Feuermarsch

Strenge Rufe peitschen die Reihen in Formation. Eine kriegswillige Horde marschiert. Singende und stampfende Soldaten in brünierten Rüstungen, rotem Stoff, mit wehenden Bannern und lodernden Fackeln. Es ist eine der Heeresgruppen, die durch das staubige Ödland nach Vaabi vorstoßen.


Die unzähligen Trommeln heizen den Marsch an. Ihr dröhnender Bass dringt in Gestein und erschüttert jede Magengrube. Die Geschmiedeten begleiten sie mit Kriegstreibern, Magiern und Offizieren. Cantica hallen hypnotisch durch die aufgehitzte Luft, sie mahnen zu Stärke und Entschlossenheit.


Bellende Rufe der Kriegsmoralisten, aufopferungsvoll aus ganzer Kehle geschrien, stoßen auf einen lauten Chorus ergebener Antworten.

"Unser Leben ist Krieg!"


Das Gefühl ist ein kollektives Fieber. Alles ist heiß, der Körper betäubt. Gerüche von Waffenölen und sakralen Salben werden durch den hellen Dampf den Marsch flankierender Weihrauchträger vertrieben. Der Dunst heiliger Nähe brennt in Augen und Nase.


"Unser Schicksal ist Dienst!"


Einige Zwangsrekrutierte wandeln unter ihnen. Zu spät für das gelobte Ritual, zu früh um ihrer Segnung zu entgehen. Priester kontrollieren mit strengen Blicken ihre Fügung in den Marsch. Peitschenschläge.


"Unser Versprechen ist der Menschen' Schutz!"


Auf den letzten fünfhundert Metern steigt die Hingabe in unermessliche Höhe. Vorfreudige Ekstase zerschmettert alle Zweifel. Die Litaneien erreichen eine ohrenbetäubende Frequenz, kleiden sich in die Gestalt zutiefst indoktrinierter Mantra. Es ist keine Anrufung mehr, kein Beweis ihrer aller Hingabe, sondern ein Herausbrüllen unumstößlicher Naturgesetze.


"Unser Gott ist Balthasar!"


Aufruhr wühlt den ersten Zug der schweren Infanterie auf. Lebhaftes Raunen und entgleisende Freudensschreie. Gejubel, das gedehnte Echo eines dunklen Signalhorns. Die Reihen des Marschs halten, gestreckt über hunderte Meter. Während die ersten Zugführer ihre Soldaten aus der Marschformation trennen, erblicken die Zeloten in einiger Ferne die massive Gestalt eines Propheten aus dunklem Stahl. Eine Inkarnation leibhaftigen Kriegs. Die Kriegsbestie. Heerscharen Geschmiedeter sammeln sich um ihren Korpus, weben Feuer und Flammen um ihre gigantischen Beine, Vorbereitungen auf die Schlacht. Hitzeflimmern kleidet sie in die mystische Gestalt eines martialischen Dämons.


Respekt und Einschüchterung kriechen in die Glieder manchen Streiters. Wenige waren ihrem Gott so nah wie zu diesem Augenblick. Die Atmosphäre ist spürbar dick und aufgeheizt, eine Aura schwelender Kohlen.

Und am Horizont glitzern die türkis-goldenen Kuppeln des Kodash Basars in der Wüstensonne. Der Kampf gegen den Leichenkönig zur Befreiung von Vaabi ist nur wenige Befehle entfernt.

Kommentare 11

  • Ganz schön aufwühlend! Das wird das Fieber sein.
    Schreib wieder mehr!

    • Fieberträume liefern wilde Inspiration. Ich habe hier sogar noch eine angefangene Kurzgeschichte namens Fiebertraum rumfliegen :/

    • Dann setze ich mich wohl jetzt in deinen Blog und warte! thinking

  • Gefällt mir sehr gut. Auch wie du die Stimmung und die Emotionen eingefangen hast. Sehr gut vorstellbar.


    Ich glaube ich muss auch mal wieder Geschichten schreiben xD

    • Tu es :) Ich versuche immer direkt loszulegen, wenn mich die Schreibwut packt

  • Boha, wie atmospähisch das wieder beschrieben ist. Ich kann es mir bildlich vorstellen und fühle diese Inbrust. Uff. Danke für's Teilen solcher Geschichten!