Aufgrund Gewaltinhalt im Spoiler
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In den Rissen des Gesteins waren keine klaren
Muster zu erkennen, keine Botschaft die sie formen hätten können ihr
mitzuteilen, ihr Hoffnung oder Trost zu spenden. Die Überreste einer einstigen
Hauptstadt auf deren Ruinen die Zitadelle errichtet worden war. Wie viele wohl
an exakt dieser Stelle ihr Leben ließen? Wie viele von ihnen schuldig und
unschuldig gewesen waren? Und ob sie nun ebenfalls an genau dieser Stelle ihr
Ende finden würde? Das Mädchen wusste es nicht genau, aber sie würde es bald
erfahren. Ein leises Nachlüftchen
umspielte die nackte von Krallen und Pfoten freigelegte Haut und die Fesseln
rieben an ihren Gelenken während sie an ihnen zerrte.
Ein Grollen und Fauchen war aus dem Hintergrund zu hören und dann eine dunkle
Stimme die nichts von einem beruhigenden Bass hatte sondern viel mehr mit jeder
einzelnen Silbe in ihren Ohren schmerzte. „Wie fühlt sich das an, Menschlein?“
ertönte es und sie starrte weiter auf die Ritzen und Bruchstellen des Gesteins.
„Jetzt hör mir mal gut zu“ kam die Stimme näher bis sie heißen Atem in ihrem
Nacken und an ihrem Hals spüren konnte, ein ekliger Geruch von halb verdautem
Fisch entsprang der Kehle und drang zwischen schiefen aber scharfen Lefzen
hervor ihre Nase zu erreichen und sie konnte spüren wie die Übelkeit in ihr
aufstieg. „Ich will dass du das genauso genießt wie ich.“ Sprach er weiter und
sie konnte kalte Metallspitzen ihren Rücken entlanggleiten spüren. „Wir werden
viel Spaß mit einander haben. Aber erst…tobt euch ein bisschen an ihr aus“
meinte er mit einem bitterbösen Lachen. Schritte die auf sie zukamen und Sie hörte Metall über den
Boden schleifen. „Aber lasst noch genug übrig. Das wird ein langer
unterhaltsamer Abend.“ Ermahnte er.
Stille, ein paar Sekunden lang war es totenstill. Sie schloss einen Moment die
Lider. Dann ein dumpfer Schmerz an der Seite und ein schmerzvolles Stöhnen aus
ihrer Kehle während die Iriden sich erschrocken wieder auf den Stein richteten.
Ein leises erreichte ihre Ohren und mit dem Krachen auch die Erkenntnis dass
gerade irgendetwas zerbrochen war, wahrscheinlich ein Knochen. „Aaah“ wieder
ein Schlag und sie schnappte nach Luft während sich ihr Körper aufbäumte soweit
das in den Fesseln möglich war, an denen sie nun fest zurrte. Aber vergebend.
Knacken, Stöhnen, Ächzen. Wie oft das Ganze passierte nahm sie schon nicht mehr
war bis irgendwann wieder Stille einkehrte. Hört es auf? Fragt sie sich. „Nein
Menschlein, wir sind noch lange nicht fertig mit dir.“ Kam es wieder grollend
aus dem Hintergrund. „Ich möchte dass du
ab jetzt zählst, sofern du denn zählen kannst. Ich will sichergehen dass du
auch alles mitbekommst“ Ein Lachen dass sie bis ins Mark erschütterte noch mehr
als der Schmerz der sich von allen Quellen ausbreitete und sich wie eine zweite
Haut um die schlang. „Also? Dann wollen
wir mal“ Wieder ein paar Momente der Stille und Ellinor versuchte sich auszumalen
was nun kommen würde. Irgendwo in der
Ferne, unendlich weit weg so kam es ihr vor, konnte man Insekten Schwirren
hören. Weit weg von allen die sie hören könnten wusste sie dass es kein
Entrinnen gab, keine Gnade die ihr zuteil werden würde.
