ungeschickte Briefe

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Ein Abend in Löwenstein im Sommer 1327 n. E.~



Warm tanzten die Sonnenstrahlen auf der nackten Haut der Arme, während der Schatten meines Leibes weit über den Tisch und das bisher leere Papier darauf reichte. Es war früher Abend, der Tag im Begriff hinter dem Horizont zu verschwinden und mit ihm ein Stückchen mehr meiner Hoffnung. Längst hatte das zarte, giftige Flüstern wieder meine Ohren erreicht und schlich um meinen Geist. Zu süß, zu sanft und lockend, als das ich mich dem hätte erwehren können. Ich war zu schwach...das war ich immer und die einzige Stärke die mich davor bewahrte war verschwunden. Ein tiefer Atemzug brannte in meiner Kehle und verschaffte sich mit einem Seufzen Raum, noch ehe meine Finger es endlich schafften die Stiftspitze zum Pergament zu führen.

"Wieviele Wochen ist es nun her das du gingst? Wieviele Tage folgten dem? Ich weiss es nicht mehr...ich habe aufgehört zu zählen, aber sie fühlen sich wie Jahre an. Jahre, die uns nie gemeinsam gewährt wurden. Während ich dir diese Zeilen schreibe geliebter Wolf, weint mein Herz. Es schreit nach dir, es verzehrt sich, es verendet mit jedem Tag den du fehlst. Sie sagen mir nicht wo du bist...Götter, wenn ich es wüsste- ich würde dir sofort folgen, doch sie schweigen. Was nur auf dieser Welt kann so wichtig sein, dass es zwischen uns Platz finden darf? Uns trennen? Damals dachte ich, ich könnte es verkraften...ich wäre stark genug auf dich zu warten, doch ich bin es nicht. Nicht ohne dich, wo du mich erst die Stärke lehrtest. Tränen brennen in meinen Augen und schnüren mir die Kehle zu. Ich will nicht Fallen...ich brauche Hilfe. Ich brauche dich. Mein Frieden schwindet und die Brandung vor dem Haus reisst jeden Schrei nach dir ungehört mit sich, wenn ich ihn in die Welt entlasse in der Hoffnung, du hörtest mich.


Soviele Tage, Nächte, Stunden stand ich nun draussen am Wasser und lauschte seiner Weise, während ich auf dich wartete. Hoffte. Flehte.Bat.
Doch vergebens meine Seele...nicht ein einziges mal hörtest du mich. Nicht im Worte, nicht einmal mehr im Geiste. Ist das die Gnade der Götter für die unter uns, die von Gift und Sünde zerfressen, keine Erlösung in der Liebe finden dürfen? Ist das die Gerechtigkeit die Kormir uns verspricht, nachdem die Herrin Lyssa uns gewährte die Wahrheit hinter der Maske zu erkennen, die wir so krampfhaft hielten? Das ist keine Gerechtigkeit mein Herz...keine Prüfung. Es ist sadistische, demütigende Qual der ich nicht standhalte. Ich will diesen Hass nicht spüren, diese Verachtung und doch- sie flüstern zu lockend und vertraut in meinem Geist als einstiger Begleiter, als das ich mich ihnen ohne deine Hilfe entziehen könnte.


Komm zurück...ich flehe dich an. Ich werde dir eine gute Frau sein...keine Träne sollst du sehen, die dein Geschenk entehren könnte. Kein Lachen deren Echtheit nur du wecken konntest, soll ungehört bleiben für dich. Nur bitte...ich flehe dich an- komm zurück zu mir. Ich kann nicht mehr."


ich sah die letzten Zeilen nicht einmal mehr. Hoffte nur das sie wenigstens im Ansatz leserlich waren und nicht von meinen Tränen weg geschwemmt wurden, die jäh aufs Blatt hinab tropften. Stumme Tränen waren es, hatte meine Stimme zu dieser Stunde doch keine Kraft mehr, um sich über das jämmerliche, leise Wimmern zu erheben. Und so sehr ich auch hoffte das diese Zeilen dich irgendwann erreichten, so sicher blieben sie auch ungelesen. Denn du warst weg...fern meines Einflusses. Fern der zahlreichen Augen und Ohren die ich nach dir sandte. Fern von meinem Herzen das mit der von dir geschenkten Treue und Loyalität, Stück für Stück zerbrach und erstickte. Ich kannte den Schmerz...er war mir nicht neu. Verlust, Trauer...wie vertraut waren sie meinem kümmerlichen Dasein und doch- ich wollte nicht trauern müssen. Nicht um das Versprechen das mich für so kurze Zeit erlöste. Nicht um dich.


Ich weiss nicht wie lange ich noch da saß um die Zeilen zu lesen. Wieder und wieder und wieder, ohne aufzuhören zu weinen. Ich weiss nicht wie lange es dauerte, bis ich selbst der Tränen müde wurde unter dem dumpfen Gefühl das folgte. Ich weiss nur, dass ich den Kampf gegen mich selbst und meine Abgründe langsam verlor.~