Eine Weile gehen wir gemütlich durch den Wald, wobei sie mir den Weg weist. Es ist stockfinster, nur der Mond bricht durch die Baumkronen. “Ihr wirkt so, als ob Ihr auf der Flucht seid.” spricht das Elfchen vom Pferderücken aus zu mir.
“Ich bin nicht auf der Flucht, viel mehr bin ich auf der Suche. Jetzt gerade bin ich aber nur daran interessiert Euch nach Hause zu bringen, bevor Ihr gesucht, mit mir im Wald gesehen werdet und ich dann im Kerker lande, weil ich als einfacher Pöbel eine Baroness entführt habe.” “Mal sehen wie humorvoll sie ist.”
Sie sieht auf mich herab, aber was sollte sie auch anderes tun, schließlich sitzt sie auf einem Pferd. “Auf der Suche? Aber vor der Vergangenheit muss man doch nicht fliehen, werter Herr. Ich persönlich habe eher Angst vor der Zukunft. Man weiß nie was diese bringen wird. Was sucht Ihr?” “Ganz schön neugierig die Kleine und irgendwie tut sie mir auch leid.” Ein Moment vergeht ehe ich antworte. Schritt um Schritt setzen wir unseren Weg durch das Dunkel fort.
“Wie kann jemand Eures Standes Angst vor der Zukunft haben? Ihr reitet nachts im Wald herum aber das Ungewisse der Zukunft sorgt euch? Zerbrecht Euch nicht das hübsche Köpfchen, es wird schon alles seiner Wege gehen, so wie wir gerade auch.” Mein Blick richtet sich wieder auf den Weg, der noch vor uns liegt. “Der Weg ist das Ziel oder so.” “Hab ich das gerade laut gesagt?”
Ihr schnaufen auf meine Aussage von eben, reißt mich aus den Gedanken. “Nun…weil das etwas ist was man nicht kontrollieren kann? Außerdem bin ich ein Freigeist. Ich brauche manchmal einen Ausritt. Habt Ihr nicht Angst vor dem, was Ihr sucht?” “Da hat sie mich erwischt. Ich mache mir ins Hemd vor Angst! Vielleicht tut sie mir leid, weil ich sie gerade verstehen kann? Ich hatte noch nie Angst vor dem Unbekannten, liegt aber vielleicht auch daran, dass bis vor ein paar Tagen meine Welt noch in Ordnung war.” “Angst hin oder her, sie ändert nichts.” “So, das reicht jetzt auch mit Trübsal und Grübeleien.”
Mit einem charmanten Lächeln sehe ich zu ihr auf und gebe mir Mühe möglichst freundlich zu klingen. “So wie Ihr ausseht, gemischt mit dem Freigeist, werdet ihr eurem Vater sicherlich schon eine Menge schlafloser Nächte bereitet haben. Ich bin übrigens Cédric.”
Ich höre wie sie lacht, dann erklingt wieder ihr Stimmchen. “Aurélie.” Kurz hatte ich mich gefragt ob sie mich auslacht, doch meine schmerzenden Füße erinnern mich an den weiten Weg, den ich bereits hinter mir habe. Da fällt mir auch auf, dass ich ihr noch eine Antwort schuldig bin.
“Ich suche meine Verwandtschaft. Meine Mutter starb vor kurzem und ich wollte mal sehen, was noch so an Familie auf mich wartet. Ich habe nichts zu verlieren, also brauche ich auch keine Angst zu haben.” Ich versuche mir den Schmerz nicht anmerken zu lassen als die Bilder meiner im Sterben liegenden Mutter mir wieder vor Augen kommen, versuche die Bilder zu verdrängen, was mir gelingt als ich Aurélie’s Stimme höre.
Ihr Mitgefühl ist deutlich hörbar. “Das tut mir leid. Wenn Ihr wollt, helfe ich Euch gerne dabei. Warum sucht Ihr denn erst jetzt nach Euren Verwandten?”
Wieder fällt es mir schwer die Bilder zu verdrängen, außerdem bin ich mir nicht sicher was davon ich ihr erzählen soll, also entscheide ich mich für die Kurzfassung. Ich greife nach dem Amulett an meinem Hals und ziehe mir die Kette über den Kopf. Ein kurzer Blick, dann reiche ich es der Baroness. “Das da gab mir meine Mutter als sie starb, mit der Aufforderung nach meiner Familie zu suchen.”
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