Claire lag auf dem schmalen Bett. Sie war alleine, dort in dem Erzieherzimmer und schob eine Nachtschicht. Waisenkinder hüten. Sie schrieb schweigend in ihr kleines Notizbuch in wunderschönen Lettern. Führte eine Art Tagebuch. Das Buch hatte sie vor kurzem in einem kleinen Lädchen erworben. Es erinnerte sie an ihre beste Freundin. Das Notizbuch war marmoriert in dunklen und hellen Rottönen und mit einem gold-braunem Rand überzogen, der im Licht etwas schimmerte.
Claire liebte das Schreiben und festhalten von Gedanken. Manches mal musste sich die Brynell selbst zur Contenance zwingen, damit sie am nächsten Tag nicht über Handgelenkschmerzen klagen konnte. Doch die Schmerzen interessierten sie heute nicht. Ihr Kopf war voller Wörter, welche sie verwenden könnte um über Sie zu schreiben. Denn Sie war nicht einfach nur irgendjemand.
Wunderbar, einzigartig, bildschön... Ihr fielen Unmengen an Worte ein, die ihr in den Sinn kamen, aber es gab keines das Sie im geringsten beschreiben konnte.
Erst eine leise Kinderstimme holte sie aus ihren Gedanken. "Störe ich?", fragte der Knirps mit einem lila Elefanten im Arm. Er war fast so groß wie der Oberkörper des kleinen Kerlchens.
"Nein, ich bin im Begriff ein Wort zu suchen, welches eine sehr wichtige Person beschreibt... Ich finde aber keines.", gab Claire zurück, die das Buch zusammenklappte und sich erhob um dem Knirps entgegen zu treten. Gerade wollte sie ansetzen um etwas zu Fragen, aber der kleine kam ihr zuvor.
"Du verscheuchst für mich mit dem Anti-Monster-Spray das Monster aus dem Schrank und ich versuche dir ein Wort zu finden! Ja?", kam es aufgeregt zu ihr.
"Na gut.", gab sie zurück und lächelte stumm, ehe sich die Braunhaarige in Bewegung gesetzt hatte.
Auf dem Weg löcherte der kleine Mann fleißig.
"Ist die Person schon länger in deinem Leben? Länger als Dexter?"
"Ja, die Person ist eigentlich so wie Ario für dich ist. Dein bester Freund. Aber die Person kenne ich nicht länger als Dexter, nein..."
- "... also nicht wie Dexter. Den magst du ja nicht mehr, oder?"
"Doch, ich mag ihn noch. Nur manchmal muss man sich trennen, wenn man andere Vorstellungen und Ziele für das Leben hat. Dexter und ich haben uns kaum mehr gesehen und wenn, hatten wir keinen Spaß mehr zusammen, weil wir zu müde von unser beider Leben waren."
- "Magst du die andere Person lieber als Dexter?"
"Eugene..." Claire seufzte. "... Leute vergleichen sollte man nicht machen. Jeder ist einzigartig. Vergleiche ziehen ist schwer."
- "Das beantwortet meine Frage nicht... Ich will dir doch helfen!"
Die Frau verzog das Gesicht etwas, als habe sie in eine Zitrone gebissen. Recht hatte er. Sie wich aus! "Ja. Sie ist mir wichtig. Ich möchte das es ihr gut geht und glücklich ist, weil die Person für mich da ist, mir Trost spendet, aber ich kann auch sehr viel mit ihr lachen."
- "Also spielt ihr ganz viel miteinander und du findest das mit ihr am spaßigsten?"
"Ja... Ja! Ich finde es mit ihr am schönsten. Mit anderen habe ich auch meinen Spaß, aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich immer mit ihr spielen!"
- "Auch dein bestes Spielzeug teilen?"
