Suche (oder auch Glyzavos Weg, mit Bildern)

"Wenn du in den Hain zurück kehrst, wird sich für dich alles ändern."
Noch immer hallen Mutters Worte in meinen Ohren und das Ehrgefühl schwillt in meiner Brust. Lange hatte ich auf diesen Tag gewartet. Mit ihr sprechen zu dürfen. Bewacht unter den Augen der Hainhüter lag ihr Lächeln warm auf meiner Haut. Sie wusste genau das ich nicht eins ihrer redseeligsten Kinder war und doch war ihre Liebe für mich genauso ergiebig. Niemals würde sie an mir zweifeln und niemals würde ich ihr einen Grund geben sich über mich zu beklagen, traurig über meine Handlungen zu sein. In diesem Moment, als ihre gütigen Augen auf mir lagen wusste ich das es keinen Grund gibt neidisch zu sein. Neidisch auf die Erstgeborenen, die schon viel länger unter der Güte unserer Mutter weilen dürfen, neidisch auf die Hainhüter die in ihrer Kammer ein und aus gehen.. es spielte keine Rolle mehr, denn Mutter teilt ihre Liebe nicht ein, sie schenkt sie uns bedingungslos.


Und doch...
grinse ich schief bei der Erinnerung an jenen Tag. An dem ich mich selbst belog, weil Mutter mir die Wahrheit sagte. Ich dachte nichts würde sich je so sehr ändern, das ich den Hain niemals mehr mehr betreten will. Aber seitdem mich meine Füße vor Monaten zurück in den Hain trugen änderte sich jeden Tag etwas. Etwas das mich immer weiter weg treibt. Und zur Zeit fühle ich nur das große Bedauern über meine Rückkehr in die schützenden Wurzeln des Hains. Als ich fort war, lag das Vermissen in meinem Gliedern und ich musste die ersten Tage schwer kämpfen um nicht sogleich zurück zu rennen, mich auf das Moos zu werfen und einfach für immer im Hain zu bleiben. Erethyen war da ganz anders. Auch wenn wir Zwillinge waren, lag unsere Verbindung nur zum Teil in unserem Wesen. Doch jetzt.. ist genau er es den ich suche. Ist es nicht bedauerlich, dass gerade mein Zwilling, der Höfling, die einzige Konstante in meinem Leben ist? Ist es nicht bedauerlich, dass ich fliehe weil ich nicht ertragen kann was ich fühle?
Meine Füße versinken im gelockerten Boden des Moors und der Matsch erzeugt bei jedem Schritt ein schmatzendes Geräusch. Und wieder denke ich an dich. An dein Schmatzen beim ersten Genuß einer Zackenfrucht. Deine glänzenden Augen mit denen du mich ansahst, als hätte ich dir gerade den Mutterbaum selbst zum Verzehr hinab gereicht. Zur Freude über diese Erinnerung mischt sich das Dunkle. Das Dunkle was in mir keimt, seitdem ein Teil in mir verloren ging. Ich weiß genau, dass ich Ere sofort gefolgt wäre - hätte ich damals nicht noch meinen Mentor gehabt. Der Wahnsinn schwabbte mit jeder Empfindung meines Zwillings auf mich über und am liebsten hätte ich mich eigenhändig zerissen. Doch nichts! Nichts von all dem was ich mir damals für mein Ende wünschte wurde wahr! Doch solche Wünsche hinterlassen Spuren. "Du musst es sammeln und verstauen Zavo. Leg es auf den Grund deines Seins und lasse es nicht hervor. Wenn es jemals jemand andres fühlt und der bei dir bleibt, weißt du das man dich liebt", sprach mein Mentor und in seinen blauen Augen lag soviel Güte, wie einst im Blick der Mutter. Ich dachte niemals das dies geht, einfach weil ich die Empfindung selbst kaum ertragen kann. Meine Schritte matschen weiter durch das Moor, während ich meinen Gedanken nachhänge und es nicht verhindern kann, das sie immer wieder bei dir landen. Deine Schritte würden dich über den matschigen Boden tragen, federleicht. Wie ein Funkler selbst würdest du über das Wasser hüpfen und dich noch kaputt lachen, dass mein Blattkleid über und über mit Spritzern ist, die du beim Herumrennen erzeugt hast. Es kümmert dich nicht. Es scherrt dich kein bisschen welche Gefahren hier lauern, solang wir zusammen sind. Du weißt das ich dich schützen werde, mit meinem Leben. Wenn es sein muss.Und da fällt der Gedanke wie ein Wassertropfen zu Boden. Wir sind es nicht. Nicht mehr. Du gehst deine Wege. Es wurde dir so gesagt und doch wünschte ich seit dem Tag das es anders kommt. Das einfach mehr Zeit ist dir.. dir.. ja was eigentlich? Dir was beizubringen? Könnte ich dir was beibringen, was kein Anderer dir zeigen kann? Ich bin lange nicht so gescheit wie die hübsche Abteilerin und auch kein großer Redner wie so manches Laubblatt in der Sternenlaube. Wieder grinse ich und merke wie das Dunkle wächst -


denn ich öffne das Kästchen und lasse hervor was so gut versteckt. Was ich bewahrt habe. Das Moor ruft und ich folge. Lasse hinter mir den Hain, dich und alles was mich einst hielt.


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