Von Reichtum

Ein entspanntes Seufzen hallte durch den spartanisch anmutenden fensterlosen Raum, der nur von einer kleinen Fensterlaterne erhellt wurde.
Langsam und genüsslich glitten zarte Fingerspitzen unter sorgfältig manikürten Fingernägeln über den dezent gerillten Rand der Goldmünze, ehe sie sie anstubsten, damit sie mit leisem Klimpern zurück zu ihren Brüdern und Schwestern in die Truhe fallen konnte.
Ein leises Rascheln folgte, als sie die Knöchel zwischen den Röcken auf dem Boden rearrangierte. Entspannt lehnte sie mit dem rechten Arm auf dem Rand der Truhe, und griff mit der linken nach dem Weinglas nahebei um es an die Lippen zu führen und mit Hilfe eines leichten Anneigens einen Schluck Wein über ihre Unterlippe perlen zu lassen.
Kaum das Weinglas wieder abgestellt, glitten ihre Finger klimpernd durch das Meer an Goldmünzen, wobei sie die Augen schloss und konzentriert auf das Geräusch lauschte.
"Irgendwann habe ich einen Tresor, groß wie ein Haus. Dann gehe ich jeden Abend in meinen Münzen schwimmen, statt spazieren zu gehen."
"Du solltest dich lieber auf das hier und jetzt konzentrieren. Bist du sicher, dass du alles unter Kontrolle hast?"

Sie schnaubte, schob eine Münze klackernd über einige andere. "Sicher. Das ist nichts weiter als eine vorübergehende Störung. Ein Staubkorn auf dem Silbertablett. Ein Krümel auf dem Schachbrett. So gut wie beseitigt."
"Das hat das Mädchen dessen Finger, Haare und Augen in diesen Strauß verarbeitet wurden sicher auch gedacht."
"Ich bin nicht einfach irgendein Mädchen."
Auf die scharfe Antwort hin spürte sie einen Hauch auf ihrer Schulter, ehe ein liebkosender Kuss sich besänftigend auf ihre Haut legte.
"Natürlich nicht. Aber du darfst dich auch nicht überschätzen."
"Ich weiß was ich tue."
Lange Stille folgte, nur unterbrochen vom Klimpern der Münzen in relativ regelmäßigen Abständen.
"Bist du sicher?"
Zärtlich legten sich im Halbdunkel Finger an ihre Schultern, und statt einer Antwort folgte ein Seufzen. Statt des Weinglases, hob sie nun die Laterne an und öffnete die kleine Seitentüre, um die Kerze auszublasen, gerade in dem Moment in dem zärtliche Lippen ihren Hals trafen und Dunkelheit sie liebkosend umfing.