Claire nickte abwesend. Was auch immer Erwachsene für Spielzeug hatten, was sie teilten... Dann dachte sie aber an all ihre Schreibwaren, Bücher und alles, was eben viel damit zutun hatte. "Mhm-hm.", bestätigte sie.
- "Dann vertraust Du ihr ja ganz Doll, dass sie das nicht kaputt macht... Woha! Dann... Hum... Bist du denn traurig wenn die Person lieber mit wem anderes spielt?"
Die Frage saß. Es war nun ja auch nicht das erste Mal, dass sie über die weitere, andere Person nachdachte, die da noch im Spiel war. Im Herzen stach der Gedanke ein bisschen, dass es da wen gab - aber vielleicht war das auch die Angst das Claire nur interessant war, solange die Freundin weg war. Und sie selbst nur eine Gelegenheit war... Sie biss sich auf die Unterlippe und Unterstand dem Drang, aufzuschluchzen. Sie betete zu allen Göttern, dass es nicht so war. Selbst wenn es nur Freundschaft war, war die Gefahr da, ein Zeitvertreib zu sein. "Ich bin traurig, ja... Die Person spielt nämlich noch mit einer weiteren Freundin, aber die hat selten Zeit und ich weiß nicht, ob die Person mich nur mag, wenn die Freundin weg ist."
- Eugene weitete die Augen. "... aber das kann doch spaßig sein, zu dritt! Ich, Ario und Alena haben auch manchmal Spaß."
"Ich weiß." Sie hatte eine Sprühflasche mit der Aufschrift • Anti-Monster • in krakeliger Schrift vom Schrank genommen, als sie im Zimmer angekommen waren. Es war nur Wasser mit Lavendel drinne. Selber angemischt, aber damit bewaffnet ging die zu dem Schrank.
- "Ah! Beschützt du die Person auch, so wie mich?"
"Ja, so... Wie ich eben kann. Ich würde jedes böse Monster oder Traum wegscheuchen wenn sie etwas davon plagt. Ganz todesmutig würde ich auch in den Keller gehen in der Nacht."
- "Weißt du... Ich finde du klingst so als wärst du volle Kanne verknallt. Er muss toll sein, wenn sogar in den Keller gehen würdest in der Nacht!"
Er. Kurz bedachte sie Eugene mit einem nachdenklichen Blick. "J...ja. Er ist wirklich toll. Ich finde die Person... hinreißend." Sie sprühte jede Ecke des Schrankes ein. "Verknallt...", nuschelte sie unhörbar für den Knirps und legte die Stirn in Falten.
-
Sie legte Eugene schließlich ins Bett, nachdem er einen Schluck Wasser bekommen hatte, auf Toilette war und so weiter...
"Gute Nacht, Eugene."
- "Nachti Claire. Viel Glück beim finden eines Wortes für deinen Lieblingsmensch."
-
Lieblingsmensch... Die Frau schmunzelte unwillkürlich über dieses Wort. Es würde vorerst genau das sein, was Sie für sie geworden war. Nur an einen Gedanken hing die Brynell noch fest...
Wieso war sie auf etwas bestehendes eifersüchtig? Was genau machte sie daran eifersüchtig?
Ihr schossen Bilder davon in den Kopf, wie die beiden umgefallen waren und Sie über das Gesicht gebeugt war. War Sie etwa schon eine ganze Weile...? Wollte Sie Claire in diesem Moment schon küssen?
Sanft fuhren ihre kalten Finger über ihre Unterlippe und stellte sich vor wie sich die Lippen von Ihr auf die ihren anfühlen würden. Es durchfuhr ihr ein wohliger Schauer und doch fühlte sich Claire unanständig dabei. Sie dachte nicht an hemmungsloses rumgelecke. Nur sanfte Küsse, ganz zart und schüchtern. Es kribbelte im Rumpf als der Gedanke so real schien. Neugier, Aufregung.
Kurz schüttelte die Braunhaarige den Kopf, als wolle sie den Gedanken abschütteln.