Im Folgenden werden die Stunden nach dem verheerenden Angriff der Mordrem auf das Lager der Stadthaftigkeit am 38. Tag des Zephyrs im Jahr 1328 N.E. beschrieben. Diese Ereignisse sind Teil der persönlichen Geschichten und Legende zahlreicher tapferer Männer und Frauen, die im Kampf gegen den Alt-Drachen Mordremoth ihr Leben riskiert und zum Teil verloren haben. In Gedenken dieser tapferen Seelen, halten wir die Geschichten ihrer Heldentaten fest, auf das sie niemals vergessen sein mögen:
Schwarzer Rauch steigt in der schmalen Schlucht auf und hüllt das Lager der Standhaftigkeit in einen dunklen Nebel. Aus diesem erklingen laute Schreie, schmerzerfülltes Aufstöhnen, das Japsen der letzten Atemzüge und die bellenden Befehle der Kommandeure. "Grimmflamm! Beweg deinen pelzigen Arsch zum Tor! Brannok! Wenn nur einer dieser Pflanzenkadaver einen Schritt in mein Lager macht, schieß ihn ein großes Loch in die Fresse! Und kann jemand diese Idioten wegräumen? Die liegen im Weg!", brüllt der recht junge Kriegsmeister Chrom Belmont mit cholerischem Ton in Richtung der Wachsamenrecken. In der rechten Hand hat er die schwere Kriegsaxt vom Fabrikat der Wachsamen gezogen und schleudert diese in der Luft herum, als wäre sie ein Dirigentenstab. Die helle Haut hat sie rötlich gefärbt und Schweiß rollt über die Schläfen des Mannes, welcher mitten auf dem Platz des zerstörten Tores steht, umringt von Leichen, Verwundeten und den quälenden Schreien der Dahinsiechenden. Die meisten sind Seraphen, aber auch ein paar Söldner und fremde Truppen sind darunter. Ebenso liegen überall verstreut die Kadaver und Innereien der Mordrem auf dem sandigen Boden, welche diesen in ein gelbliches Grün färben.
Die beiden Charr welche der Kriegsmeister gerade mit vollem Elan angebrüllt hat scheinen unterschiedlich zu reagieren. "Geht klar Chef!", meint der leicht gerüsteter Charr mit zerfledderten Lederhut, der schießwütig das lange Gewehr in seinen Klauen hält und sofort in Richtung der Mauerüberreste eilt um sich neben der zertrümmerten Paktkanone aufzustellen. Mit im Gepäck hat er eine riesig wirkende Kanone auf dem Rücken, eine Charrzoka auf der in krytanischer Schrift das Wort "Betzy" eingraviert wurde. An seinem Zielort angekommen zieht der dunkle Charr einen Zigarillo aus seiner Vorratstasche. Erst einmal schön eine quarzen, man will den Krieg schließlich genießen.
Die in schweres Metall komprimierte Charr scheint weniger sichtbaren Elan zu verspüren. Timea Grimmflamm gibt nur ein Schnaufen von sich und marschiert gemächlich zum Tor und starrt in die Ferne des Tals, welches noch immer brennt und die Mordrem auf Abstand hält. Sie sammelt Speichel und rotzt auf den Boden, bevor sie die Klauen am eisernen Mauerbollwerk wetzt: "Wenn ich diesen Dreck zwischen die Klauen kriege, mach ich Dünger aus ihnen!", knurrt si angesäuert. "Hey Mietze! Wetten, ich erlege mehr als du?", spottet Brannok von seiner erhobenen Position aus. Timea hebt beiden Brauen und sieht durch die schmalen Schlitze ihres mit Hörnern versehenen Helms: "Wetten, ihr seid vor Sonnenaufgang tot ... WENN IHR MICH NOCH EINMAL MITZE NENNT!", keift sie wutentbrannt in Richtung des Katers und zieht dabei die Streitaxt aus ihrem Waffengürtel um diese drohend in Brannoks Richtung zu heben, der nur lächelnd weiter raucht. "Halltet die Schnauzen! Sonst stopf ich sie mit Steinen!", brüllt ihnen Chrom entgegen, der sich mit zwei weiteren schwer gerüsteten Recken ans Tor gesellt.
