Tanzpartner

Breit gefächert legten sich seine Finger an die Mitte ihres Leibs. Er stand nah an ihrem Rücken und sie spürte seinen Atem im Nacken. Dieser flatterte aufgeregt und roch nach dem süßen Rum der Lunabar. So viele Nächte hatten sie bereits miteinander getanzt, sich gemeinsam der Musik hingegeben und nun fühlte es sich plötzlich anders an. Falsch. Es fühlte sich falsch an.


Ihr wadenhohes, blaues Kleid fächerte weit auf, als er sie hochhob und um die eigene Achse drehte. Sein Körper drückte energisch gegen ihren Rücken und der Griff seiner Hände war viel zu fest. Seit Tagen schon bestand er häufiger auf diese körpernahen Hebefiguren, strich mit seinen Fingern, auf frivole Art und Weise, über ihre Beine und Arme, ihren Körper und war regelrecht aufbrausend, wenn sie ihm einen Tanz verwehrte.


Gloria hatte bereits mehrfach mit ihm gesprochen, tadelte den jungen Kerl. Jolene duldete es zunächst, tat es ab mit der faden Entschuldigung, dass der Bursche deutlich jünger war und noch keine Kontrolle über seine Leidenschaft zur Musik besaß. Sie fand Ausreden für sein Verhalten.


„Es ist genug.“ Hörte heute sie die eigene Stimme und trat mitten im Tanz von ihm zurück. Das Lied spielte noch weiter. „Das funktioniert nicht mehr.“ lässt sie ihn wissen und will ihn gar auf der Tanzfläche stehen lassen. Sie rechnete nicht damit, dass der Kerl sie am Handgelenk packt und so reißt er Jolene auf ihren hohen Absätzen beinahe um. „EH!“ Glorias Stimme ist laut und deutlich und übertönt selbst die beschwingte Tanzmusik. „Raus hier! Lass dich die kommende Zeit nicht mehr hier blicken!“ schallt es von der Theke aus. Das Hausverbot erteilte die Barbesitzerin selten.


"Du bist verrückt, weißt du das?!" schrie er Jolene plötzlich an. "Wie kannst du dich nur mit diesem Kerl einlassen? Das hat keine Zukunft. Er ist langweilig, farblos! Was findest du nur an ihm?!" Sie seufzte und versuchte, ruhig zu bleiben. Sie kannte den jungen Mann schon lange, er war beinahe täglich in der Lunabar. "Es ist meine Entscheidung, mit wem ich zusammen bin. Du hast kein Recht, irgendetwas Schlechtes über ihn zu sagen. Du kennst ihn nicht einmal." Empört rief er: „Ich verstehe dich mehr als er es je tun wird! Du verschwendest deine Zeit mit diesem Spießer! Du könntest jemanden haben, der dich wirklich liebt. Leidenschaftlich!"

„Er ist der Richtige.“ Sie verstand die Aufregung nicht, riss nun aber ihre Hand aus seinen Fingern. „Es ist genug.“ Sie konnte nicht ahnen, dass sein Herz zerbrach. "Du bist blind. Das mit euch hat keine Zukunft. Du wirst dir selbst das Herz brechen, weil er sein farbloses Leben über deine Wünsche stellen wird." sagte er bitter.

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