shen hielt inne und warf einen Blick über die Schulter.
Der Posten der Löwengarde war im wabernden Nebel verschwunden, ebenso die gepflasterte Straße, an dessen Ende sie ihre Heimreise auf dieser langen Abfolge vernagelter Bretter fortgesetzt hatte. Allein die Umrisse der zahllosen Trauerweiden ließen sich als dunkle Schatten im Weiß ausmachen. So wandte sich Shen wieder nach vorn und hob die behandschuhten Hände an, um sich den grauen Schal einmal mehr über Mund und Nase zu ziehen. Die einzelnen, metallischen Fingerglieder klickten ob der feinmotorischen Arbeit.
Man nannte diese Gegend des Königintals den Gottlosen Sumpf, doch war Shen schon lange der Ansicht, dass er falsch betitelt war. Sie kannte die Ruinen, die tief im finsteren Wasser schlummerten. Eine Pilgerstätte, verloren an den Zahn der Zeit. Doch verging die Berührung der Götter nicht einfach mit ihren gesunkenen Abbildern, noch immer hing sie schwer in der Luft. An Tagen wie diesen verging die Zeit zäh wie Harz und der schlängelnde Pfad über dem Moor wirkte länger als sonst. Shen atmete aus, eine weiße Wolke erhob sich aus dem Stoff des Schals.
Der Steg machte eine sanfte Biegung und führte unter einer großen Wurzel entlang. Eiszapfen hingen von ihr hinab, welche Sonnenstrahlen der tief stehenden Wintersonne auffingen. Shen duckte sich unter ihnen hindurch und setzte ihren Weg weiter fort. Es fröstelte ihr, so zog sie sich ihren Mantel enger um die Schultern, was ihre metallbestückte Garbe darunter leise rasseln und klimpern ließ. Schließlich erhob sich hinter den Schemen der Bäume ein neuer Schatten, der Shen als die hohen Dächer des Klosters Eldvin bekannt war. Ihre Reise durch den Sumpf ohne Zeit, verlorenes Heiligtum der Menschheit, näherte sich dem Ende.
Sie hielt inne und wandte sich gen Westen, wo sich im schwindenden Nebel der zentrale Hügel des Moors ausmachen ließ. Demütig faltete sie die Hände, schloss die Augen und ließ zum stillen Dankesgebet den Kopf leicht sinken. Wie jedes Mal richtete sie ihre Gedanken gen Lyssa, deren Segen man Shen seit ihrer Geburt nachgesagt hatte, und gen Grenth, dessen Ethos sie stets selbst nachzueifern versuchte. Es verging ein langer Moment, indem bloß das entfernte Zwitschern einzelner Vögel im Dickicht und ein feiner Wind die gewichtige Stille unterbrachen. Schließlich wandte sich ab, wieder gen Norden, in Richtung Götterfels. Doch war dort etwas.
Jemand anderes hatte den Steg betreten und kam ihr entgegen. Shen ließ sich von dieser kaum unüblichen Entwicklung zunächst nicht beirren, war dies trotz aller historisch-religiösen Relevanz ein häufig passierter Handelsweg in die Kessex Hügel. Aus dem Nebel schälten sich zwei Personen, gehüllt in äußerlich ähnliche Kluft wie Shen selbst: Dicke Fellmäntel mit Mund- und Nasebedeckung. Höflich orientierte sich Shen bereits an der rechten Seite des Stegs, was ihr einen kurzen Blick auf ihr zitterndes Spiegelbild im Wasser ermöglichte.
Die beiden Männer passierten Shen, einen halblauten Gruß in den Stoff murmelnd, den Shen erwiderte und wenig später einen Blick über die Schulter wagte. Beide Männer trugen längliche Bündel auf dem Rücken und hatten in der Bewegung die Köpfe zusammengesteckt. Als sich ein Augenpaar in ihre Richtung wandte, drehte sich Shen schnell um, senkte den Blick auf das frostige Holz vor sich und beschleunigte ihren Schritt.
