Suche 2 (Glyzavo)

So oft war ich diesen Weg schon gegangen.
So oft, dass ich mit geschlossenen Augen wusste über welchen Stock ich den Fuß drüber hinweg heben muss und wann ich mich zu ducken habe um den Ast nicht mitten ins Gesicht zu bekommen. Ich liebe den Caledon-Wald. Er ist mein zweites zuhause. Er ist der Ort andem alles irgendwie seinen Platz findet. Nicht so wie der Hain. Im Hain musst du genauso sein wie die Hüter dich haben möchten. Wenn du auch nur einen Funken dageben bist werden sie dich genau beobachten. Wenn du auch nur einen Funken zu weit in eine andere Richtung denkst werden sie dich jagen. Und wenn du zwei Funken zu weit denkst - jagdt man dich aus dem Hain. Man ist eine Gefahr für Schösslinge, für junge Sylvari und soll sie nicht mit zu vielen fremden Gedanken "verderben".
Pah! Idioten!
Kopfschüttelnd geh ich meinen Weg weiter und frage mich selbst warum ich jetzt genau daran denken muss. "Manchmal muss man seine Gedanken für sich behalten Zavo, damit man andere damit nicht belastet oder ihnen gar schadet", sprach mein Mentor einst und auf meine Gegenfrage woher ich den wisse, wann Gedanken falsch und richtig sind - bekam ich ein Lächeln. Und das wars.Ein Lächeln ist also die Antwort auf falsche oder richtige Gedanken? Pah! Idioten! Sie geben einem einfach keine Antworten auf Fragen die ihnen unangenehm sind. Vom kleinsten Grashalm bis zum höchsten Berg: Gehet, wohin das Leben geht. lautet eine der Lehren die die Neugierigen von uns als Ansporn nehmen soweit zu laufen wie es nur geht. Wege sind weit! Wie soll man bitte so weit laufen, man will ja alles sehen und reist darum nicht durch Portale und sich dabei nicht vom Hain entfernen? Wer kann das überhaupt bezahlen als Schössling? Noch nie einen Kupfer in der Hand gehabt und dann Portalgebühren bezahlen? Pah! Idioten! Sag ich doch. Halsabschneider! Und dann war man ein paar Jahre weg vom Hain, versucht mit der großen Sehnsucht in sich umzugehen, dem Verlangen zu wiederstehen sofort wieder heim zu gehen und befolgt nach eigenen Maßstäben die Lehren indem man ja geht und was passiert!? Man darf sich anhören das man anders ist, komisch, irgendwie kühler. Warum teilt man plötzlich nicht mehr die Fröhlichkeit die man in sich trug als man den Hain verließ? Weil sie nicht mehr da ist! Bei Mutterbaums Wurzeln kann man den so verblendet sein?! Wie soll man fröhlich sein wenn um einen herum Freunde sterben, man selbst an den Blättern gezogen wird und alle ein anfassen wollen, weil man ja so ein hübscher Sylvari ist!!! Was soll das? Ich setz mich auch nicht hin und fange an die Haare eines Charrs zu zählen, nur weil er eben Haare hat und ich nicht. Idioten...


Und da ist es wieder, dieses Gefühl in mir was anfängt einen Platz einzunehmen. Dieses Gefühl was mir Kraft gibt und mir eine gewisse Klarheit in meinen Gedanken schenkt. Irgendwas ist da in mir und ich weiß das es nur einen gibt mit dem ich darüber sprechen kann. In Cathal angekommen mustern mich die Hainhüter erneut, als sei ich bereits mit einem Fuß im Höflingslager, nur weil ich von innen heraus nicht vor Freude platze. "Idioten", murmel ich und gehe weiter, mir erstmal einen Schlafplatz suchen. Von bekannten Gesichtern werde ich freundlich begrüßt und das Misstrauen der Hüter legt sich wieder. Vielleicht halten sie mich für einen Sylvari der auf dem Weg ist ein Lautloser zu werden? Vielleicht aber auch nicht, jedenfalls schürren ihre Blicke in meinem Rücken nur das Gefühl der Abneigung gegen sie. Ich starre sie auch nicht an. Welches Recht haben sie über uns zu "wachen"? Weil der Mutterbaum es ihnen auftrug? Ich würde gerne mal wissen was genau der Avatar des Blassen Baumes zu ihnen sagte. In Gedanken sehe ich das liebliche Gesicht des Avatars vor mir. Ihren Sanftmut, das zarte Lächeln, die Güte die von ihr strahlt, als sei sie der Quell des Friedens. Und da ist es wieder, das Licht das alles andere in mir zu vertreiben scheint. Etwas unbeschreibliches drängt das Dunkle zurück, etwas für das es keine Worte gibt. Etwas das sich warm anfühlt...


Zurück im Lager liege ich auf dem Besucherpilz und fühle mich hier nun auch als Fremder. Deine Worte sind daran Schuld. Wir trafen uns heute das erste Mal und doch scheinst du mehr Wahrheit in dir zu tragen, trotz deiner zierlichen Gestalt, als man im ganzen Hain finden kann. Es ist merkwürdig wie deine wirre Sprechweise doch genau das ausdrückt was ich selbst schon lange glaubte.
Immer wieder hallen deine Worte in meinen Ohren nach. "Woher will man wissen wann etwas falsch oder richtig ist?" "Indem man den Worten seiner Geschwister lauscht, die Worte hinterfragt und schaut wo die Wahrheit für einen selber liegen mag, ja? Viele Geschwister prädigen wie wir uns zu entscheiden haben, aber hinterfragt man sie können sie oft nicht antworten." Oh wie recht du damit hast! Wenn man zu hinterfragen beginnt ist man gleich mit den falschen Gedanken verdorben. Warum schickt und der Blasse Baum hinaus in die Welt, wenn wir dann nicht selbst entscheiden dürfen was richtig oder falsch ist? Doch.. dieses Mal sind diese Gedanken zweitranig.. eher frag ich mich - wer bist du?

Kommentare 1

  • Schön geschrieben und Zavos Gedanken sind nicht nur interessant sondern auch nachvollziehbar