"Adjutantin Maryah Lyran meldet sich zum Dienst!", salutiert eine athletische junge Seraphin mit langem rotem Haar vor ihrem Befehlshaber. Der Langbogen ist um ihren Rücken geschnallt, der Helm verloren gegangen und die Rüstung sowie das Gesicht mit Ruß, Sand und dem Blut von Kameraden und Mordrem verschmiert. Offensichtlich geht es ihr gut und die Augen funkeln treu ihrem Unteroffizier an, auch wenn die Finger der zum Salut erhobenen Hand leicht zittern. Vectus Hardrick schaut sie überrascht an. Mit ihrem Erscheinen hatte er nicht mehr gerechnet. Er hat sie für tot oder verletzt geglaubt, so wie viele seiner Kameraden, die hinter ihm im Lazarett von einem zynischen und äußerst schlecht gelaunten Priester der Dwayna und einer überforderten Ärztin zusammen geflickt werden. Für einen Moment kommt Freude in seinem Herzen auf, doch er zeigt es nicht, sattdessen bellt er sie an: "Dann rauf mit euch an die Mauer! Das hier ist eien Schande für die Krone!" Vectus lässt den Blick über die zahlreichen gefallenen Kameraden gleiten und schnauft verbittert aus. Dann richtet er die rechte Faust in die Höhe: „Männer, es ist noch nicht vorbei! Balthasar will eure Ärsche noch nicht sehen! Und die Mordrem haben noch nicht genug von uns! Machen wir die Königin stolz! Macht euch stolz, und bei Balthasars Feuer, wehe ihr geht drauf, dann bring ich euch um!" brüllt er etwa einem Duzend Seraphen zu, welche vollkommen unverletzt scheinen. Mit den letzten Worten sieht er Maryah in die Augen und nickt ihr zu, welche sich sogleich abwendet und ihren Kameraden entgegen ruft: "Ihr habt es gehört, an die Mauer!" Damit setzen sie und ihre Kameraden sich in Bewegung um den Wachsamen am Tor Gesellschaft zu leisten. Vectus folgt ihnen und positioniert sich neben Kriegsmeister Belmont um über das langsam erlöschende Feuermeer zu blicken. Auf der anderen Seite haben sich bereits zahllose Kreaturen gesammelt, die nur darauf warten, dass der Weg frei wird.
Plötzlich ruckelt jemand an ihre Schulter. Müde schlägt Jillni die Augen auf und sieht nach oben. Ihre Mundwinkel heben sich zu einem Lächeln an, als sie Nhyrra, eine kleine braune Asura mit zwei lustigen Zöpfen, über sich erblickt. Doch diese scheint besorgt zu wirken. Offensichtlich ist etwas vorgefallen. Heftig rüttelt sie an Jillnis Schulter. Der trübe Blick verhindert für einige Sekunden ein Lesen der Lippen. Der Schlaf wird mit beiden Händen aus den Augen gerieben, dann kann sie die Worte verstehen, die ihr die Asura in aller Aufregung und zittrigen Fingern in Gebärdensprache entgegen bringt. Ein Angriff hat stattgefunden und sie soll sich so schnell wie möglich in Richtung des Lazaretts aufmachen. Als Jillni die Lage realisiert steht sie auf und beginnt ihre Sachen zusammen zu suchen. Nhyrra und Nullaye, ebenfalls wie sie eine Asura, sind bereits vollständig ausgerüstet und verlassen fluchtartig das Zelt. Mit im Gepäck jeweils eine schwere Werkezugkiste.