Der Dritte im Bunde erwartete Shen in Sichtweite des Stegendes. Dieser Herr war dünner als die bulligen Gestalten, die Shen eben passiert hatten, doch stand er ihr nicht weniger einschüchternd mittig im Weg. Die Rechte steckte in der Tasche seines abgetragenen Anzugs, während die Linke auf dem Knauf eines Säbels am Gürtel ruhte. Als Shen wenige Schritte vor ihm zum Stillstand kam zog er eine Taschenuhr hervor und drückte auf einen abstehenden Knopf, es klickte metallisch. Unter dem dunkelroten Stoff der Gesichtsmaske grinste er hämisch.
„Ihr seid spät dran, Miss Argyrus. Wir wären beinahe wieder heim gegangen.“
Shen antwortete erst nicht. Kurz warf sie einen weiteren Blick über die Schulter, bei dem ihr der Schal von der Nase rutschte. Die beiden Jägersmänner hatten eine Kehrtwende gemacht und marschierten den Weg zurück, den sie gekommen waren. Wo sich zuvor eine ungute Ahnung in Shens Eingeweiden ausgebreitet hatte, kroch ihr nun die Furcht das Rückgrat empor. So sah sie wieder zum Wiesel, dass ihr das Weitergehen versperrte.
„Nun, ihr wisst ja wie es ist. Termine über Termine. Wir können euren gerne verlegen.“ Sie merkte wie ihre Stimme leicht bebte und hoffte inständig, dass der schlaksige Anzugträger es nicht bemerkte.
„Ach, das ist doch nicht notwendig. Davon ab, meine Freunde bestehen darauf, euch zu treffen. Wo ihr nun so ungebunden in euren Loyalitäten seid.“ Shen spürte die sich nähernden Schritte durch die Holzplanken.
Es war nicht das erste Mal, dass jemand Schläger nach ihr geschickt hatte, doch war es das erste Mal, dass ihr außerhalb der Stadt aufgelauert wurde. Für einen Moment fragte sie sich, ob sie bei Beetletun eine ähnliche Begrüßung erwartet hätte. Und ob die bierbrauenden Mönche des Klosters das leise Gurgeln vernehmen würden, wenn zwei norn-gleiche Jägersmänner Shen im Moor verschwinden lassen würden.
Derweil wehte ihr Mantel auf die Bretter. Unter ihre Furcht hatte sich Frust gemischt. Wäre sie mal lieber über die Gendarranfelder gereist. Bei Beetletun hätte sie etwaige Verfolger abschütteln können. Zwischen den Häusern verschwinden können. Und wäre um diese Uhrzeit vermutlich bereits in der Stadt angelangt. Aber nein, sie musste unbedingt diesen versunkenen Tempel besuchen, als sei sie die einzige Seele, die ihm noch die Ehre erweisen würde. Das hatte sie nun davon. Törichtes Gör.
Sie wirbelte herum. Die beiden Grobiane hatten sich auf drei Schritte genähert. Sie marschierten hintereinander, beide zu breit gebaut, um nebeneinander auf dem Steg zu stehen. Shen hob die Hände wie zum Schlagabtausch, zwischen den feinen Fingergliedern der Stulpen pulsierte türkise Lebenskraft. Jene spiegelte sich im Weiß der geweiteten Augen des vorderen Schlägers, der, bewaffnet mit einer groben Machete, seinen zuvor noch so entschlossenen Ansturm zu bremsen versuchte, jedoch von seinem Kameraden vorgedrängt wurde.
Die Distanz zwischen den Beiden schloss sich schnell, also schwang der Mann mit der breiten Klinge hinab auf die Nekromantin. Shen machte eine knappe Ausweichbewegung, einen halben Schritt, ein kurzes Ducken und Neigen des Kopfes. Die zuvor abgespreizten Finger verformten sich gar mechanisch in eine krallenähnliche Form, während ihre Magie angriffslustig fauchte. Als habe man ein Fass Bräu angestochen hoben sich durchsichtige, pink umrandete Blasen aus dem Arm ihres Feindes, und wurden wie in einem Sog an die Handfläche der Nekromantin getrichtert.
