Nächtliches Intermezzo (Khea Asiim)

Ein Stöhnen wich über die Lippen der Söldnerin, als sie die Schulterblätter fester gegen den hölzernen Grund drängte. Schmerzlich süß verzog sich dabei das dunkle, kaffeehäutige Antlitz. Die Brauen verdichteten sich, während die eigenen Pfoten hastig, verschwitzt tiefer huschten. Sie wollte ihn aufhalten. Bei den Göttern, das konnte unmöglich gerade passieren!!
Seine Augen waren dunkel und tiefschwarz wie die Nacht. So tief und von einem mörderischen Licht beseelt, dass es der Frau eiskalt den Rücken hinab lief. Khea erbebte erneut, drehte sich windend auf den Rücken, als hoffte sie so seinem Einfluss zu entgehen. Dass er ihr nicht folgen würde. Doch dieses Raubtier, war unersättlich. Wie ein dunkler Schatten war er zu ihr gekommen des Nächtens. Hatte sich heran geschlichen. Lautlos und tödlich. Khea hatte gar keine Chance. Der Maskenträger, der seine Maske niemals ablegte, hatte einen Plan und dieser umfasste in perfider Manier Kheas Körper. Vielleicht sogar ihre Seele, ihre Leben. Ihr Herz!
„Nein!“ Sie schrie bitter auf, spürte die wachsende Panik in der Stimme. Ihre eigenen Pfoten packten fester zu, wollten ihn zu fassen bekommen, ehe es zu spät war! Kuppen glitten über weiches, dunkles Braun. Versanken darin. Zerrten daran. Schmerzhaft drangen die Hände gegen seine Haut und entlockten dem Raubtier nun ebenso einen ersten, klagenden Laut. Ja, gut so! Es sollte wehtun. Er hatte es verdient. „Ich... ah.... hab's im guten versucht...“, keuchte die Blonde wirr, während Wange und Haupt über den hölzernen Grund des Baumhauses schabten.
Hier in der Dunkelheit, der Wildnis, würde niemand ihre Schreie hören, ihr Stöhnen und Klagen. Dies ward ihr klar. Umso dringlicher war die Tatsache, dass SIE nun handeln musste. Sie durfte auf keinen Fall aufgeben. Egal wie unschuldig und verlangend sein Blick war. Ganz gleich wie geschickt er sich vorgewagt hatte, so dass sie ihn zunächst nicht einmal bemerkt hatte. Nicht gewusst hatte, was er mit ihr im Schilde führte. Nun war es genug!
Ein weiteres Schnaufen unterbrach die finstere, animalische Nacht. Um sie herum dominierten die Geräusche der Natur. Windböen, welche die Äste des kahlen Baum erzittern ließen. Das Plätschern eines fernen Baches. Tiere, in naher und weiter Umgebung und ihr hungriges Schaben, Rascheln und Wehklagen.
Und dann er. Knurrend, wütend. Oh ja, er war wütend. Sie spürte es an seinem Zittern und wie das braune Vlies sich unter ihren Kuppen sträubte. Er biss zu und Khea bog unter einem weiteren Ächzen den Kopf zurück. „Nicht...“ Bei allen Sechsen! Womit hatte sie das verdient? Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie spürte wie seine Zähne sich tief in ihren Oberschenkel gruben. Der süße Schmerz weckte jedoch den Kämpfergeist der Löwin. Nein, sie ergab sich hier nicht dem Verlangen dieses Raubtieres! Nein, die würde kämpfen!
Und so bäumte sich die Frau unter einem kriegerischen Schrei auf, die Hand schloss sich in einem marternden Schraubstock um ihn und versuchte das maskengesichtige, kleine Raubtier von ihrem Schenkel weg zu zerren. Der Übeltäter, im übrigen ein Marder der bösartigsten Sorte, heulte brummend auf und biss nochmals in ihr Fleisch, wetzte die kleinen Klauen an ihr und ersuchte tiefer in das knappe Hosenbein ihrer Breeches zu kraxelnd. Ihre Finger drückten fester gegen den Pelz. Zerrten weiter an ihm. Und er verbiss sich tiefer. Jämmerlich war nun schon sein Fauchen und Zetern. Kheas Flüche wurden derber. Ihr Zugriff radikaler. „Du lässt mir keine WAHL!“
Seit fast zwei Stunden ging das schon so, dass sie diesen aussichtslosen Kampf mit diesem störrischen, zudringlichen Tier, ausfocht.
Lange war nicht klar, dass es wohl nicht gereichte das Biest einfach nur aus ihrer Hose zu zerren und in das nächste Gebüsch zu schmettern. Der kleine Geselle kam immer und immer wieder! Womit hatte sie das verdient? Schlimm genug dass sie ihr Heim über Nacht verloren hatte und nun hier in der feuchten Kälte schlafen musste. Nun wurde sie von dem kleinen Allesfresser auch noch so quasi sexuell belästigt! „Das mit uns kann nichts werden!“, stieß sie schaudernd aus und die Hand tastete dabei blind über den Grund der Baumhaushütte. Ihre Kuppen berührten das untere Heft ihres Dolches. Schweiß perlte über die dunkle Stirn. Da entglitt er ihren Griff und schob sich rabiat erneut unter den Stoff der Hose, kroch ihr weiter das Hosenbein hinauf. Oh, bei Balthasars flammenden Hoden! „SCHLUSS JETZT!“ Endlich erwischte sie die ersehnte Waffe, richtete sich auf und mit einem gezielten Schlag des Heftes, trümmerte sie auf die Beule in ihrem Schritt ein, bis das lebende, männliche Subjekt darunter endlich erschlaffte. Sogleich sank die Elonablütige ebenfalls wieder auf den Rücken. Schweratmig. Der Blick gen klaren Himmelszelt gerichtet, fasste die eigene Hand nun unter den Hosenbund und zerrte das besiegte Objekt ihres Unmuts hervor. Sie starrte ihn an. Klein, flauschig und gänzlich in ihrer Hand erschlafft. „Du hast es nicht anders gewollt, mein Kleiner... tut mir leid...“ Und dann schleuderte sie den Marder von sich. Weit weg, ehe es irgendwo in einem Gebüsch raschelte, in welchem er wohl unsanft gelandet war. Ihr selbst schien dies in diesem Moment vollkommen gleich.
Ihre Augen legten sich auf die nackten, bloßen Sterne. Ruhten darauf. Tasteten darüber. Weißer Nebel löste sich von ihren Lippen und verlor sich in der eiskalten Nachtluft. Stille umfing sie nun. Doch an Schlaf war nun nicht mehr zu denken. Alles tat ihr weh. „So'n scheiß...“, bellte die Söldnerin unter Wutgezeter Mütterchen Nacht gen. Ermattet kauerte sie sich in jenem Baumhaus zu einem Knoten Fleisch zusammen und versuchte gegen das klamme Beben anzukommen. „Das glaubt mir niemand...“

"Wer die Klinge beim Griff ins Dunkel nicht erwartet, den schneidet sie umso tiefer!"


"If you think that this has a happy ending, you haven't been paying attention"

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