"Nun bewegt euch ...", meint Nullaye, als sie bemerkt das Nhyrra zurück fällt: "Ja ... ich kann nicht so schnell." Das zersplitterte Knie aus vergangenen Zeiten beginnt in der Eile zu schmerzen. Nur der Prothesenstütze ist es zu verdanken, dass Nhyrra überhaupt laufen kann, dass sie nun rennt ist fast schon ein Wunder. Dennoch versucht sie mit der viel sportlicheren Asura vor ihr mitzuhalten. Mit den Werkzeugkästen bewaffnet erreichen sie das Südtor, dass im Gegensatz zum Norden nur leichte Schäden davon getragen hat. Eine große rothaarige Frau steht wartend mit vor der Brust verschränkten Armen vor dem Tor. "Los macht die Kanone wieder bereit. Die hat ganz schön was abbekommen.", befiehlt die Frau und deutet in Richtung des Pakgeschützes, das mit grünem Schleim überzogen ziemlich lädiert aussieht. "Ja ... ist gut Arkanistin!", meint Nhyrra etwas eingeschüchtert zur Frau die in einer mit Leder und Metall verstärkten Robe vor ihr Befehle erteilt. Nullaye schüttelt nur den Kopf und eilt zur Kanone hinauf. Auf einmal stößt sie mit dem rechten Fuß an etwas an. "Huch!", ruft sie aus und sieht hinab. Offensichtlich hat sie gerade eine Person die auf den Boden sitzt angerempelt. Es ist eine Norn, die im Schneidersitz auf dem Boden hockt, die Augen geschlossen, die Hände auf den Knien abgelegt und das Haupt in einer tiefen Kapuze gehüllt. "Hey! setz dich woanders hin!", mault Nullaye aufgebracht. Nhyrra stößt dazu und deutet mit der linken Hand in Richtung des Geschützes. Die Norn scheint unbeeindruckt zu sein, sie wirkt fast so, als hätte sie von dem Rempler nichts bemerkt. "Ohje ... was ist denn damit passiert?", fragt Nhyrra entsetzt als sie den desolaten Zustand der Paktkanone mit ihren blauen Augen mustert. "So ein dicker Mordrem hatte Hunger.", meint ein Mensch der bisher unbemerkt geblieben war. Er trägt eine große Narbe am rechten Auge und sieht in die Ebene vor sich, wo zahlreiche Gedärme, Leichen und Körperteile von zahllosen Mordrem in Einschusskratern verstreut liegen. In der linken Hand hält er einen weißen Raben, den er mit dem echten Zeigefinger behutsam streichelt. "Wehe du frisst was von dem Zeug, Munin.", ermahnt er seinen tierischen Gefährten. Vor dem marodierten Geschütz erhebt sich eine weitere Stimme: "Ich glaube nicht das er das wird, Ryan!". Quell dieser Frauenstimme ist junge Person mit langen roten Haaren. Ihr Gesicht ist mit einer ledernen Maske verdeckt und der Körper in einen weiten ledernen Mantel gehüllt. Sie lässt die Beine von der Mauer herunter baumeln und hat den Bogen auf ihren Schoßgebettet, während sie über die linke Schulter in Ryans Richtung blickt. "Helena, schau lieber nach vorn. Nicht das eines dieser Viecher aus dem Nichts auftaucht." Es raschelt metallen, als die beiden Asura die Deckelklappe des Geschützes abmontieren und kopfüber ins Innenleben krabbeln.
Mit breitem Grinsen beobachtet ein junger, recht kleiner Mann die beiden Asura-Damen bei der Arbeit. "Die sehen aus wie Maulwürfe.", meint er und lächelt breit. "Lasst sie das nicht hören.", ermahnt ihn die Arkanistin: "Sie mögen es gar nicht mit Schauflern verglichen zu werden." Dabei heben sich Sarahs beide Brauen leicht an. Bruin hebt beschwichtigend die Hände und lächelt: "Es war ja nicht böse gemeint." Rauch wird dem kleinen Mann ohne Schuhe gegen den Hinterkopf geblasen. Der Urheber ist ein Sylvari der nun in Richtung der anderen blickt. Zwischen seinen Lippen presst er eine Zigarette, aus Blattwerk gefertigt. Die dunkle Gestalt, bewaffnet mit Axt und Schwertern, gehüllt in dunkler Lederklut fragt nur irritiert: "Was?"
Schnellen Schrittes spurtet die kleine Asura in Richtung des Nordtors. Ihre langen Haare hat sie notdürftig zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. In ihrer Eile hat sie einen Tunnelblick angenommen und bemerkt beinahe nichts was um sie herum passiert. So zischt sie ohne es zu bemerken an drei Wachsame vorbei, die vor einem Mega-Lasergeschütz Posten bezogen haben. Zwei Norn und eine Asura sehen ihr nach. Letztere sieht der davon flitzenden langhaarigen Person recht ähnlich. "Mhm ... die sieht euch ziemlich ähnlich, Boss." Die Krigsmeisterin Biisi wendet ihren Blick nicht von dem jungen Ding ab, welches in Richtung des Lazarettes eilt. Die Blicke wirken besorgt, doch sie bleibt an Ort und Stelle stehen und lässt die Aussage einer ihrer Recken unkommentiert. Doch viel Zeit zum nachdenken gibt es nicht, denn da hallt der krächzende Gesang eines Asura vom Geschütz: "Blutig fetzend fliegen die Gedärme, Tralalalala lala la la!" Der Asura in lederner Wachsamenuniform gerüstet hat es sich auf dem Sitz des Mega-Lasergeschützes bequem gemacht und trällert grässlich entstellte Wintertagslieder. Damit platzt der Geduldsfaden der Kriegsmeisterin und sie dreht sich um: "Haltet die Klappe Zwakk!"
