Zwischen Prunk und Protz

Die Baroness stand auf der großen Bühne, auf einem Podest, die Scheinwerfer brannten auf ihrer Haut. Es war heiß in diesem Licht, oder war es die Aufregung, die ihren Körper so erglühen ließ? Das Orchester bereitete sich hinter ihr auf den bevorstehenden Auftritt vor. Sie trug ein seidenes hellblaues Kleid, geziert von Strass und Spitze. Man reichte ihr die Violine. Gleich war es soweit, der blaue blickdichte Vorhang würde sich öffnen und alle Augen wären auf sie gerichtet. Die Musikanten wurden ruhig, nur vereinzelt war das herum blättern der Papiere auf den Notenständern zu hören. Doch dann wurde es ganz still und dunkel und in dieser Stille öffnete sich der Vorhang. Der Saal war voller Menschen, Adelige und reiche Persönlichkeiten, die ein reines Vermögen an ihren Körpern trugen, seien es wunderschöne Colliers oder Pelze. Die Logen waren auch alle besetzt, nur je eine Kerze erleuchten diese. Menschen die sich einen angenehmen Abend machen und der Musik lauschen wollen. Menschen die sich in ihrem Reichtum suhlten und damit prahlen konnten, in eines dieser Logen sitzen zu können, sich von Pagen von vorn bis hinten bedienen zu lassen. Die Violine wurde angehoben und in die Halsbeuge gelegt. Ein letzter Atemzug bis dann der erste Ton der Violine durch den großen Saal schellte. Eine Schweißperle rann Aurélie an der Schläfe herunter, doch das macht ihr nichts aus, es hielt sie nicht von ihrem Spiel ab. Aurélie nahm den Saal bereits mit den ersten Klängen endgültig ein ehe auch schon das Orchester einsetzte und die Violinistin begleitete. Auch wenn hinter Aurélie eine riesen Masse von Musikern saß, Aurélie stach mit ihrer Musik besonders hervor. Sie ging nicht unter, was aber auch an ihrer Aufmachung lag. Die Baroness spielte hingebungsvoll auf ihrer Violine, wog sich in jeden einzelnen Ton hinein als wäre es ein Wiegelied.


Um sie herum begannen sich Illusionen zu manifestieren. Nebel und Regentropfen, dann schien wieder die Sonne, dann begann es zu schneien - das alles fiel vom Bühnenhimmel herab. Das Publikum begann zu staunen. Es waren die Vier Jahreszeiten. Aurélie aber beherrschte auch sehr Dominates Spiel. Ihr Bogen wurde kraftvoll und schwungvoll über die Saiten gezogen, während die Finger flink über diese tänzelten. Sie führte wahrhaftig einen fabelhaften Bogen. Sie war eine sehr gute Violinistin aber ihr Spiel in der Oper verglich sich kaum mit dem Spiel in den Tavernen. Das Lied ging noch einige Zeit und das wilde Herzklopfen in der Brust der Baroness versiegte immer mehr. Sie war noch nie so aufgeregt gewesen wie sie es heute war. Denn zwischen den ganzen reichen adeligen Damen und Herren stach ein Mann wie ein bunter Hund heraus, obwohl er gänzlich in schwarz gekleidet war. Die Leute spekulierten: Warum hatte dieser offensichtlich arme Flegel einen Logenplatz und nahm nicht einmal die Dienste des Pages in Anspruch? Doch dem Mann waren die Leute egal, er hatte nur Augen für sie, verfolgte ihr Spiel aufmerksam und genoss es ungemein. Hin und wieder kreuzten sich ihre Blicke. Das hier war ihr Moment und er war dankbar ihn mit ihr zu teilen. Sie konnte den ganzen Ballsaal für sich einnehmen, junge Lords zum Staunen bringen, und doch wollte sie ihn hier haben. Er hatte nie viel auf ihren Stand gegeben, ihren Reichtum oder ihren Einfluss, aber jetzt gerade, da war er schon ein wenig stolz, dass diese atemberaubende Frau die seine war.


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Kommentare 2

  • Sehr malerisch erzählt! Ich mag es wie ihre Welten aufeinander prallen, die Unterschiede und die Harmonie. Was habe ich schon hinter den Kulissen über den ein oder anderen Kulturschock gelacht.


    Dieser Moment hier aber ist magisch und kostbar. <3

    • Danke dir,

      mir geht's genau so. Genau deswegen mag ich das Couple so sehr! <3