Diffuses Licht, generiert von wenigen durch das Geröll hereinbrechende, warme Lichtstrahlen flutete im geisterhaften Tonus die mit Stalagmiten gespickte Tropfsteinhöhle. Erhitzer Atem provozierte kleine, graue Rauchwölkchen, welche in überlebenswichtiger Regelmäßigkeit aus Mund und Nase quollen. Kälte dominierte diesen kargen, tristen Ort tief im Berg. Ein verwesender Leichengestank schwängerte die Luft und stellte die Resistenz jedes Magens auf eine harte Zerreißprobe. Erschallten zuvor noch Stimmen diverser Tonlagen im angeregten Gespräch, so herrschte indessen eine geisterhafte Stille, abgesehen von den latenten, penetranten und an den Nervensträngen sengenden Tropfgeräuschen. Hier und dort schnitt ein knurrendes, sowie schrilles Gekreische durch das schwarze Maul dieser Finsternis und echote widerhallend, so wie erzitternd durch die gesamte Höhle.
Von einer marternden Odyssee überschattet, erreichte Jayden erst vor wenigen Tagen, das fremde Götterfels. Eine panische Flucht fundierte die waghalsige Entscheidung des Exoten, das heimische Gefilde für die Ewigkeit aufzugeben und sein Glück auf unbekanntem Terrain zu suchen. Gejagt wie ein wildes, tollwütiges Tier, ausgestoßen und den heimeligen Händen entrissen. Auch wenn der von Zorn vergiftete Verstand es ihm verbot jenen Ort, zwischen rotem Sand, Dürre und einer nie untergehenden Sonne weiterhin als Heimat anzusehen, so sehnte sich sein verwirrtes Herz in eine Zeit zurück die wissentlich verloren war, unwiderruflich. Der Nekromant geriet in einen zerstörerischen Strudel, wurde zum Spielball der Elemente und vermochte es nicht, das kleine, hölzerne Schiff über Wasser zu halten, mit welchem er seinen Seelenfrieden über die See des Lebens schipperte.
Ausläufer der Wellen spülten ihn an die dicken, weißen Mauern dieser Stadt. In saftiges Grün, turmhohen aus Stein geschlagenen Bauten und ein Flair das bunt wie das schillernde Kleid eines Regenbogens aufwartete. Nichts desto trotz empfing man den Elonier mit nüchterne Freundlichkeit. Jayden kreidete es dem Zufall an, entschied jedoch, die gebotene Gelegenheit am Schopfe zu packen. Jener Entschluss hatte den Nekromanten letzten Endes in diese karge Höhle geführt, an die Seite eines schlagkräftigen Söldnertrupps, formiert aus ihm unbekannten Individuen. Man begegnet dem Exot mit einem gesunden Maß an Freundlichkeit, heuchelte nicht und ungemein wichtiger, niemand trachtete danach seinen finsteren Stolz zu untergraben. Damit nicht genug suchte Jayden eine erfreuliche, wenngleich unerwartete Anomalie heim. Sein stummer Schrei fand Gehör und wurde darüber hinaus elektrisierend erwidert. Kein Dialog den man mit Worten austrug. Sein arkanes Netz geriet durch lange Spinnenbeine in Schwingungen, die an jener dunklen Seide empor krochen und ihn aus giftigen, mehräugigen Toxiden anstierten.
Ein schriller, nervenzerfetzender Schrei riss den Nekromanten aus seiner bitteren Apathie. Wuchtige Flügelschläge füllten die Höhle erzitternd und der majestätische Schimmer der spärlichen Lichtstrahlen, meißelte eine überragende Silhouette aus der Dunkelheit. Gleichermaßen fasziniert, wie gebannt, erstarrte Jayden vollends, gefangen in dieser bizarren Dämonenhaften Erscheinung. Vertrödelte Sekunden, die ihn noch schmerzhaft zeichnend einholen sollten. Jenes engelhafte Ungetüm entpuppte sich nur allzu rasch als stinkender, geifernder, zähnefletschender Fleischreißer, welcher im regungslosen Nekromanten die leichteste Beute ausmachte und zum tödlichen Sinkflug ansetzte. Lediglich dem beherzten Eingreifen eines gerüsteten Mitstreiters war es zu verdanken, dass der überdimensionale Raubvogel die Flugrichtung geringfügig veränderte und die scharfkantigen Greifkrallen, im nachfolgenden heftigen Aufprall, den Schädel des Nekromanten nicht vollkommen von seinem Rumpf abtrennten.
Schmatzend trieb das Untier die messerscharfen Nägel in das bronzefarbene Fleisch Jaydens. Ein stechender, pulsierender Schmerz malträtierte die Synapsen des Exoten und zündete ein gleißendes Feuer in seinem gesamten Leib. Der metallische Geschmack von Blut legte sich beißend auf die Zunge und der Schwarzhaarige wäre unter der geballten Wucht beinahe gestürzt. Doch Grenth hatte seine Seele verschont, mehr noch ihn regelrecht verstoßen und angeherrscht, das es für Jayden noch keinen Platz gäbe in der gnädigen Unendlichkeit seines Schleiers. Wut und Scham brannte auf den erhitzten Wangen des Dunkelhäutigen. Dem Affekt war es geschuldet, dass der Magier seinen mit Runen gespickten Eschestab erhob, jenen wie eine todbringende Sense schwang und den Linken der scharfkantigen, verzierten Flügel schmatzend in die Seite des Fleischreißer versenkte. Es lauerte zu viel Schönheit in den abstrakten Farben dieses Lebens. Selbst wenn diese nur einen flüchtigen Lidschlag überdauerte, so geboten es dem Nekromanten jene Wunder, sie restlos auszukosten, solange es ihm nur irgendwie möglich war.
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