Schließlich erreich Jillni das Lazarett. Mit weit geöffneten Augen blickt sie über das Grauen was sich ihr zeigt. Duzende Seraphen liegen in den Betten, einige bereits mit Bandagen versorgt, andere haben ihre Hände noch auf die offenen Wunden gelegt. Es stinkt nach Eiter, metallischem Eisen und Schweiß. Ein widerlicher Mief der als Dunst über dem Lazarett schweb. Viele der Serpahen haben Schwellungen an den Augen oder am Hals. Es sind gewaltige Mückenstiche. Manch einer bekommt kaum noch Luft. Im Gedränge wird die kleine Asura fast zertreten, bis ein fester Griff sie am linken Oberarm packt und mit sich zieht. Der Griff gehört einer starken Hand, eines rotbärtigen Mannes in dunkelblauer Robe. Dieser beginnt sogleich zu gebärden, ihr Anweisungen zu geben, sie solle Wasser und Wundverbände holen und die Verletzten versorgen. Die Asura nickt und der rotbärtige Mann verlässt eiligen Schritte das Lazarett. Auf dem Weg zu den Zelten öffnet er die Robe und wirft sie sogleich in das Innere seines Zeltes. Der Priesterstecken wird gegen einen Streitkolben ausgetauscht.
Vor dem Zelt schnellt ein anderer Kleriker vorbei. Auf flinken Fuß eilt er in Richtung des Lazaretts. Der einäugige Mann zwängt sich zwischen den Personen hindurch. Seine rote Rüstung nimmt dabei kaum eine andere Farbe an, auch wenn sie bereits jetzt mit Blut verschmiert ist. Er sucht jemanden bestimmtes. Und schließlich erblickt er ihn, seinen Mentor. Vor dem großen Muskelberg des Balthasarpriesters beginnt eine Ärztin damit die große Wunde zu vernähen. Er scheint bewusstlos zu sein, vielleicht ist er sogar tot. Conaill tritt näher, als wolle er es nicht glauben. Der Mann der noch gerade von Balthasars Mut gepredigt hatte, scheint vom Gott des Krieges im Stich gelassen worden zu sein. Was wird nun geschehen, fragt sich der Novize. Dann eine Regung, ein Zucken seitens des todgeglaubten Priesters. Das linke Augenlied hebt sich an und ein starret mit finsteren Blick Conaill direkt an. Auch wenn es nur eine Sekunde ist, in welcher der Priester den Novizen vielleicht nicht einmal bewusst anblickt, so legen sich viele Schalter in Conaills Geist um. Nun war es an ihn, die Aufgabe seines Mentors zu übernehmen. Er presst die Lippen fest zusammen und verengt die Augenbrauen. Mit einem leichten Nicken nimmt er die stille Prüfung an und wendet sich ab. Als er den Auflauf im Lazarett verlässt, scheint er nicht mehr derselbe zu sein. Die rechte Hand greift nach dem Schwert und zieht es aus der Scheide. Das Ziel seiner schweren Schritte ist das Nordtor. Auf seinem Weg dorthin bleibt er vor einem jungen Mann in schwarzweißer Lederrüstung gehüllt stehen. Dieser hat sich lässig an eine Zeltstange gelehnt und sieht zum Balthasarnovizen hinüber. An seinem Waffengurt befinden sich zwei lange Schwerter, welche er als Bewaffnung mit sich trägt. "Was habt ihr vor Novize Flanagan?" Der Novize sieht den Mann mit eisernen Blick seines verbliebenen Auges an: "Mordrem töten." Der Mann mit dem schwarzen Haar schmunzelt: "Darf man sich anschließen?" Als der Novize nickt, Jeremy Wolsey folgt in den bevorstehenden Kampf.
