Vor dem Fall

Mit einem lauten Knall zersprang das Glas an der Türschwelle. Die Hochzeitsgesellschaft jubelte und klatschte, als Ljubo seine Braut auf die Arme hob und mit ihr den Raum betrat. Ein paar Schritte in den gemütlichen, feierlich geschmückten Wohnraum seines Elternhauses. Er setzte Maya vorsichtig auf einen Stuhl und küsste fest ihre Stirn. Die Musik begann zu spielen, eine fröhliche Melodie. Es klang wie ein Akkordeon. Die Hochzeitsgäste bildeten einen Kreis um das Brautpaar und tanzten ausgelassen. Mayas Kopf drehte sich.


Sie trug ein weißes Kleid mit Spitze und Perlen, das ihr bis zu den Knöcheln reichte. Niemals hätte sie sich dieses Kleid selbst ausgesucht. Ihr langes, braunes Haar war offen und ein Kranz aus roten Blumen schmückte ihren Kopf. Lächelte sie? Nein. Ljubo trug einen schwarzen Anzug mit rotem Hemd. Die weiße Rose im Knopfloch. Weiße Blumen schickte man zu Beerdigungen. Dunkle lange Haare, seine matten blauen Augen. Er sah selbstgefällig und zufrieden aus als seine Hand auf der Schulter seiner Braut zur Ruhe kam.


Die Hochzeit dauerte bereits drei Tage, wie es ihrer Tradition entsprach. Am ersten Tag fand die Trauung statt, wo der Grenthpriester sie segnete, und ihnen erlaubte die Ringe auszutauschen. "Grenth? Ich habe damals unter Balthasar Segen geheiratet.." Danach fuhren sie in einer Kutsche zurück ins Tal. Die Begrüßung durch seine Familie war ausschweifend. Es wurden Glückwünsche gerufen und Blumen gestreut. „Mörderin!“ Am Abend gab es das erste große Bankett in Ljubos Elternhaus. Seine liebsten Speisen wurden gereicht und reichlich klarer Alkohol floss. Alle stießen auf das Brautpaar an, aber ihre Kehle fühlte sich trotzdem trocken an.


Am zweiten Tag spielten sie verschiedene Spiele und Wettbewerbe, um die Geschicklichkeit und den Humor der Brautleute zu testen. „Du bist doch sonst so geschickt, Maya!? Wie oft bist du uns entwischt?“ Ljubos schiefe Stimme erklang tief als er ein altes, ascalonisches Liebeslied zum Besten gab. Er zog sie harsch hoch, zog sie auf die Beine und tanzte das erste Mal mit ihr. Alle Gäste lachten amüsiert.


Am dritten Tag fand die Abschiedszeremonie statt, bei der die Braut von ihrer Familie verabschiedet wurde. „Glücklicherweise wird niemand da sein der sie vermisst. Ihre Mutter denkt, dass sie längst verendet ist.“ Die Braut weinte darüber nicht. Ljubo nahm sie an der Hand und führte sie zu seinem Haus, wo sie ihr neues Leben als Ehepaar beginnen würden. Ihrem Haus. Es war ihr Haus. „Ich werde dich niemals lieben...“ murmelte Maya und wälzte sich unruhig im Schlaf.

Kommentare 4

  • Oh man, wirklich sehr beklemmend.



    Aber habe ich schon gesagt, dass ich total auf böse Kerle im RP steh? 🫣 Denen muss ich zum Wohl meiner Charaktere nur leider immer aus dem Weg gehen.


    <3

  • Die Geschichte fühlt sich so unangnehm an. Wie so eine Unheil, was man kommen sieht - aber nicht aufhalten kann...

    • Ich hoffe doch! So zumindest war es auch beabsichtigt. Soll sich richtig unangenehm anfühlen. :3