Neben dem Zirpen der Grillen durchschnitt ein Zischen
die Stille und dann spürte sie ein entsetzliches Brennen auf der Haut als das
Leder auftraf. Sie schwieg, biss die
Zähne auf einander und versuchte Flach zu atmen, gegen das Brennen zu
atmen. „Du sollst zählen, hast du nicht
gehört?!“ brüllte die tiefe Stimme des Untiers. „Dann eben von vorn, ich habe
Zeit“ sagte er weiter und an leisem
Klirren erkannte sie das Schulterzucken mit dem er seine Gleichgültigkeit nur
unterstrich. Wieder ein Zischen und erneut entflammte die Haut. „Eins“ brachte
sie mit zittriger Stimme hervor. „Wie war das?“ fragt er und ein weiterer Hieb „Eins!“
sagte sie nun klar und deutlich. „Na geht doch…braves Mädchen, ich dachte schon
du hättest deine Zunge verschluckt“ Im Hintergrund hörte sie amüsiertes Glucksen
und Keckern und sie starrte nur umso genauer auf die Muster im Stein sie sich
einzuprägen einzuschneiden wie die Peitschenhiebe. „Zwei….Drei…“ ihr traten die
Tränen in die Augen vor Schmerz und Hass, vor absoluter Hilflosigkeit die sie
in die Verzweiflung trieb. „Vier…Fünf“ Was bringt einem Tapferkeit wenn es das ist,
was man dafür bekommt?
„39…40…“ Wieder Stille, der nur von ihrem eigenen Herzschlag und ihrer raschen
Atmung durchbrochen wurde. Sie spürte wie es nass und warm den Rücken abwärts
floss und in diesem Moment der Ruhe driftete sie weg.
Erneuter Schmerz, diesmal an ihrer Wange, riss sie zurück aus der zähen Schwärze.
Sie blickte nun direkt in die Fratze dieses Untiers welches ihr keine Ruhe
lassen wollte, dessen Gesicht sie niemals vergessen würde sofern sie das hier
überlebte. Jeder einzelne Knochen tat weh, jeder einzelne Millimeter ihrer Haut
fühlte sich aufgerissen und unerträglich schmerzhaft an. Nur ganz zart strichen
die Krallen über ihre Wange und hatten dabei etwas ekelhaft Zärtliches. Die
Berührung ging weiter abwärts ihren Hals entlang über ihr Schlüsselbein und
zwischen ihren Brüsten hindurch zu ihrem Bauch und weiter abwärts.
Zurren an den Fesseln, Klirren von Metall an dem die Fesseln hängen und sie nicht freigeben.
Sie drehte den Kopf zur Seite und kniff die Augen zu.
Ein Zittern geht durch ihren Körper. Die Berührung wird
unterbrochen und setzt dann an der Innenseite ihres Schenkels wieder an
streicht langsam aufwärts und brummend kann man ihm anhören wie er ihre
Abneigung und Angst genießt. „Na gefällt dir das, Menschlein?“ meint er
bittersüß während er weiter mit seinen Krallen auf ihre Körpermitte, ihr
entblößtes Heiligstes zusteuert und sie heftig beginnt zu zappeln, versucht
sich mit aller Kraft los zu reißen. Doch es bringt nicht das Geringste.
„Hach…das würde dir gefallen was? Du kleines Miststück“ Er lacht und sie sieht dabei in die braunen
Augen, die im Fackellicht giftig gelb erscheinen. Ein außergewöhnlich hässliches
Vieh welches ihr da entgegen blickte. Zahlreiche Narben zierten das Gesicht des
Charr und die Zähne standen schief aber bedrohlich scharf aus dem Maul hervor.