Die Flammen welche die Agenten des Ordens der Gerüchte in der Schlucht entfacht haben sind fast erloschen. Nur noch der dunkle Rauch steigt in der kalten Wüstenluft auf und verhindert eine klare Sicht. Es ist dunkel geworden und obwohl die Sterne und der Mond hell hinab leuchten, können gerade einmal die Fackeln und Laternen etwas Licht spenden. Nach 50 Metern vor der Mauer beginnt die Finsternis und aus dieser dringt finsteres knurren, Gebell und ächzendes Knarren. Plötzlich ist ein lautes Gebrüll zu hören. Es ist kraftvoll und schrill. Und mit ihm stimmen zahlreiche Kreaturen verborgen in der Finsternis mit ein. "Wann wird es beginnen?", fragt Vectus den Kriegsmeister an seiner rechten Seite. Der Mensch dreht sich nach links und zieht mit der linken Hand die zweite Axt aus dem Gurt. Mit einem breiten Schmunzeln erwidert Chrom die Frage: "Es hat längst angefangen!"
Vectus wirbelt herum und greift mit der linken Hand den riesigen Langbogen. Die rechte Hand greift nach einem der Explosionspfeile in seinem Köcher. Als er über die linke Schulter sieht, bemerkt er dass seine Schützen es ihm gleich getan haben. Sie eilen an seine Seite und bilden ohne Kommando eine Linie. Direkt an seiner Rechten hat sich Maryah positioniert. Sie lächelt nicht, aber ihre Augen funkeln. Und mit fester Stimme gibt sie zu erkennen: "Wir sind bereit." Vectus nickt ihr zu und sieht wieder nach vorn. "Schützen, Nokt ein!" Damit beginnen das Duzend Seraphen welches sich in eine Linie aufgestellt hat, ihre Bögen mit Sprengpfeilen zu versehen. "Spannen!", erklingt es und die Schützen spannen die Sehnen ihrer Bögen. "Feuer!" Eine unheilige Stille herrscht als der Befehl erklingt. Keiner der Anwesenden scheint in diesem Moment atmen zu wollen, keiner einen Gedanken im Sinn zu haben. Mit surrendem Zischen werden die Pfeile beschleunigt und fliegen in einer ballistischen Kurve direkt in die Dunkelheit.
Doch kaum sind die Geschosse im schwarzen Nebel des Rauches und der Nacht eingetaucht, sind helle Lichter zu sehen. Es sind die Explosionen der Pfeilköpfe, die auf Ziele eingeschlagen sind. Der Feind ist näher gewesen als man es erwartet hatte. Denn nun wird das Dunkel durch Feuer und Licht erhellt und man erkennt Heerscharen an Drachendienern. Aus den schwarzen Rußwolken sprinten duzende schlanke Wofsgestalten, mit grotesker Fratze und weit aufgerissenen Mäulern. "Macht sie fertig!", brüllt Chrom seinen Recken entgegen. Ein lauter Schuss erklingt und einer der heranstürmenden Wölfe verliert in einer platzenden Explosion seinen Kopf und geht zu Boden: "Einen habe ich!", brüllt der Charr mit dem Lederhut, der damit begonnen hat zu schießen. Auch zwei Seraphen haben diese Position gewählt und lassen einfache Pfeile auf die heranstürmende Meute an Pflanzenwölfen los.
Timea schnauft nur und hebt ihren Schild an. Zwei weitere Recken flankieren sie. Es sind ein Norn und ein Sylvari. Das Trio aus Schilden scheint das einzige Hindernis zu sein, dass dem Ansturm der Wölfe durch das Tor entgegen steht. Doch es wird kein Leichtes sein. Geduckt hinter ihrer Abwehr krachen die Schädel der Wölfe gegen die Schilde. Die Charr reißt ihre Verteidigung in die Höhe und die Axt in der rechten Pfoten schnellt nach unten. Ein Gegner erschlagen. Der zweite Wolf springt sie an, und Timea senkt den Schild, der den Angreifer unter seiner Wucht zu Boden drückt und zerquetscht. Dann knallt abermals etwas gegen den Schild. Eine weitere fiese Kreatur wagt es der Charr entgegen zu treten. Gut, denkt sich die Kriegsbestie: "Spüre mein Knie, Hackfresse!"
