Sie lehnte sich an die Theke und beobachtete die Pärchen auf der Tanzfläche. Das rote Haar glänzte und rahmte ihr schmales Gesicht ein. Sie trug ein grünes Seidenkleid, das ihre Figur betonte. Hier fühlte sie sich wie eine Königin. In dieser Welt aus Musik, verrauchtem Glamour und passionierten Tänzern. Die Sängerin auf der Bühne sang Töne, die sie mitrissen und ihr Herz schneller schlagen ließen – vor ein paar Augenblicken hatte sie dort gesungen. Sie liebte das Leben, das sie führte, ohne Sorgen und ohne Grenzen. Keine Einschränkungen für Körper oder Geist. Das schlanke Perlweinglas in ihrer Hand prostete einem attraktiven Fremden zu, der ihr zuzwinkerte. Sie spürte, wie er sich ihr näherte und sie zum Tanz auffordern wollte. Heiß fühlte er ihren Atem seine Wange streichen, während er von ihrem Parfüm eingelullt wurde. Sie vertröstete ihn auf einen anderen Tag in der Woche – wohl wissend, dass er an dem Tag hier warten würde.Nachdem er gegangen ist, wendet sie sich wieder Gloria zu.
„Darf ich dir einen ungefragten Rat geben, Liebes? - Lass ihn doch einfach mal machen.“ meinte die deutlich ältere Frau mit warmer Stimme.
„Das letzte Mal hat er die Stadt verlassen. Das darf kein zweites Mal passieren.“
„Eine Pause tut jedem von uns ganz gut.“ gab Gloria zu bedenken.
„Nicht diese Art von Pause.“ Sie leerte ihr Glas mit einem letzten Schluck und hinterließ roten Lippenstift am Rand des Glases.
„Du weißt doch noch gar nicht wie ernst es ihm ist.“
„Ich kenne ihn.“
„Aber du kennst SIE doch noch gar nicht, vielleicht versteht ihr...“
„Ich brauche sie nicht kennen zu lernen. Keine von ihnen lernte ich je kennen. Was sagt das über diese Beziehungen aus? Nichts davon hatte oder hat Zukunft, Gloria.“
Einen Augenblick war Jolene mit ihren Gedanken allein, denn Gloria bediente durstige Gäste.
„Was willst du denn tun? Sie sind beide erwachsen – sie werden sich treffen, verabreden, vielleicht sogar zusammenziehen. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich recht gut verstanden haben.“ seufzte die Barbesitzerin nun und gesellte sich ein weiteres Mal zu ihr.
„Milan hat Schwächen.“ Es ärgerte sie, dass Gloria anderer Meinung war und das konnte sie kaum noch verstecken.
„Du bist seine Schwester – du solltest ihn unterstützen und nicht für Zwist in seinem Liebesleben sorgen und seine Schwächen nutzen…“
„Ganz genau!" Etwas lauter als beabsichtigt zischte die Königin im grünen Seidenkleid. "Ich bin seine Schwester und der rote Lippenstift an seinem Kragen hat bereits vor ein paar Jahren funktioniert, um eine seiner nichts-sagenden Beziehungen zu beenden. – Dieses Mal muss ich vielleicht einfach nur kreativer werden.“
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