Zwischen Tür und Angel

Durg und Lutz stritten manchmal miteinander. Unter Ettins war das üblich. Dann bekam Lutz Durgs Faust aufs linke Kinn und Durg Lutzs Keule aufs rechte Ohr und dann war die Streiterei auch schon wieder geklärt. Unter Ettins machte man keinen langen Zank.

Durg und Lutz lebten ansonsten ziemlich friedlich in ihrer Höhle auf dem Berg, zusammen mit Flauschi. Flauschi war ein Kaninchen und sehr flauschig. Flauschi hatte immer Recht und schlichtete regelmäßig Zankereien, wenn Durg und Lutz sich doch mal nicht einig wurden. Auf Flauschi war Verlass.

Flauschi hatte die besten Ideen.

Zum Beispiel hatte Flauschi, als sie zu dritt spazieren gewesen waren, Flauschi brav auf Durgs Schulter, an einer dieser lustigen Türen geschnuppert, die um die kühlere Jahreszeit immer wieder überall auftauchten.

Da hatte die Tür doch glatt geklappert!

Und da war Flauschi vor Schreck von Durgs Schulter gesprungen, und Durg hatte die klapprige Tür daraufhin natürlich ordentlich vermöbelt!

Und wie viel Spaß es gemacht hatte, alles was da an seltsamen Knochenzeugs herauskam, ebenfalls zu vermöbeln! So viel Spaß hatten sie beim Vermöbeln, dass Lutz und Durg sich einfach gegenseitig vermöbelten, als nichts mehr aus der offenen Türe kam.

Bis Lutz einen Zahn links verschluckte und rechts ausspuckte. Das reichte dann. Man musste das Möbeln ja moderat halten.

Die Tür war recht seltsam, aber Lutz und Durg hatten schon seltsameres gesehen. Vögel zum Beispiel.

Solange die Tür nur nebelte und nicht flog, war alles in Butter.

Zu diesem Schluss kamen die beiden Ettins, nachdem sie ein paar Stunden über die Tür gerätselt und Lutzs Zahn eingesammelt hatten.

Irgendwann müssten sie auch Flauschi wohl wieder einsammeln, aber eine Moaherde lenkte die beiden dann doch ordentlich ab.

Moas waren zwar Vögel, aber sie flogen nicht, und das machte sie ziemlich lecker.

Im Moas Fangen war Lutz ein Meister. Er verstand es, sich mit seiner Keule so zu platzieren, dass Durg die Vögel nur auf ihn zu scheuchen musste - und Zack! Schon gab es Matschemoa.

Die beiden hatten sich also zur Moajagd aufgestellt, als drei Moas, von Durg erschreckt, geradewegs in die Tür hineinrannten, die die Ettins bei ihrer Planung nun gar nicht beachtet hatten.

Und dann waren sie weg.

Lutz und Durg waren erstaunt über die Schlucketür.

So sehr, dass sie direkt Lutzs Zahn hinterherwarfen, der dann ebenfalls geschluckt war.

Lutzs Keule wurde geschluckt.

Ein Stein wurde geschluckt.

Ganz klar waren weitere Lebendversuche vonnöten, um das Schluckpotenzial der Tür zu eruieren, befand Durg, denn er war so etwas wie intelligent. Beziehungsweise wortwörtlich lautete der Befund: "Tür lustig. Durg mehr reintu!"

Lutz freute sich weniger, denn er wollte eigentlich seine Keule wieder haben, war aber zu groß, um ihr selbst nachzusteigen.

Die beiden beschlossen, ganz viel durch die Tür durchzujagen. Vielleicht würde die Tür irgendwann satt und spuckte Lutzs Keule wieder aus!

Und was hatten sie einen Spaß!

Die Tür schluckte Moas und Rehe, Schafe und sogar die Spinne, die beinahe Flauschi gefressen hätte!

Allesamt quieckten und quäkten die Dinger, und allesamt waren sie danach weg.

Sogar das hagere Menschlein, das sie durch Auflauern dazu gebracht hatten, durch die Tür zu stolpern, fluchte lautstark und war dann weg!

Das Menschlein musste der Schlucketür allerdings besonders geschmeckt haben, denn sobald der Saum seines grünen Mantels im bunten Nebel verschwunden war, knallte die Tür hinter ihm ins Schloss und spuckte gar nichts aus!

Sondern sie verschwand einfach.

Lutz nahm Durg den Verlust seiner Keule verdammt krumm. Aber zum Glück war Flauschi da, um zu schlichten.