Der schwache Schein aufstrebender, morgendlicher Sonnenstrahlen, tauchte den verwaisenden Ruinenkomplex in eine geisterhafte Silhouette aus blutigem Rot. Mitternächtliche Schatten erklommen die kahlen Mauern und projizierten fantastische, natürliche Gebilde in den kalten Stein. Sonor untermauert von dem erquickenden Plätschern eines wilden Baches, bot die Kulisse ein prachtvolles Erwachen von Fauna und Flora. Rücklings gegen einen stützenden Pfeiler gelehnt, küsste das aufkeimende Licht unter warmen Zungen, die dunkle Haut des Sylvari. Immobil harrte Yero jener Arie der Natur und beobachtete still den tonlosen Schlagabtausch zwischen Licht und Finsternis. Unbewusst drängte eine penetrante Frage in den Mahlstrom seiner Gedanken. Auf welcher Seite in jenem Zyklus befand er sich gegenwärtig? Vermutlich verhalf tristes Grau zu der wohl naheliegenden Antwort.
Sein vergangenes, kurzes Leben wurde einer radikalen Wandlung unterworfen, dem obligatorischem Austausch von Tag und Nacht nicht unähnlich. Die bisherigen Schemen der Finsternis, schrammten einen schillernden Kegel aus gleißendem Licht und warfen fragwürdige Schatten an die bröckelnden Mauern seines Bewusstseins. Mit der prekären Ausnahme, dass jener Prozess weniger schleichend, sondern mit einem abrupten, schmerzhaften Prankenhieb einherging. Die Spinne wurde rigoros vom seidenen Faden getrennt und über eine unendliche Weite, taubehafteten Grases gejagt. Nunmehr blieb vorerst die einzig fundamentale Option: Überleben.
In geisterhaften Fanfaren, brannte das helle Azur seiner Iriden durch die weichende Morgendämmerung. Ein kleines Regiment, auf rudimentärste Art und Weise geschnitzter Pfeilspitzen, weilte unweit des provisorischen Bogens. Der winzige Trost, jener markante Tropfen auf dem heißen Stein, kreiste um die Tatsache, dass Chatine die Bürde nicht alleine trug. Die schwarze Witwe überwachte den von scharfen Fels gesäumten, düsteren Pfad. In ihren Fähigkeiten sicherlich beachtenswert, wusste er eine kampferprobte Streiterin an seiner Seite.
Einem scheuen Windhauch gleich, touchierte sein gleißendes Augenpaar das ruhende Konterfei der Menschenfrau. Dummerweise trachtete jene erhabene Spezies, im eventuellen Genuss des Sieges danach, den Alliierten bei lebendigem Leib zu verspeisen. Ein Privileg, welches Yero ihr keinesfalls zugestehen würde.
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