In ewig' schönem Eis steht sie da. Ihr Leib und ihr Herz, aus reinem, klaren Weiß, hellem Blau und zarter Farblosigkeit gebaut. Sie ist wunderschön in ihrer kühlen Präsenz, auch wenn der Künstler ihr ein Lächeln auf die Lippen gezaubert hat.
Nackt reckt sie sich dem Himmel gen, streckt den Arm in still sehnender Manier in unbekanntes Nichts. Um sie herum ein wunderschöner Garten. Lebendig und doch schlafend, während der Winter ihren Körper streichelt und ihren Nacken küsst. Flocken tanzen neckisch über ihre kühle Haut und kitzeln ihre Sinne. Das Skulpturweib lächelt dem Horizont gen.
Doch der Winter geht und die ersten warmen Sonnenstrahlen erfassen die eisige Haut. Einsam steht sie da, während die freundliche Wärme nasse Tränen über die Wangen der Eisprinzessin rinnen lässt. Träne um Träne verliert sie sich selbst darin. Die Sonne lacht ihr offen ins Gesicht, während sich der eisige Körper krümmt und biegt, knirscht und bricht. Sie verliert sich selbst im Frühling und vermisst den Winter so sehr. Das Gras zu ihren Füßen mag vom kühlen Regen ihrer selbst zehren können. So manch einer mag einen letzten Blick in das nun erblühende Reich riskieren um den letzten Rest der eisigen Frau noch entdecken zu können.
Es ist Mittag, als sie stirbt und der letzte Tropfen im Erdreich versickert. Teil des Gartens, hoffend im Winter neuerlich entstehen zu dürfen.
~In Gedenken an Lilietta 'Lily' Blacke~
Das Gleichnis der Eisprinzessin (C.Sherbrook)
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Regenteufelchen -
13. August 2014 um 14:31 -
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