Das Trio aus Wachsamen, welches die vorstürmenden Mordremwölfe in Schach hält wird an den Seiten von wagemutigen Berserkern flankiert. Allen voran, ihr Kriegsmeister Chrom Belmont. Die ersten beiden Wölfe schlägt er mit jeweils zielgerichteten Hieben seiner Äxte die Schädel ein. Der dritte geht unter einem lauten Donnern zu Boden, worauf der Ausruf: "Zwei!" vom Charr auf der Brüstung erfolgt. Auch Jeremy und Conaill haben das Schlachtgetümmel erreicht und flankieren die Wachsamen auf der linken Seite. Drei der wilden Bestien die das Schildtrio umgangen haben stürmen sie direkt an. Conaill hebt den Schild an und sucht hinter diesem Deckung, während Jeremy die Griffe seiner Klingen packt und diese zu ziehen beginnt. Just im Augenblick des Ansprungs, kracht der erste Wolf gegen eine violette Kuppel, welche den Mesmer für eine Sekunde umgibt. Sie zersplittert und stößt den Angreifer davon. Der zweite Wolf wird im Streich der gezogenen Klingen von seinem Haupt befreit. Der Novize des Balthasar lässt den Angreifer hingegen gegen seinen Schild laufen. Er springt dem Feind sogar entgegen, damit dessen Schädel unter der Wucht des Angriffs auf dem metallischen Schild zerspringt. Die benommene Kreatur taumelt zurück, der mit einem Schlag des Schwertes das Leben genommen wird.
"Hört ihr das?", meint Helena und richtet sich schlagartig auf. Ihr Blick geht in Richtung des Nordtors. "Sie werden angegriffen!", meint sie und greift sogleich einen Pfeil aus dem Köcher. Der Kampfeslärm des im Norden stattfindenden Geplänkels dröhnt bis zum Südtor. Ryan schreckt auf und lässt seinen weißen Raben fliegen, der sogleich ins Lagerinnere entflieht: "Nein! Wir werden angegriffen! Achtung!" Mit einem Satz springt er Helena an und reißt sie von den Füßen. Mit ihr stürzen beide die Wehrbarrikade hinab und laden vor dem Tor. Der Akt geschah gerade noch rechtzeitig, denn ein Felsbrocken knallt mit hoher Geschwindigkeit auf die Position auf der Helena gerade noch saß. Der Treffer lässt das Geschütze wackeln und schleudert die beiden Asurafrauen aus dem Inneren: "Huch!" kommt es von Nhyrra die auf ihrem Hosenboden gelandet ist und verdattert drein Blickt. Nullaye murmelt nur: "Spring endlich an du blödes Teil!"
"Es geht los! Vor das Tor!", brüllt Sarah mi lauter Stimme und emporgerecktem Stab. Dann setzt sie sich in Bewegung und durchquert das Tor, welches die Energieranken zurückzieht, damit es passiert werden kann. An ihrer Seite folgt der schwarze Sylvari der seine Zigarette auf den Boden spuckt. "Rauchen ist nicht gesund.", meint Bruin mit einem grinsen und folgt der Abtei-Arkanistin um sich neben ihr vor dem Tor aufzustellen. Auch ein fetter Norn in schwerer Abteirüstung und einem Hammer bewaffnet, sowie einer in weiten Roben des Ordens gehüllte Sylvari gesellen sich dazu. Letztere stützt sich auf ihren Stab. "Magistra, es geht los!", ruft sie zur Norn, welche noch immer unbekümmert im Schneidersitz dahockt.
Dann tauchen sie aus der schwarzen Finsternis der Nacht auf. Sechs große Mordremhüllen die in einer Linie auf die Wehranlage des Lagers zu stampfen. Sie werden von zahlreichen Pflanzenwölfen flankiert. Man kann sie nicht zählen, es sind zu viele. Und während die Meute im Ansturm auf sie zuhält, fallen die ersten Schüsse. Laut knallt es in die Nachtluft und rauch zieht auf, als einer der Köter förmlich explodiert. "Ha! Das hat WUMMS gemacht!", freut sich eine Charr die mit zahnigem Grinsen den ersten Angreifer niedergestreckt hat. Die linke Klaue greift in den Rucksack und zieht einen metallischen Rundling heraus. Der Verschlussdraht wird mit den Zähnen gezogen und ausgespuckt. Dann setzt die Charr zu einem Sprung von der Wehrmauer an und wuchtet den Metallrundling in Richtung der Angreifer. Nur wenige Sekunden später landet sie auf ihren Hinterbeinen direkt vor den beiden Mitgliedern des Averette-Clans. Dann knallt es laut und die Handgranate sprengt sich in die Luft. Das Bein einer Hülle wird dabei zur Seite gerissen und diese fällt auf den Rücken um, wobei sie gleich einen Blütenwölf zerquetscht. "Pff ... Angeberin!", meint Ryan der sich aufgerappelt hat und mit dem Bogen einen Pfeil sausen lässt, der sogleich den nächsten Wolf in das Jenseits befördert.
