Nach dem Sturz

Mir war schwindelig und jeder Versuch sich auf die Arme aufzurichten, endete damit, dass ich wieder im Wasser landete. Dieses Szenario war so lächerlich, dass ich trotz der misslichen Lage lachen musste. "Das soll es gewesen sein!?" schmetterte ich gen Himmel als ich es zumindest fertig brachte, mich auf den Rücken zu drehen. Der pochende Schmerz an meinem Hinterkopf wurde milder - das kalte Wasser spülte die Wunde. Langsam wurde es wieder schwarz vor Augen. Ich wandte den Kopf zum Ufer und das letzte woran ich mich erinnerte waren die dunklen Stiefel und zwei Hände die nach mir griffen - tätowierte Hände.


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„Du bist die Einzige, die mich versteht. Die Einzige, die mich glücklich macht. Die ich brauche. Mein Licht, mein Leben, mein ... Alles. Meine Muse, Königin, meine Seele!" Ich hörte seine Stimme matt in meinem Kopf. Ich war schon wieder im Wasser, doch dieses Mal war es wohlig warm. Wo war ich und... „Was ist das?“ hörte ich mich heiser fragen als er eine Flasche mit violetter Flüssigkeit in den Zuber kippte. Es roch süßlich und verwandt.


„Aber du siehst mich nicht. Deine Ignoranz macht mich krank. Dieses sture Abweisen. Du sprichst sogar von Hass. Das verletzt mich. Es zerstört mich.“ Ich fühlte mich zu schwach, um mich dagegen zu wehren als er mich nach einer Weile aus der Wanne hob. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr. „Ich kann nicht ohne dich leben. Glaube mir ich habe es versucht.“ Sein Monolog hielt an. Er sprach nicht mit mir, aber auch nicht mit sich selbst.


„Ich kann nicht aufhören, an dich zu denken. Oder damit dich zu beobachten. Ja, du hörst richtig, Maya. Ich beobachte dich wie du dieses verfickte Haus verlässt und dich außerhalb betrinkst.“ Fest rubbelte er meine Haut trocken. Das Handtuch war hart und die Fasern so fest, dass es sich wie Schleifpapier anfühlte. „Ich kann nicht aufhören, dich zu lieben. Doch jetzt… muss ich das auch gar nicht mehr. Das Schicksal meint es gut mit mir.“ Sein Lachen machten mir den Ernst der Lage bewusst. Ljubo. Von allen Menschen im Tal, findet ausgerechnet der Mann mich, dem ich vor Kurzem noch gedroht habe.


„Ich habe es dir das letzte Mal gesagt, du musst mir gehören. Und wenn es so weit ist, wirst du mir dafür danken. Du wirst mich lieben, Maya.“ Sein Atem flatterte an meinem nackten Hals als er sich über mich beugte. „Bald schon. Du wirst es bald verstehen. Und alles bereuen. Du wirst es akzeptieren und nach etwas mehr Zeit sogar genießen. Es wollen.“ Seine Hände an meinem Körper. „Was hast du mir gegeben?!“ Schatten flackerten vor meinem inneren Auge und ich verlor abermals gegen die Ohnmacht. „Bald schon, wirst du mir gehören.“ Hörte ich ihn noch flüstern.

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