Leichtigkeit

Milan konnte es nicht fassen. Seine eigene Schwester hatte sein Geld, seinen Namen und den Ruf der Kanzlei benutzt, um sich einen schönen Abend in hoher Gesellschaft zu ermöglichen. Ein teures Gemälde gekauft, ohne ihn auch vorher nur zu fragen, was er davon hielt. Ein Gemälde, das er nie haben wollte. Gewiss war es nicht wertlos, aber es spottete mit seinem Titel über die Schwere ihrer Tat. Er war Jurist, ein studierter Anwalt und er hatte hart daran gearbeitet, um in die Fußstapfen seines Vaters zu passen – er hatte sich einen Ruf aufgebaut und nun hätte sie es beinahe aufs Spiel gesetzt. Er war außer sich vor Wut.

„Das Gemälde ist für einen guten Zweck. Der Erlös wird zum großen Teil einer vom Klerus geleiteten Wohltätigkeitsorganisation gespendet. Den Rest des Geldes verwaltet die Baroness im Resort für..“ Jolene versuchte sich vor ihm zu rechtfertigen. Milan hörte ihr nicht zu. Er sah nur ihr rotes Haar, das so anders war als sein blondes. Er sah ihr lotterhaftes, lockeres Leben – ein Leben was er selbst einmal geführt hatte. Doch mittlerweile siegte Professionalität und vor allem die Disziplin über all seine Passion. Er hatte sich verändert und sie sah es nicht. Ihre Unverschämtheit, ihre Verantwortungslosigkeit, ihre Rücksichtslosigkeit war das, was seine kleine Schwester heute noch auszeichnete.

Der Streit eskalierte. Er schrie sie an, sie schrie zurück. Er drohte ihr mit rechtlichen Konsequenzen, sie drohte ihm mit Kontaktabbruch. Er sagte ihr, dass sie ihn nur zu gerne in Ruhe lassen könnte, sie sagte ihm, dass er sich um sie kümmern sollte. Er stockte. „Einsamkeit, Jolene? Ist das deine neue Ausrede?“ Sie standen sich gegenüber wie zwei Feinde, die sich nichts zu sagen hatten, außer Vorwürfen und Beleidigungen. Sie spürten beide die Enttäuschung des anderen, aber sie konnten es nicht ausdrücken. Sie waren Bruder und Schwester, aber sie verstanden sich nicht.


„Du kannst das Geld haben. Nimm es.“ resignierte er. „Es ist mir gleich. Nimm gleich das Gemälde mit dazu. Verkauf es wieder und gib das Geld auch aus.. - Doch solltest du jemals wieder unseren Namen missbrauchen, um dich selbst zu profilieren, werde ich vergessen, dass wir verwandt sind.“

„Milan, du irrst dich! Im Gegenteil – der Ruf der..“

„Verschwinde, Jolene.“

Kommentare 16

  • *schiebt sich definitiv in Team Jolene* ... aus.. Gründen! :3 <3

    • Nawww! <3 *pinnt das Blebbele dran und nickt zufrieden* Passt perfekt. Ja, ja! :D

  • *bastelt sich einen 'Team Jolene' Pin und haftet ihn sich an die Brust*

  • Awww!


    ... Auch wenn die Klerus-Spende schon Ausrede genug sein sollte!

    • Genau. Indem Milan den Kauf anprangert, prangert er auch Jolenes Großherzigkeit an.


      Das ist moralisch sehr verwerflich von ihm.

    • Er prangert die Großherzigkeit nicht an, er bezweifelt sie einfach. :D

    • *steckt Hannah einen Milan-Anstecker an die Brust* HA! Wenigstens irgendjemand versteht ihn! 8o

    • Ich werde so tun als ob ich das nicht gelesen hätte.


      *geht mit seinem Jolene-Anstecker flanieren*

  • Ich hab irgendwie ein Déjà-vú...

    Geschwister können manchmal schwer sein. Besonders, wenn sie so verschieden sind. Ich hoffe, sie raufen sich trotzdem irgendwie zusammen!

  • Jetzt will ich beide in den Arm nehmen... Och...