Der Stoff der roten Maske dämpfte einen Aufschrei, als innerhalb weniger Momente den muskulösen Arm sämtliche Kraft zu verlassen schien und schlaff an den Körper fiel. Panisch schwang er mit der Linken nach Shen, die ihr Wirken unterbrechen musste, um die Hände zum Blocken zu heben. Der wilde Schlag traf ihre Deckung. Die schiere Wucht warf sie zwei Schritte zurück und ließ sie straucheln. Schmerz schoss ihren linken Arm hinauf. Der Mann setzte zunächst nicht nach und besah seinen erlahmten Arm, was seinen Zwilling veranlasste, sich grob an ihm vorbeizuschieben.
In den Händen trug dieser ein langes Beil, welches er umgehend nach Shen zu schwingen begann. Rasch hob die Nekromantin beide Arme über Kreuz, um die Energie, die sie zuvor absorbiert hatte, in einen Spektralzauber zu wirken. Unter leisem Pfeifen wurde ihr Körper von der Axt zerfetzt wie eine Nebelbank, nur um sich im nächsten Moment wieder zu verfestigen. Der Holzfäller grunzte, brachte seine mächtige Waffe zurück unter Kontrolle und ließ sie vertikal auf die Nekromantin niedergehen. Shen stieß sich zurück, rutschte auf dem eisigen Holz aus und landete schmerzhaft auf den Knien, während kaum eine Handbreit vor ihr das Beil in eine nasse Planke schmetterte.
„War es das schon? Ich versprach meinen Freunden eine magische Fechterin! Eine Schnitterin des Grenth!“
Zornig bleckte Shen die Zähne ob der spöttischen Kommentare hinter ihrem Rücken. Knirschend schloss sich ihre Rechte um den Griff des Langschwerts, welches sie für die Reise an der linken Hüfte getragen hatte. Diese Männer, wie all die Grobiane und Banditen zuvor, waren bloß Bauern in diesem Spiel. Doch war es an der Zeit, eine Nachricht zu senden. Und wo besser als hier, fernab von fragenden Seraphen und starrenden Großeltern auf Fensterbänken. Wo besser als unter dem schwindenden Auge der Götter.
Das große Beil fiel erneut auf die Nekromantin hinab. Shen riss das lange Schwert aus der Scheide und schwang es dem Stiel entgegen, um das Holz zu durchtrennen. Der schwere Axtkopf segelte über ihre Schulter und klatschte ins Wasser. Luft pfiff durch die Aussparungen in der Klinge, als Shen sich erhob und das leichte Langschwert einmal in der Rechten rotieren ließ, bevor sie den Griff kampfbereit mit beiden Händen ergriff. Der Jägersmeister warf den Holzstiel von sich, machte einen Schritt zurück, ehe er die Stiefelspitze unter die gefallene Machete seines Kammeraden schob, den Fuß anzog und sie in seine Rechte beförderte.
So prallten die Klingen aufeinander. In langen, grazilen Bögen schwang Shen ihr Schwert. Drehte sich um die eigene Achse, dass ihre metallbehangenen Gewänder wirbelten wie die der Derwish alter Zeiten. Nagte an der plumpen Verteidigung ihres grobschlächtigen Gegners, hielt ihn auf Distanz. Vergessen war der pulsierende Schmerz im linken Arm, vergeben die haarscharfe Blamage zuvor. Jeder ihrer Bewegungen folgte ein Schleier residualer Lebensenergie, jedes Aufeinandertreffen der Klingen trieb die Kälte in die Glieder des Mannes. Er strauchelte gegen seinen Kameraden.