Angst spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder und sie war überwältigt von so dem
Gefühl der Übelkeit, welches sie überkam und sie so taub machte wie der Schmerz
wenn das blutende offene Fleisch des Rückens gegen den Fels hinter ihr
stieß. Er ließ von ihr ab. Vorerst. „Du willst unbedingt lernen? Dazu gehörn? Du
willst das hier?“ Damit streckte er einen Arm nach hinten aus wo zwei weitere
Charr postiert waren. Beine wirken bullig und sahen ihr mit nicht minder
zerfetzten Gesichtern entgegen wie ihr Anführer. Einer von ihnen reichte Gron,
der sie immer noch mit seinem Glick fixierte eine lange Schmiedezange. Dieser
ergriff sie sodass das Metall, welches davon gehalten wurde nicht daraus fiel.
Er hielt es ihr vor die Nase dass sie die Hitze des glühenden Zahnrads spüren
konnte Der orange-roten Farbe zufolge war es erhitzt worden um weich zu werden
und geschmiedet zu werden. Ihr Atem ging stoßweise und sie starrte auf das
Zahnrad, das einer Maschine genutzt von Charr in der Mechanik und Symbol für
die Eisenlegion. Sie begann wild zu zappeln versuchte auszutreten und sich zu
entziehen. „Nein, nein!“ schrie sie hysterisch und hörte nicht auf bis Gron
seine Männer anwies sie fest zu halten. „Sie zappelt mir zu viel, dabei will
ich ihr doch nur ein Andenken hinterlassen.“ Meinte er lachend während die beiden anderen
Katzenviecher sie ruhigstellten, sodass sie keine Möglichkeit hatte das
Kommende zu verhindern. Sie sah direkt in die giftgelben Augen des Charr
während dieser die Zange und somit das Zahnrad senkte und schließlich auf ihre
Haut drückte. Sie schrie, schrie vor Schmerz und aus vollster Seele bis ihr
Hals begann zu brennen und ihre Lungen kein bisschen Luft mehr übrig hatten.
Schließlich war der Schmerz einfach zu heftig als das sie es länger ertragen
könnte. Die Dunkelheit umfing sie erneut wie eine warme Decke, sie zu
betten und zu schützen vor den Qualen.
Sie schreckte hoch, nur um sogleich wieder zurück zu sinken. Es fühlte sich an
als hätte man sie zertrümmert, jeden einzelnen Knochen gebrochen und sie wie
ein Häufchen Asche einfach zusammengeputzt. „Bleib liegen. Die braucht mehr als
Ruhe“ Mit der Stimme erkannte sie auch, dass sie sich nicht mehr auf kaltem
Stein befand sondern auf einer Liege. Soweit sie sich umsehen konnte, erkannte
sie ein paar einfache Möbelstücke in einem kleinen Raum. Doch selbst den Nacken
zu recken tat weh weshalb sie es ließ. „Sie haben dich ganz schön zugerichtet.
Du hattest Glück dass wir dich schnell gefunden haben.“ Ellinor schnaufte nur…schnell gefunden? Doch
sie konnte nicht umhin die Augen auf die Charrdame zu richten, die offenbar
ihre Wunden versorgt hatte und sie hierher gebracht hatte. „Ich werde mir
dieses Mistvieh vorknöpfen!“ fluchte Elli und wollte sich dabei aufrichten.
Doch sie wurde sanft wieder zurück auf die Liege gedrückt. „Nein, das wirst du
nicht. Er wird seine gerechte Strafe bekommen, dafür werde ich sorgen.“ Gerecht?
Was war schon gerecht, was konnte wieder gut machen was geschehen war, wer gab
ihr das zurück, was sie aufgegeben hatte? Bevor sie verzweifelte schluckte sie
und schüttelte den Gedanken hab. „Warum
helft ihr mir?“ fragte sie ungläubig dabei. „Weil du nichts falsches getan
hast, Kleine. Und weil Gron Stahlhieb
ein außergewöhnlich schlechtes Beispiel für mein Volk darstellt.“ Die Stimme war wie ein Reibeisen, aber dabei
im Klang beruhigend. „Wie habt ihr mich gefunden?“ fragte das Mädchen weiter. „Das
ist jetzt nicht mehr wichtig. Wichtig ist das ich dich gefunden habe und sich
um deine Verletzungen gekümmert wird. Du wirst wieder in Ordnung kommen.“ In
Ordnung war wohl letzten Endes Definitionssache. „Du hast uns etwas wertvolles
gebracht und dafür werde ich dich ein paar Dinge lehren, sobald du wieder auf
den Beinen bist“, sagte die Charr und da staunte das Menschlein nicht schlecht.