Während die Meute auf die Verteidiger zustürmt, beginnt Sarah damit mit ihren Fingern Zeichen in die Luft zu mahlen. Das was sei zeichnet wird in rötlichen Linien nachgeführt. Sie benötigt ihre Zeit um die Kanalisierung des Zaubers durchzuführen. Bruin hingegen ballt die Fäuste und verengt die Augenbrauen. Nur noch ein paar Meter dann würden die Angreifer zum Ansprung ansetzen. Doch soweit will er es nicht kommen lassen. Mit lautem Gebrüll setzt er zum Sprung an und schlägt beinahe wie ein Gorilla mit beiden Fäusten auf den Boden. Was recht albern aussieht entpuppt sich als gewaltiger Kraftakt. Denn der Hieb setzt eine kegelförmige Erschütterung frei, welche in einer Stoßwelle auf die Angreifer zurast. Bereits die ersten sprintenden Mordremwölfe stürzen, einer bricht sich beim Überschlagen sogar das Genick. Zumindest klingt es danach. Die großen Hüllen scheinen jedoch zu schwer zu sein um sich wirklich von dieser Erschütterung beeinflussen lassen.
Die Sylvari tut es ihrem Geomantenkollegen gleich. Der Stab schnellt zu Boden und eine weitere Druckwelle schnellt auf die Angreifer zu, sodass diese unter der Erschütterung erneut zu Fall gebracht werden, just in dem Augenblick als sie sich aufgerappelt haben. Dann bricht aus der Dunkelheit eine neue Kreatur hervor. Ein bulliger Teragreif hat zum Ansturm angesetzt und fegt durch seine Reihen. Die Klauen sind zu Rammdornen ausgefahren und in seinem Ansturm nimmt er den einen oder anderen gestürzten Mordremwolf aufs Korn, der zur Seite gestoßen wird. Ziel seines Ansturms ist die Arkanistin die noch immer fleißig ihre Glyphe zeichnet. Ungehindert scheint das Untier seinen Weg auf die Magierin fortsetzen zu können, bis ein riesiger Felsbrocken auf seinen Schädel einschlägt und diesen unter sich zertrümmert. Die Kreatur kommt abrupt zum stehen. Mit irritierten Blicken sieht Helena die von ihrer Position die Szenerie gut beobachten konnte in die Reihen der Streiter. Doch die meisten scheinen genauso überrascht, wenn sie das Ereignis überhaupt bemerkt haben. Er als Helena auf die Wehrmauer sieht, erkennt sie die kleine Asura mit den lustigen Zöpfen die grimmig auf die Mordrem blickt und ihre kleine rechte Hand in Richtung des Teragreifen ausgetreckt hat.
Schließlich hat sie es beendet, die Glyphe ist komplett. Das Zeichen leuchtet feuerrot auf und mit beiden Händen ergreift die Frau das Symbol und wirft es in den Nachthimmel. Der Feuerball explodiert in einem großen Feuerwerk am Himmel und duzende feurige Kugeln stürzen hinab auf die Hüllen und Wölfe die noch immer im Anmarsch sind. In einem Flammenmeer gehen die meisten dieser Kreaturen in den Tod. Doch ein Feuerteufel, ein ziemlich großer Mordremwolf sprintet heraus. Wie in einem Tanz dreht sich der dunkle Sylvari ein und trennt dem brennenden Untier die Pfoten vom Leib, sodass er bewegungsunfähig auf dem Boden liegen bleibt. Xulven schüttelt den Kopf und fixiert das Flammenmeer, hinter dem die Schatten zahlreicher neuer Gegner auftauchen.
-Fortsetzung folgt-
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