Die Münze
"Onyx, du bist heute die Verkörperung des Schicksals." Die gezogene Münze mit Prägungen auf beiden Seiten will er, an Katharinas Gesicht vorbei, an Onyx reichen. "Zeigt sie die Glyphe, wird sie sterben. Zeigt sie die Flamme, wird sie leben.“ Onyx ließ von Katharina ab alsbald ihr Komplize Katharina mit einem Arm gegen die Wand drückte. Sie blieb jedoch in unmittelbarer Nähe der beiden stehen und sah vom Gesicht der blonden Hure auf die Münze in ihren Fingern. Kein Wort spricht sie mehr mit den beiden, stattdessen ließ sie das Silberstück zwischen den Fingern gleiten, prüfte mit dem Daumen die Beschaffenheit der beiden Prägungen. Und während der wehrlosen Katharina sicherlich die Angst das Blut in den Adern gefrieren ließ, kämpfte Onyx gegen den eigenen Rausch an. Die nekrotische Magie verflüchtigte sich nur langsam und erst nachdem sie die Nadel einklappte und die kleine Anstecknadel wieder in der Jackentasche verschwand, atmete die junge Frau wieder ruhiger. Das nächste Geräusch, das sie alle drei in der verlassenen Gasse hörten, war das kurze Klingen von Onyxs Fingernagel, der das Silberstück traf, um die Münze hochzuschnippen. Der Groschen landete auf dem Handrücken und wurde zeitgleich mit der linken Hand bedeckt.
Ihr Puppengesicht zeigte keinerlei Emotion oder gar eine Regung als sie für sich allein das Schicksal befragte. Nachdem dies geschehen war, richtete sie den Blick auf die Frau über die sie richten durfte. Es wirkte nicht als würde sie überlegen müssen: "Ihr Schicksal ist dieses Leben, Opal." Sie steckte die Münze direkt ein, statt ihm die Flammen zu zeigen die es für dieses Urteil gebraucht hätte. Katharinas ängstliche Augen wurden von dem schattenverdeckten Grün des Kerls nicht beachtet, er hatte lediglich einen Blick auf ihren Brustkorb übrig, das Ziel, das er attackiert hätte, wäre das Ergebnis ein anderes gewesen. Es gefiel ihm nicht. Es war nicht in seinem Ansinnen und es war höchst unbefriedigend, jetzt nicht noch mehr absolute Macht spüren zu können. Der Blutdurst blieb bestehen und war nur zur Hälfte gestillt. "Die Götter sehen noch einen Platz für dich. Dein Glück!" herrschte er in die Richtung der Hure und, als sei sie nicht länger das Spielzeug, mit dem er umspringt, sondern ein jüngst auserwählter Schützling der höheren Gestalten ließ Opal den Unterarm von der armen Hure los, die daraufhin erst einmal an die Druckstelle fasste, aber nicht mehr als gestammeltes Gejammer hervorwürgen konnte. Sie fiel förmlich in sich zusammen, traute sich aber nicht den Stand an der Wand aufzugeben. Onyx warf ihr einen letzten Blick zu, bevor sie mit Opal die Gasse raschen Schrittes verließ.
Diese Geschichte ist ein Mitschnitt aus dem Rollenspiel zwischen Border und mir.