„Ich kann also bleiben?“ fragte sie ungläubig. „Ja, du bleibst. Und jetzt
Schlaf, du brauchst alle Ruhe die du bekommen kannst. Die Wunden müssen heilen,
Kleine. Schlaf.“
Als hätte ihr Körper nur darauf gewartet schlossen sich sogleich die Augen und
sie sank in einen tiefen traumlosen Schlaf.
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Dass ich mich doch wieder daran erinnern müsste hätte ich nicht erwartet. Diese
und andere Dinge spuken nun seit Stunden wieder und wieder durch meinen Kopf.
Schreie durchziehen die Nacht ebenso wie das Klirren von zerbrochenem Glas und das
Kratzen an den Innenmauern der kleinen Wohnung die ich bezogen hatte in dem
Plan etwas zu finden und nicht noch mehr zu verlieren. Ein Albtraum aus dem ich
nur zu gern erwachen würde. Doch der Schnitt des Dolches am Bein macht mir,
ebenso wie der Abdruck des Zahnrads, deutlich, dass es kein Traum ist, dass es
kein Entrinnen gibt, dass es niemals ein Entrinnen geben wird. Es gibt kein
Versteck mehr, keine Maske der Moral mehr sondern das hier ist Überleben. Ich
wollte es nicht wahr haben, versuchte zu sehr einem Ideal zu entsprechen,
welches mir vorgegeben wurde, hatte es niemals hinterfragt, niemals
angezweifelt. Und nun stelle ich fest dass der Plan mit dem ich diese Stadt
betrat auf einer Lüge errichtet wurde. Und mit dieser Lüge zerbricht das, was
ich für das höchste Ziel hielt, Gerechtigkeit basierend auf der Idee von dem
was Gut und Böse ist. Ich habe versucht die Welt in Schwarz und Weiß zu sehen,
habe mir sagen lassen wie wichtig es ist die Grenzen niemals zu überschreiten.
Und das obwohl, oder gerade weil ich das schon getan habe. Denn die weiße Weste
war eine hübsche Illusion die verhüllen sollte was sich hinter der Maske
verbirgt.
Ich kann diese Weste nicht mehr tragen, kann diese Lüge nicht mehr erzählen.
Ganz egal was es für eine Enttäuschung sein mag, ich lebe immer noch. Und obgleich
ich mich manchmal nach dem Frieden sehne, den der Tod mit sich bringt, so ist
es doch am Ende nicht vorbei. Es wird niemals vorbei sein. Ich muss Tommy
finden! Das ist keine weitere Lüge, das ist es was mich hier hält, dass was
mich um mein Überleben bangen lässt, die Angst in mir schürt und mich dadurch
stärker macht, viel stärker als ich es je gewesen bin. Ich werde ihn finden,
werde nicht zulassen dass er diese Welt so sehen muss wie ich sie sehe. Denn
wenn die Zeit sich dem Ende neigt stellen wir womöglich fest, dass jeder von
uns den Tod und noch Schlimmeres verdient.
Diese unausweichliche Wahrheit wird ihn früh genug einholen. Aber er
wird leben. Und ich werde ihn nach Hause bringen, koste es was es wolle. Wenn es die Schatten sind die mich zu ihm
führen, dann werde ich ihnen folgen. Meine Hände sind nicht so sauber wie ich
es mir des Öfteren einrede und so macht es nun keinen Unterschied mehr.