Leben und Sterben in Götterfels II

Kapitel 2: Ein tragisches Wiedersehen



Ich erreichte die Balthasarhochstraße heute schneller als sonst. Ich sah auch schon von der Ferne die hellen Lichter von diversen Polizeiwägen und einem Rettungswagen. Ich parkte meinen Wagen in der Nähe, stieg aus und schaute mir das Gebäude an. Es war eines dieser alten rustikalen Backsteinhäuser, die vor dem Krieg gebaut wurden sind. Es versprühten den Charme von alten Zeiten, als vieles noch mit schwerer Handarbeit fertiggestellt wurde, bevor diese ganzen neuen Asura-Technologien das alltägliche Leben veränderten und moderne Hochhäuser sich in das Stadtbild hineinfrassen...


Aber ich war nicht hier um Architekt oder eines dieser „Früher war alles besser“-Ewiggestrigen zu spielen, ich hatte Arbeit vor mir. So ging ich auf das Gebäude zu, wo sich eine Schar uniformierter Kollegen befanden. Einer kam auf mich zu, als er mich kommen sah.

"Sir, sie müssen bitteAbstand halten, es laufen gerade polizeiliche Ermittelungen", vor mir stand ein junger Kerl, schätzungsweise Mitte Zwanzig. Ich kannte

ihn nicht, er musste wohl frisch aus der Akademie sein. Ich zeigte ihm meine Marke, wo er darauf eine Entschuldigung hervor nuschelte.
Ich musste innerlich aufschmunzeln, ich fühlte mich kurzzeitig an meine eigene Zeit als junger Streifenpolizist versetzt. Ich fragte ihn nach Dronon, worauf er mich in das Gebäude hineinführte. Wir nahmen den Aufzug und stiegen im dritten Stockwerk aus. Ich wurde dann zu Wohnung Nr. 56 geführt, wo wir beide Abschied von uns nahmen.


Ich ging durch die Tür und sah mich um. Die Jungs waren bei ihrer Arbeit und ich versuchte sie dabei nicht zu stören. Die Wohnung machte einen treuen Eindruck. Extravagante Stühle und Tische. zwei große Ölgemälden, beide jeweils mit einer schönen, nackten Frau abgebildet, waren auf der rechten Wandseite
aufgestellt wurden. Zu meiner linken standen 3 Bücherregale, randvoll mit Büchern. Wer auch immer hier lebte war ein belesener, kunstliebende Person gewesen, die einiges an Geld besaß. Ich fragte einem aus der Spurensicherung, wo sich Dronon befand. Er deutete den Gang hinter sich und das ich die erste Tür rechts nehmen sollte. Ich tat wie geheißen und fand mich wohl in einem Arbeitszimmer. Der Raum war etwas kleiner als der erste gewesen, aber nicht weniger teuer von der Ausstattung. Vor mir stand die markante bullige Gestalt meines Partners und die einer kleinen Asura, die beide einen schwarzen Sack musterten. Hinter ihnen stand ein Arbeitstisch aus feinwertigem Holz, links standen wieder mehrere Bücherregale. Ich überflog kurz die Titel, waren meistens von philosophischer Natur, wie dem Sinn desLebens oder anderen Dingen. Im Raum lagen auch zahlreiche Blätter auf dem Boden, als hätte ein Sturm gewütet. Manche waren rot gefärbt, rot wie Blut.


Dronon war der erste, dermein Erscheinen bemerkte.

„Na endlich ! Dachte schon, du wärst eingeschlafen, Junge ! „ , er winkte mich heran und ich ging auf die beiden zu. Ich beugte mich etwas runter und schüttelte
der Asura die Hand. Gerichtsmedizinerin Jayyna arbeitete schon auch eine gefühlte Ewigkeit bei der Polizei. Fast so lang wie Dronon, nur Chief Neriik war vermutlich länger im Dienst als die beiden.


„Was haben wir diesmal ?“,fragte ich die beiden, dabei den Sack anfixierend.

„Nen verdammtes Gemetzel.“, brummte Dronon als Antwort, zeigte auf den Raum, beugte

sich dann runter und öffnete den Sack soweit, dass ich das Gesicht des Opfers sehen konnte.