Shen kämpfte allein nach Instinkt. Kein Gedanke unterbrach ihr Wirken. Auch, als der Mann schwer atmend auf ein Knie sackte. Seine nasse Maske zog sich immer wieder gegen den darunter weit geöffneten Mund. Ihr fielen die Wunden auf, die ihr dorniges Schwert ins Fleisch seiner Arme gerissen hatte. Dampf stieg von ihnen auf. In wenigen Momenten hatte sich das Blatt gewendet, nun war es dem Holzfäller kaum möglich, die breite Machete zu heben. Shen legte den Kopf etwas schräg, ihr Blick fixierte den ungeschützten Stiernacken des Knienden.
Der wehrlose Bandit wurde rückwärts fortgezogen. Sein Zwilling hatte ihn unter den Achseln gepackt und zerrte ihn einarmig von Shen fort. Die Nekromantin ließ es geschehen und betrachtete die feine Blutspur, die er auf dem Holz hinterließ. Als sie genug Abstand zwischen sich und die Schnitterin gebracht hatten sackten beide auf die Bretter, entkräftet. Der Anblick der zwei Verwundeten ließ Shens kaltblütige Kampfeslust verebben. Ihrerseits schwer atmend wandte sie sich dem Anzugträger am Ende des Stegs zu. Aus dessen Gesicht war die Farbe gewichen. Hektisch griff er nach seinem Säbel.
„Ihr auch? Wollt ihr das wirklich?“ Shen vernahm ihre eigene Stimme als heiser und unwirklich hallend. Ihre Füße trugen sie bereits in seine Richtung, während sie ihr Schwert erneut in beide Hände nahm. Das Wiesel ließ den Griff seines Säbels los und hob die Hände, während er mehrere Schritte rückwärts machte. Sein Mund öffnete und schloss sich japsend, doch bevor eine Antwort kam, setzte Shen bereits nach.
„Sagt Baron Anselm, dass er seine Rate erhöhen muss. So wird niemand für seinen Auftrag sterben wollen. Meint ihr nicht auch…?“
Ein zynisches Lächeln hatte sich auf ihre Züge gestohlen, als sie bemerkte, wie sich der panische Blick des Anzugträgers von ihr löste und hinter sie huschte. Es folgte ein Ruck, der sie auf Hände und Knie warf. Glühender Schmerz umhüllte ihre rechte Schulter wie heißer Dampf. Shen schrie auf und biss instinktiv in den Stoff ihres Schals, um das Geräusch einzudämmen. Mit der Linken langte sie nach ihrem Schulterblatt, die metallenen Fingerspitzen der Handschuhe berührten etwas Langes, dass sich durch ihr dickes Wams ins Fleisch gebohrt hatte. Die Berührung intensivierte den Schmerz und trieb Shen die Tränen in die Augen.
Ein Windstoß fuhr über sie. Durch den Schleier erkannte sie den Anzugträger, wie er eine weitere Rückwärtsbewegung machte, um dem Querschläger auszuweichen. Shen knirschte mit den Zähnen. Hätte sie es mal lieber beendet, als sie die Chance dazu hatte. Wäre sie mal lieber die kaltblütige Schnitterin, zu der sie sich hatte ausbilden lassen. Aber nein, sie musste Gnade walten lassen, ihre Feinde ihrem Schicksal überlassen, anstatt selbst die Henkerin zu sein. Törichtes Gör.
Mit der Linken stemmte sie das Schwert ins ächzende Holz des Stegs, um sich daran hinaufzuziehen und umzuwenden. Shen erblickte den zwischenzeitlich einarmigen Jägersmann, wie er vor seinem sitzenden Zwilling stand und eine Armbrust auf sie gerichtet hatte. Er hatte scheinbar seine Kraft wiedergefunden und war im Begriff, die Nekromantin mit einem weiteren Bolzen zu spicken. Shen hob die Linke, während der Stulpenhandschuh türkises Licht abstrahlte.
Die Geschosse kreuzten sich. Erneut fuhr ein Ruck durch Shen und ließ sie zwei Schritte zurück wanken. Der Bolzen ragte auf Hüfthöhe aus einem der schützenden Metallbeschläge ihres Gewands. Währenddessen entriss dem Banditen eine spektrale Hand seine Armbrust, die dort, wo Shen zum Wirkungszeitpunkt noch gestanden hatte, auf den Steg polterte. Unter dumpfem Gebrüll ging der grobschlächtige Jägersmann in einen polternden Ansturm über, um der schwächelnden Nekromantin mit der Machete zur Hand den Garaus zu machen.
