Das ominöse, ordinäre Hochzeitsgeschenk



Es war der Tag nach der Hochzeit, als das frisch gebackene Ehepaar sich daran machte, die Geschenke zu öffnen. Sie hatten bereits gefrühstückt und die Morgensonne bricht durch die großen Fenster des pompösen Anwesens. Es knistert und raschelt im Wohnzimmer, als gäbe es große Bescherung zu den Wintertagen. Aurélie öffnet gerade einen Briefumschlag und liest mit einem warmen Lächeln die Zeilen. Es war ein Gutschein für eine Kinderwiege. Ihr Herz wird dabei ganz warm, da sie sich schon sehr darauf freut, Mutter zu sein.


Ihre Kinder rennen sicher irgendwann über die weiten Wiesenfelder, stapeln Bauklötzchen oder machen die ersten Schritte. Viele verschiedene Szenarien spielen vor ihrem inneren Auge ab und zu wissen, dass sie diese Momente mit ihrem Mann teilen kann, erfüllte sie mit wohliger Wärme. „Schau mal, Hermes!“ ruft Aurélie durch den Raum, nachdem sie die Vorstellungen verinnerlichte. Der blonde Schopf des Grafen taucht hinter einen riesigen Karton hervor. „Wir haben ein Gutschein bekommen… für eine Kinderwiege. Ist das nicht herrlich?“ die Gräfin strahlt vor Freude.


„Ja, mein Stern. Das ist wirklich schön!“ schnauft er vor Anstrengung, „Hilfst du mir beim Öffnen dieses… Kartons? Ich glaube... das ist das von den beiden Sylvari.“ Ohne Umschweife erhebt sich die Gräfin und stellt sich auf die andere Seite, gegenüber von Hermes. Beide beginnen raschelndes Seidenpapier zu schneiden und entfernen. Plötzlich offenbart sich eine ominöse Liege. Eine Liege, die man auch als modernes Möbelstück erachten könnte. Aurélie und Hermes sagen beide nichts. Sie stieren das Möbelstück an, versuchen zu schlussfolgern, was dies für einen Nutzen haben könnte.


Aurélie findet knittriges Stück Papier und faltet dieses auf. Prompt fällt ihr die Kinnlade zu Boden.


Im selben Moment fallen dem Arzt die Handschellen an der Seite des Möbelstücks auf. Er beginnt zu lachen: ''Dann sorgen wir mal dafür, das wir uns bald die Kinderwiege besorgen können.''

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