Nova

Jolene hätte von sich aus nie einen Hund geholt. Sie war ein Lebemensch und zwischen Studium und etwaigen Feiern blieb keine Zeit für eine Verpflichtung. Doch dieser Labrador wuchs ihr sofort ans Herz. Nova tauften sie ihn. Es passte zu ihm, es passte zu Niran. Trotzdem hatte sie nicht damit gerechnet, dass ihr dieser Hund so schnell ans Herz wachsen würde. Der Abschied fiel ihr damals schwer.


Glänzendes schwarzes Fell und eine rosa Zunge, die gelegentlich seitlich aus dem Maul hang. Doch mittlerweile nicht mehr. Er war immer noch sehr freundlich und verspielt, aber auch gehorsam geworden und deutlich ruhiger. Er folgte ihr, als hätte er die letzten Jahre nichts anderes gemacht.

Jolene lebte schon lange in ihrer gemütlichen Wohnung am Melandru-Platz. Sie hatte nur ein Schlafzimmer, einen gemütlichen Wohnraum mit Küche und ein Bad. Gerade genug Platz für sie, ihre Pflanzen und nun auch für Nova. Zumindest für ein paar Tage. Hoffentlich. Der Labrador roch an einem der Gewächse und Jolene stellte alle Kakteen aus der Reichweite der Hundenase.

„Morgen gehen wir erstmal spazieren. Wir suchen dir eine Wiese im Tal, damit du auch ausreichend Auslauf hast, mein Freund.“ Sprach sie zu ihm, während sie eine Schale mit Wasser füllte. „.. und ich werde das beste Hundefutter der Stadt kaufen. Oder einfach ein.. Steak. Wie wäre es mit einem Steak für dich? Was sagst du?“ Es war ein seltsames Gefühl plötzlich wieder mit jemandem Zuhause reden zu können, aber Novas aufmerksame Hundeaugen gaben ihr ein gutes Gefühl, auch wenn er ihr nicht verbal antwortete.

Sie wusste, dass sie ihn nicht für immer behalten konnte. Sie wusste, dass er bald wieder zurück zu Niran gehen wird und sie merkte, dass ihr dies jetzt schon weh tat. „Gut. Ich mach dir einen Platz auf dem Boden fertig.“ Beschloss sie plötzlich mit deutlich kühlerer Stimme.

Die Nacht brach an und der Kaffee, den sie getrunken hatte, machte sich bemerkbar. Gedanken kreisten um damals und um heute. „Nova, komm her.“ Sie konnte es nicht zulassen, dass er auf dem Boden schlief. Es war grausam und unfair den Hund dafür zu bestrafen, was gewesen ist und wie sie sich fühlte. Er verdiente es, bequem und warm schlafen zu dürfen. „Leg dich hin, braver Hund.“ Sie legte sogar die Tagesdecke über seinen eingerollten Rücken. Eine grüne Tagesdecke mit Blumenmuster und einigen Quasten.


Eine Weile später schaltete sie das warme Nachtlicht am Tischchen ein. „Nein, alles gut. Schlaf.“ Sprach sie auf Nova ein, der sofort den Kopf hob. Später lehnte sie mit dem Rücken gegen ihre vielen Kissen, mit Nova an ihr rechtes Bein gekuschelt und las ein Buch. Es war eine juristische Abhandlung, nichts Spannendes, aber sie wollte sich für den Moment fühlen wie damals in der Studienzeit.

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