Unter Einsatz ihrer letzten Reserven angesammelter Lebensenergie nahm Shen erneut ihre Kampfhaltung ein. Ihr rechter Arm schmerzte zu sehr, also führte sie das Langschwert allein mit der Linken. Die Zeit schien langsamer zu werden. Ein paar Schritte noch. Shen beruhigte ihre Atmung, doch rauschte das Blut ihr in den Ohren. Immer zäher preschten die schweren Schritte des johlenden Mannes aufs Holz. Der Moment kam und Shen erhob sich von den Planken. Als führe sie eine Sense warf sie ihre Klinge am Ende ihres ausgestreckten Arms hinter sich, nur um sie dann unter Antrieb eines eisigen Polarwinds vorwärtszutreiben – hinab, auf ihren Feind.
Bei der Landung rutschte Shen aus und fiel auf ihre vier Buchstaben. Neben ihr polterte der massive Körper auf die Bretter und schlitterte vorbei. Sie konnte es nicht sehen, doch hörte sie das schwere Platschen, als der abgetrennte Kopf des Mannes in den Sumpf versank. Auch hörte sie die erstickten Leidensschreie seines Zwillings, der vergeblich versuchte, sich aufzurappeln. Das Leuchten von Shens Stulpenhandschuhe war derweil erloschen. Shen wurde schlecht, sie würde sich nie daran gewöhnen. Weder ans Töten, noch an das, was sie als nächstes tun musste.
Es gelang ihr, sich auf die zitternden Beine zu kämpfen. Sie wandte dem heulenden Mann den Rücken zu, sie konnte ihn nicht ansehen. Zitternd streckte sie eine Hand über den dampfenden Leichnam aus und ahmte eine greifende Geste nach. Hellgrüne Schlieren erhoben sich von ihm, sammelten und drehten sich umeinander, bis sie die Form einer unwirklichen Kugel angenommen hatten. Sie spürte, wie der verbleibende Zwilling in Trauer und Protest auf den Steg schlug. Shen absorbierte die Lebensenergie ihres Feindes, was ihre kanalisierenden Stulpen wieder türkis erstrahlen ließen.
Shen spürte wie graduell ihre Stärke zurückkehrte, doch kam keinerlei Freude auf. Leise tröpfelte das Blut des Gefallenen durch die Spalten der Planken ins Sumpfwasser. Shen spürte, wie sich dicke Tränen aus ihren Augenwinkeln lösten und ihr über die Wange liefen, doch blieb ihr ein Schluchzer in der Kehle stecken. Mental schob sie den Ausbruch auf ihre Verletzungen, ehe sie den verschwommenen Blick vom kopflosen Leichnam löste, auf der Suche nach dem Wiesel. Zu ihrer Erleichterung schien von ihm jede Spur zu fehlen. Wann er wohl verschwunden war...?
So las Shen erst ihr besudeltes Schwert dann ihren Mantel auf. Sie wagte es nicht, sich nochmal nach dem Überlebenden umzusehen. Sie konzentrierte sich auf den Schmerz des Bolzens in ihrem Schulterblatt. Sie konnte ihn nicht entfernen, jemand würde sie versorgen müssen. Die Mönche des Klosters würden bestimmt helfen. Sie humpelte sie den Rest des Stegs und kehrte zurück auf die Straße.
Kommentare 4
Nachtseele
Wirklich toll geschrieben, hat mir die Mittagspause versüßt.
Es braucht mehr solch abenteuerliche Ereignisse
Shen
Mahlzeit! Na dann hat die Geschichte ihren Zweck ja erfüllt. LG
Motte
Das habe ich gerne gelesen. Schöne atmosphärische Beschreibungen.
Shen
Freut mich dass es gefallen hat! Dankesschön.