Mich traf der Schlag.


Ich sah in das bleiche,leblose Gesicht von Craig Rovere. Wie konnte das sein ? Ich hatte ihn seit dem Krieg nicht mehr gesehen und jetzt lag er in einem Leichensack vor mir ?! Das konnte nicht sein...


Den beiden fiel natürlich mein schlagartige Veränderung auf. Dronon war mal wieder der, der die Initiative ergriff:

„Was ist los, Raz ? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen ?“ ich versuchte mich zusammenzu reißen, versuchte mich auf das wesentliche zu konzentrieren. Die Arbeit ging vor, durfte mich nicht von Emotionen leiten lassen.
„Er...war ein alter Freund von mir. Sein Name ist Craig Rovere. Wir haben im Krieg damals gemeinsam gekämpft.“ , meine Stimme klang aufeinmal trocken, ausgelaugt. Dronon starrte mich eine Weile an, ich konnte nicht erkennen was in seinem Blick lag, dann nickte er auch schon mir zu, so als würde er verstehen, wie es mir ging. „Nun gut. Der Name des Opfers ist wie gesagt, Craig Rovere. Alter: 34, Beruf: Autor. Herr Rovere wurde vor ungefähr 2 Stunden tot in seinem Arbeitszimmer von seiner Lebensgefährtin gefunden. Tatwaffe scheint ein scharfes Objekt zu sein, vermutlich ein Messer oder ähnliches.“ , ich hörte Dronons Worten nur halbherzig zu, während ich weiter Craigs Gesicht anstarrte, versuchte das Chaos an Gefühlen zu ordnen.


„Auf Herr Rovere wurde insgesamt fünfzehn mal von hinten eingestochen wurden. Er hatte keine Chance sich zu wehren. Wer auch immer es war, er oder sie hatte ein ziemliches Haßgefühl gegen Herr Rovere. Man hat ihm nichtmal Zeit gegeben sein Brot zu essen.“, das war nun Jayyna, die meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte, die mit ihrer kühlen, nüchternen Art die Todesursache erklärte. Bei der Erwähnung von Brot, deutete die Asura mit seinem Kopfnicken auf den Schreibtisch, wo eine Scheibe Brot lag, die zum Teil angebissen wurden.


„Gut...und wer ist diese Lebensgefährtin und wo ist ihr momentaner Aufenthaltsort ?“, fragte ich, ich war wieder gefasst und dankbarerweiße verschloß Dronon den Sack wieder zu. Dronon griff in seinen Mantel und förderte einen Notizblock hervor, den er aufklappte und hinein schaute. "Das wäre eine gewisse

Miss Haswar Fahlenas.“, laß er vor, klappte den Block wieder zu und steckte ihn ein. „Sie wird gerade unten im Rettungswagen betreut.“ , fügte er hinzu. „Hatte nen Nervenzusammenbruch, kurz nachdem wir hier waren.“ „Ist sie ansprechbereit ? Vielleicht hat sie etwas gesehen, was uns auf den Mörder führen
könnte.“ Dronon nickte und erhob sich wieder. „Ich denke schon. Es war eh mein nächster Schritt gewesen.“ „Gut, dann lass uns keine Zeit verlieren.“, Dronon schaute mich mit leicht erhobenen Augenbrauen an, sagte aber nichts dazu.


„Nun, dann wünsche ich den Herrn Detectives noch viel Erfolg und einen guten Abend.“,Jayyna nahm ihre kleine Tasche an sich, wo sich wohl ihr ganzes Arbeitsgerät befand, nickt mir und Dronon höflich zu, dann machte sie sich auf den Weg. Auch ich verlor keine Zeit und setzte mich in Bewegung und ließ den Tatort hinter mir, Dronon dabei dicht hinter meinen Fersen.


Dieser ganze Fall, bevor er überhaupt richtig angefangen hatte, hatte jetzt schon eine brisante Note gewonnen. Ich hatte nie gewünscht einen alten Kameraden so wiederzusehen, aber das Leben konnte manchmal ein mieser Bastard sein...

„Es gibt keine größere Einsamkeit als die eines Samurai, außer vielleicht die eines Tigers im Dschungel.“

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